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Im Unterschied zur Schweiz oder zu Finnland steht die Bundesrepublik in Sachen Schutzräume gegen Massenvernichtungswaffen praktisch nackt da – Und Besserung ist kaum in Sicht
Angesichts der Eskalation der Berlin-Krise rief der US-amerikanische Präsident John F. Kennedy seine Landsleute im Herbst 1961 dazu auf, Atombunker auf ihren Grundstücken zu errichten. Diesem Appell folgten aber letztlich nur drei Prozent aller Haushalte in den Vereinigten Staaten, was neben den Kosten auch am allmählichen Verfliegen der Atomkriegshysterie lag. In unseren Tagen jedoch gelten nukleare Angriffe vielen Menschen wieder als ähnlich denkbar wie in den heißesten Phasen des Kalten Krieges.
So befragte die Washingtoner Denkfabrik Atlantic Council 357 Experten aus 47 Ländern, wie die Welt in zehn Jahren aussehen könnte. Darauf äußerten 48 Prozent der Konsultierten ihre Überzeugung, dass es bis 2035 zu einem Einsatz von Atomwaffen kommen werde. Vor diesem Hintergrund wächst nun auch das Interesse an unterirdischen Zufluchtsmöglichkeiten für die Allgemeinbevölkerung im Falle von Atomschlägen. Dabei gibt es zwei Länder, welche bereits in der Vergangenheit dafür sorgten, dass sie in ausreichendem Maße Atombunker besitzen. Das sind Finnland und die Schweiz.
In unserem südlichen Nachbarland entstanden seit der Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzes im Jahr 1962 370.000 Schutzräume mit Platz für 9,3 Millionen Menschen. Dafür hat das Bundesamt für Zivilschutz zwölf Milliarden Franken investiert, was in Euro etwas mehr als der gleichen Summe entspricht. Weil die Schweiz nur 8,9 Millionen Einwohner hat, liegt der Deckungsgrad bei mehr als 100 Prozent, weshalb hier vom „Goldstandard“ beim Bunkerbau die Rede ist.
Zuckerberg baut sich Superfestung
Ähnlich stellt sich die Situation in Finnland dar, wo seit dem Zweiten Weltkrieg alle öffentlichen Gebäude und größeren Häuser Schutzräume haben müssen, die vielfach bis zu 30 Meter tief in den Granitboden hinabreichen. In den rund 500 Bunkern allein in Helsinki sollen ebenfalls deutlich mehr Menschen unterkommen können, als in der finnischen Hauptstadt leben. Recht engagiert ist man derzeit außerdem in Estland. Hier entstehen seit 2022 neue, mit blauen Dreiecken auf orangefarbenem Untergrund gekennzeichnete Schutzräume.
Dagegen beschränkt sich der beginnende Bunker-Boom in den USA bislang eher auf die Superreichen. So lässt sich der Gründer und Vorstandsvorsitzende des US-Internetkonzerns Meta Platforms, Mark Zuckerberg, der mit seinem derzeitigen Vermögen von 177 Milliarden US-Dollar der viertreichste Mensch der Welt ist, auf der Hawaii-Insel Kauai eine Festungsanlage errichten, zu der auch ein 460 Quadratmeter großer atomschlagsicherer Bunker gehört – Kostenpunkt des Ganzen: mehr als 270 Millionen US-Dollar. Die einfachen Leute in den Vereinigten Staaten investieren im Vergleich dazu deutlich weniger in ihre Sicherheit. Einem Marktforschungsbericht der Agentur BlueWeave Consulting zufolge gaben sie 2024 ganze 137 Millionen Dollar für Schutzräume aus.
Noch prekärer ist die Situation in Deutschland, das sich auf dem Gebiet des Schutzes der Bevölkerung vor Angriffen mit Massenvernichtungswaffen heute als Entwicklungsland präsentiert. Zwar verordnete die Bundesregierung 1972: „Schutzbauten sollten für die gesamte Bevölkerung in Stadt und Land vorhanden und schnell erreichbar sein“, doch passiert ist bis zur formellen Einstellung des Schutzraumprogramms im Jahr 2008 so gut wie gar nichts. Und dann kam es sogar zu einer unkontrollierten „Rückabwicklung von öffentlichen Schutzräumen“. Die Folge ist, dass von den einstmals zur Verfügung stehenden 1967 Bunkern für 1,6 Millionen Zivilpersonen nach Angaben des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) lediglich noch 579 mit knapp 500.000 Plätzen zur Verfügung stehen – und das bei einer Einwohnerzahl von mehr als 83 Millionen.
