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Kurz vor der atomaren Katastrophe – Ein Waffenstillstand legt jetzigen Kaschmir-Konflikt nur vorerst bei
Die Republik Indien und die Islamische Republik Pakistan führen seit ihrer Gründung im August 1947 wechselweise einen kalten oder heißen Krieg gegeneinander. Hauptverantwortlich hierfür ist der religiöse Gegensatz zwischen Hindus und Muslimen, welcher auch zum Kaschmir-Konflikt führte: Kaschmir und das benachbarte Jammu waren 1947 weitgehend muslimisch geprägt, was den Hindu-Maharadscha der Region aber nicht davon abhielt, Indien beizutreten.
Daraufhin wollten paschtunische Freischärler einen Anschluss an Pakistan erzwingen. Hieraus resultierte der Erste Indisch-Pakistanische Krieg, der im Januar 1949 mit der De-facto-Spaltung Kaschmirs in einen indisch und einen pakistanisch verwalteten Teil endete. Dem folgten der Zweite und der Dritte Kaschmirkrieg zwischen den beiden verfeindeten Mächten im Sommer 1965 beziehungsweise Frühjahr 1999. Diese Kriege erbrachten keine wesentlichen Veränderungen des Status quo in dem umstrittenen Gebiet am Fuße des Himalayas.
Operation unter falscher Flagge?
Allerdings begannen islamische Terrormilizen nun mit Unterstützung des pakistanischen Geheimdienstes Inter-Services Intelligence (ISI) im indischen Teil Kaschmirs einen Guerillakrieg gegen die Hindus zu führen, weswegen die Regierung in Neu-Delhi 2019 die Aufhebung des Autonomiestatus für Kaschmir und Jammu verfügte, was die Situation dann weiter verschärfte.
Zu den in Kaschmir aktiven Terrorgruppen gehört The Resistance Front (TRF). Auf deren Konto gingen zwischen April 2020 und Juni 2024 zwei Dutzend Anschläge mit 67 Todesopfern. Dann attackierte ein TRF-Kommando, dem der aus Kaschmir stammende Adil Hussain Thoker sowie die beiden Pakistanis Ali Bhai und Hashim Musa angehörten, am 22. April im Balsaram-Tal unweit der Stadt Pahalgam im Herzen von Kaschmir Hindu-Touristen aus ganz Indien und Nepal. Die drei und ihre Mittäter erschossen dabei kaltblütig 26 wehrlose Menschen, wobei sie akribisch darauf achteten, keine Muslime zu töten.
Die indische Regierung machte für das Attentat umgehend den ISI verantwortlich, woraufhin der pakistanische Verteidigungsminister Khawaja Muhammad Asif entgegnete, der Vorfall sei Teil der „hausgemachten Revolution“ der unterdrückten Muslime in ganz Indien. Gleichzeitig mutmaßte er, es könne sich aber auch um eine indische Operation unter falscher Flagge handeln, um einen Kriegsgrund gegen Pakistan zu schaffen.
Wasser als Waffe
Indien reagierte mit Militärschlägen gegen mutmaßliche Terrorcamps in Pakistan sowie diversen Sanktionen. Hierzu zählte nicht zuletzt die Außerkraftsetzung des Indus-Wasservertrages von 1960, der garantieren soll, dass genügend Wasser aus den Bergen des Himalayas nach Pakistan gelangt, weil ansonsten die Landwirtschaft der islamischen Republik zusammenbricht. Das wiederum birgt die Gefahr eines pakistanischen Angriffs mit taktischen Nuklearwaffen, weil die Regierung in Islamabad „jeden Versuch, den Wasserlauf zu stoppen oder umzuleiten, als Kriegshandlung“ betrachtet, welche die gesamte staatliche Existenz Pakistans bedrohe. Um der Warnung an Indien Gewicht zu verleihen, erfolgte Anfang Mai ein Test der Boden-Boden-Rakete Abdali, die auch Atomsprengköpfe tragen kann.
Diese Drohgebärden, auf die Indien mit großangelegten Zivilschutzübungen antwortete, erfolgten vor dem Hintergrund innenpolitischer Konflikte. Der Sturz des früheren Premierministers Imran Khan und dessen Inhaftierung spalten Pakistan – dazu kommen massive wirtschaftliche Probleme und die wachsende Inflation. Deshalb strebt das ohnehin schon sehr dominante Militär nach noch mehr Einfluss, um das Land aus der Krise zu führen.
China lauert im Hintergrund
Die neuerliche Konfrontation mit Indien könnte den Generälen den nötigen Rückhalt in der Bevölkerung verschaffen – sofern die pakistanischen Streitkräfte hier nicht den Kürzeren ziehen, was bei rein konventionell ausgetragenen Kämpfen durchaus passieren könnte.
Unabhängig von der Gefahr eines atomaren Infernos auf dem indischen Subkontinent birgt die neuerliche Eskalation zwischen Indien und Pakistan aber noch weitere Unwägbarkeiten. Die Volksrepublik China, welche selbst seit 1959 in Grenzstreitigkeiten mit Indien verwickelt ist und das Land auch als geopolitischen Konkurrenten betrachtet, steht auf der Seite Pakistans. Dies wiederum belastet das gegen die Dominanz des Westens gerichtete BRICS-Bündnis, dem sowohl China als auch Indien angehören.
Andererseits bieten der gute Draht zwischen Peking und Islamabad sowie die teilweise wirtschaftliche und außenpolitische Interessenkongruenz zwischen der Volksrepublik und Indien aber die Chance, dass das Reich der Mitte erfolgreich als Schlichter agiert. Den jetzigen Waffenstillstand vermittelten allerdings die USA, nachdem Pakistan massiv zurückschoss und einen Kampf „bis zum letzten Blutstropfen“ ankündigte.