Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Vor 20 Jahren starb der Oberbefehlshaber der US-Truppen im Vietnamkrieg Vier-Sterne General William Westmoreland
Der am 16. März 1914 in Spartanburg, South Carolina, zur Welt gekommene und vor 20 Jahren, am 18. Juli 2005, in Charleston, ebenfalls South Carolina, verstorbene Vier-Sterne-General William C. Westmoreland gilt als einer der umstrittensten US-Militärs. Der Absolvent der Militärakademie in Westpoint hatte eine erfolgreiche Kariere mit Einsätzen in Nordafrika und Westeuropa während des Zweiten Weltkriegs sowie im Koreakrieg hinter sich, als er 1964 in den Generalsrang befördert wurde. Kurz darauf ernannte man ihn zum formellen Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Südvietnam.
Mit einer sogenannten Abnutzungsstrategie (War of Attrition) gegenüber den südvietnamesischen Untergrundkämpfern von der Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams (NFB) in Verbindung mit einer großen Truppenaufstockung sorgte er für die endgültige „Amerikanisierung“ des Krieges. Unter Westmorelands Oberkommando kam es zu einem massiven Anstieg der zunächst noch Militärberater genannten US-Soldaten von 20.000 auf schließlich eine halbe Million bei seiner Entlassung im Juni 1968.
„Mann des Jahres“ 1965
Auslöser seiner Abberufung waren die groß angelegten Angriffe Nordvietnams und der NFB im Rahmen der Tet-Offensive vom 30. Januar bis zum 25. Februar 1968. Es war nicht zuletzt ein Ergebnis seiner Strategie des kombinierten massiven Einsatzes von US-Artillerie und -Luftwaffe, dass die Offensive militärisch abgewehrt werden konnte und schließlich mit schweren Verlusten des Gegners endete. Die Tet-Offensive, bei der die Angreifer an mehr als hundert Stellen gleichzeitig Städte und Gemeinden in Südvietnam am Tag des vietnamesischen Neujahrsfestes (Tet Nguyên Đán) angriffen, erwies sich jedoch wegen seiner psychologischen Wirkung als Wendepunkt des Krieges zugunsten der Angreifer. Denn der Überraschungsangriff, begleitet von Bildern von unerwarteten Verlusten, Zerstörung und Blutvergießen im US-amerikanischen Fernsehen, bewirkte einen Umschwung der öffentlichen Meinung in den USA. Die dort ausgestrahlte Tötung eines gefangengenommenen wehrlosen NFB-Kämpfers durch den südvietnamesischen General Nguyen Ngoc Loan vor laufender Kamera und ein entsprechendes publikumswirksames schockierendes Pressefoto des Associated-Press-Fotografen Eddie Adams schockierten die US-amerikanische Öffentlichkeit. Dies trug dazu bei, dass die bisher von einer großen Mehrheit der US-Amerikaner akzeptierte Rolle des entschlossenen Verteidigers westlicher Freiheit und Demokratie ins Wanken geriet.
Mit der Tet-Offensive offenbarte sich eine Realität des Vietnamkrieges, die mit Westmorelands optimistischen Lagebeurteilungen zum Kriegsverlauf und den täglichen Berichten über die hohen Verlustzahlen der gegnerischen Truppen nicht übereinstimmte. Dadurch verlor er das Vertrauen auch des demokratischen Präsidenten Lyndon B. Johnson, der sich unter dem Druck der öffentlichen Meinung schließlich zur Entlassung des Generals gezwungen sah. Zuvor hatte Westmoreland Johnson noch mit der Forderung nach weiteren 206.000 Mann sowie einer Mobilisierung der Reserveeinheiten konfrontiert
Ironischerweise wurde Westmorelands Forderung nach Ausweitung des Krieges auf die Nachbarländer Kambodscha und Laos zwecks Zerstörung der feindlichen Nachschublinien und Militärbasen zwei Jahre später im Rahmen der von Johnsons republikanischem Nachfolger ab 1969, Richard Nixon, proklamierten Strategie der Vietnamisierung des Krieges tatsächlich umgesetzt. Dies führte unter General Creighton Abrams zur Intensivierung der Luftwaffeneinsätze gegen nordvietnamesische Nachschubbasen und Aufmarschräume bei gleichzeitiger drastischer Reduzierung der US-Truppen in Vietnam.
Gescheiterte Kandidatur 1974
In moralischer Hinsicht bewies Westmoreland aber auch Standfestigkeit, als Enthüllungen über Kriegsverbrechen von US-Soldaten an der Zivilbevölkerung in einem südvietnamesischen Dorf, das sogenannte Massaker von My Lai vom 16. März 1968, die amerikanische Öffentlichkeit schockierten. Er widersetzte sich erfolgreich den Vertuschungsversuchen der neu gewählten Nixon-Regierung und bestand auf einer umfassenden und unparteiischen Untersuchung durch Generalleutnant William R. Peers, der 1969 zum Leiter einer gleichnamigen Untersuchungskommission ernannt wurde. 1970 veröffentlichte Peers einen umfangreichen Bericht über das Massaker. Westmoreland bemühte sich nach My Lai auch um die Aufklärung von zwei weiteren Massakern, Phong Nhi und Phong Nhat.
Westmoreland wurde aus Vietnam wegbefördert und fiel die Karriereleiter hinauf. Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1972 war er als Chief of Staff of the Army (Generalstabschef des Heeres) der ranghöchste Offizier der United States Army, blieb aber ohne großen politischen und militärischen Einfluss. 1974 scheiterte der „Mann des Jahres“ 1965 des „Time Magazine“ mit einer Kandidatur als Gouverneur seines Heimatbundesstaats South Carolina bereits bei den parteiinternen Vorwahlen der Republikaner.