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Vom Handwerks- zum Dienstleistungsberuf – Die Erfahrungen eines Bestatters in Duisburg
Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne: So weiß es der Volksmund zu berichten. „Ich bin noch nie im Blaumann im Betrieb herumgelaufen und habe den Hobel geschwungen“, berichtet Ulrich Kretschmer. Der Duisburger ist nicht nur ausgebildeter Tischlermeister, er führt auch – zusammen mit seinem Bruder Martin – in Duisburg das Bestattungsinstitut Kretschmer als Familienbetrieb.
Das Unternehmen wurde von Vater Heinrich Kretschmer im Jahre 1963 gegründet. Seit dem Jahre 1968 führte er es zusammen mit seiner Frau Ingrid – beide hatten zu der Zeit geheiratet. 2004/2005 stiegen dann die Söhne in das Unternehmen ein, Martin als Kaufmann, Ulrich als Schreinermeister. 2017 übernahmen sie das Beerdigungsinstitut Geschwister Surmund. Monika Herbrand leitete damals das Traditionsunternehmen. Da es keinen Nachfolger gab, verkaufte sie das Familienunternehmen an die Kretschmers. „Wir haben jetzt einen weiteren Standort und die Arbeitnehmer behalten. Dieser Standort kann jetzt sein 125-jähriges Bestehen feiern“, sagt der Bestatter.
Über lange Zeit waren kirchliche Bestattungen in Holzsärgen üblich. Da hat es vermeintlich oder tatsächlich Sinn ergeben, Ahnung von der Tischlerei beziehungsweise Schreinerei zu haben. Doch im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ist die Gesellschaft säkularer und „bunter“ geworden. Immer mehr Menschen treten aus den großen Volkskirchen aus, die Zahl muslimischer und andersgläubiger Menschen hat spürbar zugenommen. „Muslimische Bestattungen mache ich nicht“, berichtet Kretschmer, „da gibt es andere Beerdigungsriten.“
Auch die Beerdigungen als solche durchlaufen derzeit nach Kretschmers Worten einen Wandel: „Der Dienstleistungspart hat deutlich zugenommen. Wir erledigen beispielsweise Behördengänge und führen Trauerfeiern durch. Der Bestatter entwickelt sich vom Handwerks- zum Dienstleistungsberuf. Wenn der Computer nicht funktioniert, kann ich fast schon nach Hause gehen.“
Ein weiterer, neuer Trend ist dann auf dem Friedhof zu sehen. Nach Kretschmers Erfahrung gibt es immer mehr Feuerbestattungen, zum Teil aus Kostengründen, zum Teil aber auch aus Überzeugungssache. Bei den traditionellen Familiengräbern geht man die Verpflichtung ein, sich um die Grabstelle zu kümmern. Familien leben heute weit verstreut. „Da fehlt einfach die Tante, die drei bis vier Mal die Woche auf den Friedhof geht und die Blumen gießt“, so Kretschmer.
Es gebe immer mehr pflegefreie Beerdigungen, wie Kretschmer berichtet. Was ist darunter zu verstehen? Rasengräber, Baumgräber sowie Gemeinschaftsgräber nennt der Bestatter als Beispiele. Tischler stellen Möbel, Fenster und Türen (und eben auch Särge) her. „Wir haben allerdings nie Särge gebaut. Das liegt an den Lagerkapazitäten und an den Spezialmaschinen, die für uns zu teuer sind“, so Kretschmer, „wir beziehen unsere Särge von einer Spezialfirma in Kamp-Lintfort.“
Um den individuellen Vorstellungen der Kunden gerecht zu werden, gibt es am Standort einen Ausstellungsraum, in dem Mustersärge besichtigt und ausgewählt werden können. „Es gibt unterschiedliche Gesichtspunkte, auf die unsere Kunden Wert legen wie Blumenschmuck oder den Leichenschmaus“, sagt der Bestatter. Die hauseigene Trauerhalle sowie die Abschiedsräume sind eigene Angebote für Trauernde, die das Unternehmen bereithält, um einen würdevollen Abschied gewährleisten zu können.