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Die Verkörperung des deutschen Autorenkinos. Der Regisseur Wim Wenders feiert seinen 75. Geburtstag
Ob „Himmel über Berlin“ und „Buena Vista Social Club“, „Paris, Texas“ oder „Der Stand der Dinge“: Wim Wenders gilt als einer der Vorreiter des Neuen Deutschen Films der 1970er Jahre und als einer der wichtigsten und einflussreichsten Vertreter des Kinos der Gegenwart. Am 14. August wird der gebürtige Düsseldorfer, der heute in Berlin lebt und in der ganzen Welt zu Hause ist, 75 Jahre alt.
Geboren als Sohn eines Arztes, studierte Wenders nach dem Abitur in Oberhausen zunächst vier Semester Medizin und Philosophie in München, Freiburg und Düsseldorf. 1966/67 inszenierte der filmbegeisterte Student mit „Schauplätze“ seinen ersten eigenen Kurzfilm. Es folgte ein einjähriger Aufenthalt in Paris, wo Wenders sich vergeblich an der Filmhochschule IDHEC bewarb. Mehr Erfolg hatte er an der Hochschule für Fernsehen und Film in München, wo er 1968 ein Studium aufnahm und seit 1993 als Professor unterrichtet.
Nach seinem Erstlingsfilm außerhalb der Hochschule „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ (1971) folgte 1977 der internationale Durchbruch mit „Der amerikanische Freund“. Seitdem arbeitet Wenders in Europa, den USA, in Lateinamerika und Asien und wurde weltweit auf Festivals mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter die Goldene Palme, der British Academy Film Awards, der Goldene Löwe in Venedig sowie Oscar-Nominierungen für die Dokumentarfilme „Buena Vista Social Club“ (1999), „Pina“ (2011) und „Das Salz der Erde“ (2014).
Wenders war der erste deutsche Regisseur seiner Generation, dem der Sprung in die USA und die Synthese von Massen- und Autorenkino gelang. Schon in den frühen Filmen treten die immer wiederkehrenden inhaltlichen Aspekte sowie die stilistischen und bildsprachlichen Charakteristika von Wenders' Werk klar hervor: das Ringen um das Zusammenspiel von Bild und Erzählung, sein Interesse an der genauen Beobachtung von Bewegungen – Fahrten, Ortsveränderungen, Reisen – und seine damit verbundene Neugier auf Landschaften und Atmosphären. Ferner spielt die Musik in seinen Filmen eine herausgehobene Rolle. Schließlich ist es auch insbesondere Wenders' Darstellung der Helden zwischen intimen Momentaufnahmen und bildgewaltigen Landschaftspanoramen, die seine Werke ausmacht.
Neben seinem Schaffen als Regisseur ist es insbesondere die Fotografie, die Wenders' Werk stets begleitet und ergänzt hat. Seine Fotografien sind seit den 1980er Jahren in Galerien und Museen auf der ganzen Welt ausgestellt worden. 2014 überreichte man Wim Wenders auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk. Heute kann der mehrfache Ehrendoktor, Angehörige der Akademie der Künste in Berlin und Präsident der Europäischen Filmakademie auf eine außergewöhnliche Karriere zurückblicken, innerhalb der es ihm gelang, europäische und amerikanische Filmtraditionen zusammenzuführen.
Wenders wird selbst Filmthema
Viel Aufmerksamkeit und weitgehend positive Kritiken erhielt Wenders' jüngster Dokumentarfilm, „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ (2018), der im Auftrag des Vatikan entstand: Darin begleitet er das Oberhaupt der katholischen Kirche auf dessen Reisen und lässt ihn Fragen zu Themen wie Migration, soziale Ungerechtigkeit, Familie und Glauben beantworten, die ihm von Menschen überall auf der Welt gestellt wurden.
Pünktlich zu seinem 75. Geburtstag wird Wim Wenders jetzt selbst Thema eines Films. Und stapft dafür durch seine eigene Bilder-Welt. Für „Wim Wenders, Desperado“ erhielten Dokumentarfilmer Eric Friedler („It Must Schwing! The Blue Note Story“) und sein Co-Regisseur Andreas Frege exklusiv die Möglichkeit, den Regie-Kollegen ein Jahr lang durch seinen bewegten Künstler-Alltag zu begleiten. Von Düsseldorf über Wien nach Paris bis in die texanische Wüste spürt der Film ikonischen Drehorten und Wendepunkten in Wenders' Werk als Regisseur, Produzent, Fotograf und Autor nach. Außerdem haben die Dokumentarfilmer viele seiner Weggefährten besucht, Schauspieler wie Willem Dafoe, Andie McDowell und Erika Pluhar. Andere Regie-Titanen wie Werner Herzog oder Francis Ford Coppola sowie Musiker wie Patti Smith oder Campino. Dabei versteigt sich der Tote-Hosen-Sänger zu der These, für ihn sei „Wim ein Punk“.
Der NDR und DasErste.de würdigen den Regisseur zum 75. Geburtstag mit einer exklusiven Werkschau. 28 Filme, mehr als 20 Kurzfilme, Porträts sowie Interviews mit Wegbegleitern und Zeitzeugen plus detaillierte Hintergrundinformationen gewähren bis zum 14. September einen intensiven Blick in Werk und Wirken des Künstlers: www.DasErste.de/wimwenders