17.07.2025

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Buntes Treiben in Allenstein: Zahlreiche Händler bieten an ihren Ständen Produkte aus der Region an
Foto: D.K.Buntes Treiben in Allenstein: Zahlreiche Händler bieten an ihren Ständen Produkte aus der Region an

Allenstein

Die Altstadt lädt dazu ein, neu entdeckt zu werden

Belebung des historischen Zentrums als Ziel – Politiker, Geschäftsleute und Bürger ziehen seit diesem Sommer an einem Strang

Dawid Kazanski
16.07.2025

Die Altstadt von Allenstein beginnt sich in diesem Sommer spürbar zu erholen. Nach den vergangenen, von der Pandemie und Inflation geprägten Jahren, in denen Gastronomen und Geschäftsleute über schwindende Besucherzahlen, mangelnde Veranstaltungen und vernachlässigte Infrastruktur klagten, setzt die Stadtverwaltung nun konkrete Maßnahmen um, die frischen Wind bringen.

Stadtpräsident Robert Szewczyk zeigt dabei sowohl Entschlossenheit als auch Offenheit. Im direkten Dialog mit Anwohnern und Unternehmern werden Probleme benannt, und es wird gemeinsam nach Lösungen gesucht. Und erste Ergebnisse sind bereits spürbar.

Wesentlicher Baustein der Wiederbelebung ist die verbesserte Erreichbarkeit der Altstadt. Die Einführung nächtlicher Straßenbahnfahrten zwischen den südlich gelegenen Stadtteilen und dem Zentrum ermöglicht auch abendliche Besuche. Gleichzeitig wurden die Bedingungen für die Außengastronomie gelockert, was vielen Restaurants erlaubt, Biergärten zu betreiben. Das verleiht dem historischen Stadtkern einen fast mediterranen Charme.

Einen entscheidenden Beitrag zur Neubelebung der Stadt leistet die neu eingeführte Stelle eines Koordinators für die Entwicklung des Innenstadtbereiches, der die Altstadt ganzjährig betreut. Es handelt sich um ein aktives Bindeglied zwischen Stadtverwaltung, Künstlern, Geschäftsleuten und Bewohnern. Das Management behandelt konkrete Problemfelder, plant Veranstaltungen, stimmt Genehmigungen effizienter ab und kümmert sich um die ästhetische und funktionale Aufwertung des öffentlichen Raums. Es sorgt dafür, dass Maßnahmen nicht isoliert, sondern im städtischen Gesamtbild gedacht werden: von der Beleuchtung über die Reinigung bis hin zur Einrichtung des Stadtraums. Auch kleinere Details wie die Entfernung beschädigter Werbetafeln, neue Wegweiser oder saisonale Dekorationen fallen in diesen Aufgabenbereich.

Das Ziel ist klar: eine lebenswerte, attraktive und ganzjährig belebte Altstadt zu schaffen. Gleichzeitig bringen sich auch die Unternehmer der Altstadt aktiv ein und haben eine Liste konkreter Forderungen an den Stadtpräsidenten übergeben. Sie drängen unter anderem auf finanzielle Mittel zur Sanierung der historischen Hausfassaden, deren gegenwärtiger Zustand vielerorts den Eindruck von Vernachlässigung hinterlässt. Auch das schwache oder fehlende Licht in abgelegeneren Gassen wird als Problem benannt. Für viele Betreiber ist das nicht nur ein Sicherheitsaspekt, sondern auch eine Frage der Atmosphäre. Zudem schlagen sie die Einführung ganzjähriger Außengastronomie vor. Gemeint sind feste, beheizbare Biergärten, die auch in der kalten Jahreszeit Gäste anziehen könnten. Ein zentrales Anliegen bleibt die bessere Anbindung der Altstadt an andere Stadtteile mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Denn ohne gute Erreichbarkeit bleiben selbst die besten Angebote ungenutzt.

Das Resultat der jüngsten Bemühungen ist ein reiches Sommerprogramm mit rund 150 kostenlosen Veranstaltungen, das Besucher aller Altersgruppen anzieht. Besonders erfolgreich waren in diesem Zusammenhang Unterhaltungsangebote rund um den Kindertag, die nicht nur die Altstadt füllten, sondern auch den Gastronomen einen spürbaren Umsatzschub bescherten. Ein positives Signal, das Hoffnung macht.

150 kostenlose Veranstaltungen
Ein weiterer Höhepunkt ist der neu eingeführte Sonntagsmarkt, der in den Sommermonaten in der Altstadt stattfindet. Hier präsentieren lokale Produzenten und Handwerker ihre regionalen, saisonalen und mit viel Herzblut hergestellten Waren. Frische Kräuter, handgemachte Seifen, Käse von kleinen Höfen oder Honig direkt vom Imker – der Markt bietet ein authentisches Erlebnis für Einheimische wie Touristen.

Die Stadt erhebt keine Standgebühren, sofern die Produkte den hohen Qualitätsanforderungen entsprechen. Das fördert die Vielfalt des Angebots und unterstützt kleine Betriebe auf nachhaltige Weise. Auch die gastronomische Landschaft selbst verändert sich. Mit dem „Orient Café“ wurde beispielsweise ein neues, familiengeführtes Lokal eröffnet, das orientalische Aromen mit Reiseleidenschaft verbindet. Bald wird auch die beliebte Pfannkuchenkette „Manekin“ in das historische Kino „Awangarda“ einziehen. Das lässt sich als ein Zeichen dafür verstehen, dass Unternehmer wieder an das Potential der Altstadt glauben, die nun Schritt für Schritt zu einem lebendigen, kulturell vielfältigen Ort wird. Die Herausforderungen sind groß. Insbesondere im Winter braucht die Altstadt neue Initiativen. Doch erstmals seit Langem arbeiten Stadtverwaltung, Geschäftsleute und Bewohner gemeinsam – mit Ideen und dem festen Glauben daran, dass das Allensteiner Herz wieder höherschlagen kann. Die Altstadt lädt somit dazu ein, neu entdeckt zu werden.


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