29.03.2024

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Heimat

Ausflug durch die Buchheide

Die Ortschaften der Buchheide im Umland von Stettin wie sie einmal waren und ihre Geschichte

Brigitte Klesczewski
13.03.2023

Eine weitere Station unserer Reise durch die Buchheide ist Podejuch, gelegen zwischen dem Höhenrücken der Buchheide und dem Ostufer der Reglitz. Der Ortsname ist nicht nur merkwürdig, sondern verwundert auch viele, die ihn zum ersten Mal hören. Spaßeshalber nennt man ihn auch Juch de Po und erzählt, dass es dort einen Mönch gegeben hätte, der so schön juchen = lachen konnte.

Der Ortsname soll aber aus dem Slawischen stammen und auf seine Lage am Wasser hindeuten. Erst 1328 taucht der Ort in einer Urkunde auf. In ihr wird erwähnt, dass der pommersche Herzog Otto I. (1279–1344) das Dorf Podejuch und seine Umgebung der Stadt Stettin schenkte. Es unterstand somit der Gerichtsbarkeit der Stadt. Im Jahr 1847 wurde die Bindung gelöst und die Besitzansprüche mit den Gerechtsamen gingen auf den preußischen Staat über. Die erste Kirche ist in Podejuch im späten Mittelalter erbaut worden. Sie war, wie alle in pommerschen Walddörfern stehenden Gotteshäuser, aus Feldsteinen errichtet worden.

Die in dieser Gegend vorkommenden Kreide-, Ton und Quarzvorkommen ließen Industriebetriebe ansiedeln. Der Ausbau der Podejucher Chamotte-Fabrik und die Gründung der Finkenwalder Zementfabrik zogen immer mehr Industriearbeiter an, sodass aus einem kleinen Dorf mit landwirtschaftlich geprägter Bevölkerung allmählich eine Industriearbeiter-Ortschaft wurde.

Bedeutung hatte auch der Bau der Pionierkasernen. Die von Stettin nach Küstrin verlaufende Eisenbahnstrecke, die 1876 gebaut wurde und Dampferfahrten auf der Ostoder und der Reglitz nach Stettin, ließen Podejuch nahe an die pommersche Hauptstadt rücken. Wohlhabende Stettiner entdeckten die reizvolle Lage des Ortes für sich und es entstanden Villenviertel.

Zur Zeit Friedrichs II. wurden die Oderbrüche urbar gemacht und kolonisiert. Es entstand der östlich gelegene Ort Friedensburg bei Podejuch und südlich gelegen auf Podejucher Gemarkung die Kolonie Kyowstal, das spätere Finkenwalde. Die Gründung von Finkenwalde fällt also in die Epoche der Urbarmachung und Besiedlung des Oder-Warthe-Netze Bruches. Friedrich II. hatte damit im Frieden eine ganze Provinz erobert.

Das Gemeindegebiet setzte sich ursprünglich aus zwei Ortsteilen zusammen, aus dem an Podejuch grenzenden Finkenwalde und aus dem an Altdamm grenzenden Kyowstal. Der Ortsteil Finkenwalde wurde 1750 als sogenannter Oderbruch Entreprise von dem Dorf Podejuch, das bis 1525 zu den Klostergütern des Stettiner Johanniterordens gehörte, abgetrennt.

Kyowstal gehörte dagegen ursprünglich zu Altdamm. Es war ein Vorwerk des Gutes Damm, das Bogislaw I. um 1176 dem Kloster Kolbatz schenkte. Bis zum Jahr 1850 war Finkenwalde Erbzinsgut des Johanniter Klosters in Stettin. Danach wurden Finkenwalde und Kyowstal zu einer Gemeinde.

Im Jahr 1852 wurde das Gut Kyowstal parzelliert. Um die Jahrhundertwende war vom Restgut Finkenwalde nur noch das Herrenhaus mit darum liegenden kleinen Ländereien übriggeblieben, die zum Gartenland wurden. In der nationalsozialistischen Zeit wurde das Gutshaus von der Bekennenden Kirche als Prediger Seminar genutzt.

