Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Autofeindlicher Straßenumbau wird gnadenlos fortgesetzt – Ärger bei Bürgern wächst
An immer mehr Stellen der Stadt richten die Berliner Bezirke sogenannte Kiezblocks ein. Bislang ist der grün-regierte Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Vorreiter, wenn es darum geht, mit Pollern, Fahrradstraßen, Fußgängerzonen und Einbahnstraßen den Autoverkehr zu behindern. Allerdings hat Verkehrsstadtrat Christopher Schriner (Grüne) auch für Berlin-Mitte bis zu 24 neue Kiezblocks ins Auge gefasst. Allein von Sommer 2025 bis Frühjahr 2026 sollen im Innenstadtbezirk zwölf weitere davon eingerichtet werden. Eingebürgert hat sich bei Kritikern mittlerweile, in diesem Zusammenhang von „Pollerbü“-Kiezen zu sprechen.
Jüngstes und Berlins größtes Experimentierfeld dieser Art von Verkehrsberuhigung ist der Ostkreuzkiez in Friedrichshain-Kreuzberg. Grüne und SPD haben Ende Februar im Bezirksparlament ein Konzept vorgelegt, das die Gegend zwischen Gürtelstraße und Warschauer Straße für Autofahrer zu einem Labyrinth machen wird. Laut dem Verkehrskonzept sollen in dem Gebiet 30 Einbahn-Abschnitte, fünf Fahrradstraßen sowie acht Fußgänger- und Schulzonen ausgewiesen werden. Dazu kommen sechs Mittelstreifenbarrieren, Dutzende Richtungspfeile und jede Menge Poller.
Aus Sicht der Befürworter soll die angestrebte Verkehrsberuhigung zur Steigerung der Lebensqualität der Anwohner beitragen. Tatsächlich führen die Kiezblocks immer mehr zur Polarisierung. Im Ostkreuzkiez haben mehr als 2500 Bürger eine Online-Petition gegen das Konzept unterschrieben. Von der Verkehrsplanung zur Behinderung des Autoverkehrs sind unter anderem schwerbehinderte Menschen und Senioren betroffen, die aufs Auto angewiesen sind. Anwohner fürchten durch die neue Fußgängerzonen auch nachts noch mehr Lärm. Starke Ablehnung kommt zudem von Ladeninhabern und anderen Gewerbetreibenden, die das Wegbleiben von Kunden fürchten: „Wenn hier noch mehr Poller kommen und keine Autos mehr durchkommen, wird der Kiez endgültig unattraktiv für den Einzelhandel“, so der betroffene Betreiber eines Bekleidungsgeschäfts.
Auch Rettungskräfte warnen
Die Auswüchse des „Pollerbü“-Denkens waren inzwischen auch schon mehrmals Thema im Innenausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses. Erst vor Kurzem mahnte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD): „Die Bezirke müssen sehr genau gucken, wo sie eventuell auch wieder Poller beseitigen müssen.“ Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) sah sich zu einem Appell an die Bezirksämter genötigt, Poller wieder abzubauen, die in Notfällen zum Verkehrshindernis für Rettungssanitäter, Feuerwehr und Polizei werden. Die Senatorin warnt: „Es kann ja nicht sein, dass Einsatzkräfte womöglich dadurch behindert und so Menschenleben gefährdet werden.“
Selbst wenn sich Poller mit einem Feuerwehr-Dreikantschlüssel öffnen lassen, kostet dies in Notfällen Zeit. Markus Wiezorek, bei der Berliner Feuerwehr stellvertretender Abteilungsleiter Einsatzvorbereitung, sprach gegenüber dem rbb von einer Durchschnittszeit von etwa einer Minute, die das Lösen oder Umklappen eines Pollers benötigt. Sind Poller beschädigt, muss die Feuerwehr mitunter erst zum Trennschleifer greifen, um sich freie Fahrt zu verschaffen.