Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Die preußischen Könige kannten für Meister Petz keine Gnade, aber die Wappentiere Ostpreußens schützten sie vehement
Wenn es um Wildtiere ging, welche den Menschen oder der Landwirtschaft in ihrem Reich schadeten, kannten die preußischen Herrscher kein Pardon. So wurden Jahr für Jahr um die 600 Wölfe im Zuständigkeitsbereich der Königsberger Kriegs- und Domänenkammer getötet. 1724 befahl Friedrich Wilhelm I. zudem, die zu einer Plage gewordenen Feldhamster auszumerzen. Und Friedrich der Große wiederum ordnete auch die drastische Reduzierung der Biberpopulation an, weil die Nager die Stabilität der Deiche gefährdeten.
Außerdem wurde Friedrich II. bereits wenige Monate nach seiner Thronbesteigung im Mai 1740 noch mit einem anderen Problem konfrontiert: Der Oberjägermeister Georg Christoph Graf von Schlieben meldete, dass sich in Ostpreußen „verschiedene Bären anfinden, die da viel Schaden tun“. Tatsächlich drangen die Tiere immer wieder in die Dörfer ein und rissen dort Kälber und Schafe oder plünderten die Bienenkörbe, was für die arme Landbevölkerung schlichtweg existenzbedrohend war. Nach drei Tagen Bedenkzeit schrieb der König am 28. Oktober 1740, er könne die „sich mehrenden Bäären“ nicht länger tolerieren. Deshalb bliebe ihm hinsichtlich dieser „culturschädlichen Thiere“ nur eine Entscheidung: „Ich wil als daß dieselben brav tod geschoßen werden sollen.“ Infolgedessen schwärmten die Forstleute aus, um die Bären zu vernichten. Allerdings dauerte es dann noch geschlagene 64 Jahre, bis der allerletzte Meister Petz von Ostpreußen in einem Waldgebiet bei Puppen östlich von Ortelsburg zur Strecke gebracht wurde.
Ganz anders die Maßnahmen zum Schutz der Elche. Die Wappentiere Ostpreußens waren nach ihrer Ausrottung im übrigen Deutschland auch im Nordosten von Brandenburg-Preußen immer seltener geworden. Angesichts dessen gab Friedrich Wilhelm I. 1728 Order, das Elchwild im Umkreis von 45 Kilometern rund um Königsberg zu verschonen. Drei Jahre später erweiterte er den Radius der Schutzzone auf 90 Kilometer.
Kein Elchfleisch in der Küche
Während des Siebenjährigen Krieges von 1756 bis 1763 schrumpfte der Elchbestand in Ostpreußen dann von etwa 700 auf nur noch sieben Tiere. Daraus resultierte ein generelles Abschussverbot durch Friedrich den Großen während der Jahre von 1764 bis 1767. Und auch danach waren die zur Elchjagd Berechtigten angehalten, freiwillig auf diese zu verzichten. Nach dem Tod des Alten Fritz im August 1786 setzte sein Nachfolger Friedrich Wil-helm II. diese Politik fort, indem er anordnete, die Elche „sechs Jahre gänzlich zu schützen“ und kein Elchfleisch mehr in der Hofküche zu verarbeiten.
Durch all diese Maßnahmen zählte man um 1800 herum wieder an die 500 Elche in Ostpreußen. Allerdings führten der Durchzug des napoleonischen Heeres und die Revolutionswirren von 1848 dann zu einem erneuten Rückgang des Bestandes bis auf 16 Tiere, sodass die preußischen Könige nochmals intervenieren mussten. Friedrich Wilhelm III. initiierte die organisierte Zucht von Elchen, und unter Friedrich Wilhelm IV. entstand 1851 das erste ständige Elchschonrevier im Bereich der Oberförsterei Ibenhorst.
Wilhelm I. verhinderte dann seinerseits 1874 den Bau einer Chaussee durch dieses Waldgebiet. Und auch Wilhelm II. engagierte sich zugunsten der Elche. Unter seiner Ägide wurde 1897 die Jagdzeit für männliche Elche auf den September beschränkt, während weibliche Tiere überhaupt nicht mehr geschossen werden durften. Zudem erklärte der preußische König und deutsche Kaiser die Reviere Ibenhorst, Tawellningken und Nemonien im Jahre 1906 zu Elchgehegen. Zu diesem Zeitpunkt streiften bereits wieder um die 700 Elche durch die Landschaft der Kurischen Nehrung sowie die Niederungen des Pregels und die Erlenbruchreviere des Memel-Deltas. Und im Sommer 1914 gab es in Ostpreußen sogar um die 800 der majestätischen Großhirsche.
Doch dann führte das Wildererunwesen während des Ersten Weltkrieges und der chaotischen Zeit danach zur schnellen Reduzierung des Bestandes auf etwa 200 Tiere. Die Rettung brachte diesmal eine Verordnung des ostpreußischen Oberpräsidenten Ernst Ludwig Siehr, der den Elch 1920 zum „Naturdenkmal“ erklärte und eine fünfjährige Schonzeit verfügte. Später wurde auf Betreiben des preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun ein Elchrückzugsgebiet bei Tawellningken festgelegt. Außerdem erfolgte am 12. September 1937 die Einrichtung des Reichsnaturschutzgebietes Deutscher Elchwald, das sich über 46.550 Hektar östlich und südöstlich des Kurischen Haffs erstreckte. Infolgedessen lebten 1930 bereits 1070 Elche in Ostpreußen und Anfang 1945 wurden gar 1500 Tiere gezählt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Annexion durch Polen und die Sowjetunion verschwanden die Elche aufgrund der neuerlichen Wilderei fast völlig aus der Region. Eine Neuzuwanderung von Tieren aus Litauen und Weißrussland erfolgte erst ab Mitte der 1960er Jahre. Ein Übriges taten dann strenge Gesetze zum Schutz der Elche. Heute gibt es wieder zirka 1000 Elche rund um das Königsberger Gebiet und um die 4000 Tiere in Ermland-Masuren.