Malerische Kreideseen

Auf der Straße von Finkenwalde nach Podejuch liegt die verlassene Katharinenhofer Kreidegrube mit dem smaragdgrünen Herthasee. Der Villenvorort Finkenwalde war bis Anfang des Zweiten Weltkrieges mit der Straßenbahnlinie 1 bis zum Flughafen und anschließend mit dem Omnibus, der weiter bis Hökendorf fuhr, zu erreichen.

Finkenwalde hatte einen Bahnhof. Hier hielten Züge, die weiter auf der Strecke Stettin-Stargard oder Stettin-Gollnow fuhren. In Finkenwalde endete die Kleinbahn, die über Hökendorf, Hohenkrug, Kolbatz bis nach Neumark führte.

Hökendorf, das die Nachbardörfer oft Zickentirol nannten, ist eine deutsche Ansiedlung. Im Jahr 1274 verkaufte der Ritter Jacob von Staffelde das Dorf an das Kloster Kolbatz, und zwar unter der Angabe von Grenzen, wie sie der Ritter Rudolf von Zedelin dereinst selbst den ersten Bewohnern angewiesen hatte. Das Landgut der Familie Dohrn war ursprünglich Eigentum der Hökendorfer Kirche.

Besonders erwähnungswert sind die gärtnerischen Gutsanlagen mit einer ausgezeichneten Obstkultur. Zum Dohrnschen Gut gehörte ein ausgedehnter Park in Richtung Finkenwalde, der von Lenné mitgestaltet worden war. Hökendorf wurde besonders durch den Zoologen Anton Dohrn bekannt, Gründer und Leiter der Zoologischen Station in Neapel, die auch heute nicht an Bedeutung verloren hat (siehe Pommersche Zeitung Nr. 39 vom 30. September 2022).

Das Waldgut der Familie Zitelmann liegt mit seinen sechs Meter dicken Eichen am Südrand des Dorfes. Von dort führt ein Weg zur Försterei Hökendorf. Sie ist das Ziel vieler Wanderer, denn von dort genießt man einen weiten Blick ins Odertal.

Die Kirche ist ein Findlingsbau des späteren Mittelalters. Sie ist stark verbaut, sodass zeitlich bestimmbare Bauformen an Fenstern und am Portal nicht mehr vorhanden sind. Im Westen steht ein Holzturm. In der Wetterfahne steht das Jahr 1697. Durch den Ort fließt die Beek, der Hökendorfer Bach.

Zahlreiche Naturdenkmale

Die Hökendorfer Volksschule wurde nach Hindenburg benannt und stammt aus den 1920er Jahren. Auf den Schulausflügen lernten die Schulkinder die Naturdenkmale wie die Eiche am Hundepfahl oder die Prinzeneiche, nicht weit vom Herthasee entfernt, kennen. Beim Weg zum Blocksberg wurde der Große Stein bewundert. Seine Länge beträgt 4,45 Meter, die kleinste Breite weist 3,25 Meter auf. Bekannt ist ihnen auch der Pionier- und der Wiegenstein.

Viele ihrer Ausflüge enden dann in der beliebten Gaststätte Pulvermühle. Im Jahr 1274 wird diese Mühle in der Gründungsurkunde von Hökendorf als Wassermühle erwähnt. Die Pulvermühle war zuerst eine Kornmühle. Sie wurde dann später bis zum Jahr 1600 eine Kupfermühle. Im Jahr 1659 brannte sie ab. Im Jahr 1818 wurde aus ihr eine Pappmühle. Sie stellte für die Portland-Zementfabrik das zum Auskleiden der Fässer erforderliche grobe Papier her. Erst seit 1878 wurde aus dieser Mühle ein Lieblingsziel der Stettiner.

• Info Im heutigen Hökendorf sind die Naturschönheiten geblieben. Ansonsten wurde der Ort während der Kämpfe um Stettin im März 1945 schwer zerstört. Überspannt wird er von der Brücke der Autobahn A6, die eine Höhe von 22 und eine Länge von 242 Metern hat. Die Buchheide ist auch heute ein Ausflugsziel für die Stettiner. Der Waldpark Hökendorf [Szczecin, Park Leśny Klęskowo] bietet zahlreiche Freizeitmöglichkeiten.


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