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Sonderausstellung im Sudetendeutschen Museum in München zu den Pionieren der Mobilität auf zwei und vier Rädern
Viele interessante Fakten vermittelt die Ausstellung „Ferdinand Porsche und andere Pioniere“ im Sudetendeutschen Museum in München. Der Untertitel „Wegbereiter der Mobilität aus Böhmen und Mähren“ trifft den Inhalt besser als der Haupttitel, der als Aufhänger – angesichts des 150. Geburtstages von Ferdinand Porsche (siehe PAZ vom 22. August) – den weltweit bekannten Namen bietet. Denn zur Mobilität gehören auch Fahrräder und die Eisenbahn.
Von 1825 bis 1828 verkehrte zwischen Linz und Budweis bereits eine Pferdeeisenbahn, die dann zur Dampfeisenbahn ausgebaut wurde. Im Jahr 1913 wurde für den böhmisch-mährischen Raum ein zukunftsweisendes Schienennetz geplant, sodass Waggonfabriken gegründet wurden – darunter die Firma Ringhoffer, der größte Hersteller von Schienenfahrzeugen in der Habsburger Monarchie mit Weltruf. Manchmal führten Kooperationen oder Übernahmen zum Automobilbau, bis hin etwa zum Automobilhersteller Tatra.
Bleiben wir aber bei den Fahrrädern. In den 1890er Jahren schossen viele Fahrradfirmen aus dem Boden. Exemplarisch sei – auch mit Blick auf die Entwicklung bis heute – die 1895 in Jungbunzlau gegründete Firma Laurin & Klement erwähnt. Die Reparatur und der Bau von Fahrrädern standen zunächst im Zentrum, 1899 folgten die ersten Motorräder und 1905 das erste Automobil. 1925 wurde aus Laurin & Klement der Autohersteller Škoda.
Vom Fahrrad zum Motorrad ist es nicht weit. In dieser Region entstand die „Böhmerland“, das längste Serienmotorrad der Welt (1938/39). Vier Personen fanden auf dem 3,17 Meter langen Kraftrad Platz. Der Konstrukteur Albin Hugo Liebisch aus Schönlinde wird ebenso vorgestellt wie die weiteren (kleineren) Böhmerland sowie Prospekte und Fotos. Ein weit älteres, noch an Fahrräder angelehntes Motorrad (1905–1907) von Laurin & Klement wird ebenso präsentiert wie eines aus den Premier-Werken von 1939.
Anlass für die Ausstellung und den Haupttitel ist der 150. Geburtstag Ferdinand Porsches, der am 3. September 1875 in Maffersdorf geboren wurde. Mehrere Autoklassiker stehen mit ihm in Verbindung: so der VW-Käfer, der seinen Ursprung in dem ab 1934 entwickelten „KdF-Wagen“ hat. Für dieses Fahrzeug gab es Konzepte beziehungsweise alternative Produkte von Porsche selbst und von anderen Konstrukteuren.
Das schmälert aber Porsches Verdienste nicht. Denn schon im Jahr 1900 entwickelte er für einen Kutschenhersteller das erste Elektro-Auto, dann das Hybridfahrzeug „Semper vivus“ und die serienreife Version „Mixte“. Da sich um 1907 der Benzinmotor durchsetzte, war der Elektroantrieb passé. Ab 1948 entwickelte sich die heute global bekannte Sportwagen-Firma. Der erste Porsche war der 1954 präsentierte „356 Coupé“. Aber auch „Volkswagen“ und der „Käfer“ entstanden infolge von Porsches Wirken und finden Platz in der Ausstellung.
In Böhmen und Mähren selbst baute die Nesselsdorfer Wagenbau-Fabriksgesellschaft 1897/98 das erste Automobil, den „Präsident“. Aus dieser Firma ging Tatra hervor. Als ein weiterer Autohersteller sei Gatter (1930–1937) genannt. Interessant ist, dass Willibald Gatter (1896–1973) seinen Kleinwagen als „Volksauto“ betitelte. Das einzig noch erhaltene Exemplar des Gatter-Wagens ist ebenfalls ausgestellt. Dazu viele Exponate, die den beginnenden Auto-Boom ab den 1920er Jahren dokumentieren.
Dass heute Škoda Auto (seit 2000) und die Porsche AG (seit 2012) zur Volkswagen AG gehören, sei am Rande erwähnt.
Die Sonderausstellung in der Hochstraße 10 in München ist täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Zudem gibt es regelmäßig Kurzvorträge zu einzelnen Exponaten. www.sudetendeutsches-museum.de