Schwammiges Konzept
In ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Abgeordneten Thorsten Lieb, Christoph Meyer und Otto Fricke teilte die Bundesregierung am 20. Januar dieses Jahres zudem mit: „Eine unverzügliche Nutzung der 579 noch gewidmeten öffentlichen Schutzräume auf seinerzeit errichtetem Schutzniveau ist aufgrund fehlender Ersatzbeschaffungen von Ausrüstungen sowie eingestellter Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten nicht möglich. Die Anlagen sind weder funktions- noch einsatzbereit.“ Offenbar, um diesen beunruhigenden Umstand zu beschönigen, heißt es dann: „Im Gegensatz ... zu den Zeiten, als die noch bestehenden Schutzräume ... gebaut wurden, würde es heutzutage im Falle von Raketen- oder Drohnenangriffen zu deutlich kürzeren Vorwarnzeiten kommen, die im Bereich von wenigen Minuten liegen ... Daher bedarf es der Identifizierung von nähergelegenen Schutzmöglichkeiten.“ Daher prüfe die Bundesregierung „eine möglichst flächendeckende Verfügbarkeit von in Selbstschutz ertüchtigten Schutzräumen, insbesondere in Kellern von Wohnungen, Geschäften, Betrieben und öffentlichen Einrichtungen“.
Dazu sei im November 2024 eine „Bund-Länder-Arbeitsgruppe Schutzraumkonzept“ gegründet worden, welche die von ihr „hinsichtlich Nutzeneffizienz und Kosten stufenweise konzipierten und abgestimmten ... Konzeptbausteine jeweils zeitnah ... veröffentlichen“ solle. Das klingt extrem schwammig, und dürfte zudem auch nichts bewirken.
Zudem liegt Alicia Sanders-Zakre von der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen wohl richtig, wenn sie konstatiert: „Bunker sind in Wirklichkeit kein Mittel, um einen Atomkrieg zu überleben, sondern ein Mittel, um die Bevölkerung in die Lage zu versetzen, die Gefahr eines Atomkriegs psychisch zu ertragen.“ Doch auch mit Placebos lässt sich bekanntlich gutes Geld verdienen. Ein Beispiel ist das Deutsche Schutzraum-Zentrum, ein Unternehmen aus Fürstenfeldbruck, welches modulare Fertigteilbunker aus Stahlbeton in den Ausführungen Kompakt, Standard und Groß für sechs bis zwölf Personen anbietet, wobei der Preis von den Gegebenheiten vor Ort abhängt. Auf jeden Fall gehört zum Lieferumfang stets ein Trockenklo zum entspannten Aussitzen des Weltuntergangs.
Peter Wendt am 21.03.25, 15:48 Uhr
Schutzräume gab es, wenn auch im relativ bescheidenen Rahmen bis ca. 1990. Dazu kamen zahlreiche militärische Anlagen plus die Regierungsbunker.
Alles das ist noch vorhanden aber veraltet und zum Teil nicht mehr nutzbar. Der beste Schutz wäre jedoch, wenn es es erst garnicht zu einem Angriff auf Deutschland käme. Dafür bräuchte es eine langfristige Aussen u. Sicherheitspolitik die sich unbedingt auch an den Sicherheitsinteressen unserer Nachbarn in und ausserhalb Europas orientiert. Merkel und ihre Nachfolger, vor allem Frau Baerbock haben unsere aussenpolitischen Interessen mit Füssen getreten, teils aufgrund völliger Inkompetenz aber auch aufgrund ideologischer Verwirrungen, die uns nun teuer zu stehen kommen. Aber es hilft nichts wir müssen uns wieder „langfristig“ aufstellen.