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Creditreform rechnet für 2024 mit höheren Insolvenzzahlen als vor Corona
Es sind zwei Meldungen, die nur auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Erstens ist die Zahl der Firmenpleiten so hoch wie seit 2015 nicht mehr. Zweitens räumte Bundeskanzler Olaf Scholz in der vergangenen Woche ein, man habe im Corona-Management durchaus Fehler gemacht. Gefühlt schwächelt die deutsche Wirtschaft seit der Pandemie und kommt nicht mehr auf die Beine. Seitdem sind weitere Krisen hinzugekommen wie der Ukrainekrieg und damit einhergehend eine steigende Inflation. „Die Unternehmen kämpfen weiter gegen die Auswirkungen der Rezession von 2023, anhaltende Krisen und die kraftlose konjunkturelle Entwicklung in diesem Jahr“, sagt Patrick-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung des Wirtschaftsauskunfts-Dienstleisters Creditreform.
Die Zahl der von einer Firmeninsolvenz betroffenen Angestellten wird in der ersten Hälfte dieses Jahres auf über 130.000 geschätzt. Die bekanntesten der im Zusammenhang mit Großinsolvenzen genannten Unternehmen waren der einstige Warenhaus-Riese Galeria Karstadt Kaufhof und der Reiseanbieter FTI.
Ein wachsendes Problem
Es gibt bis heute Kritiker, die sagen, der Staat habe während der Corona-Pandemie viele Fehler gemacht. Einer davon sei die Geldverteilung nach dem Gießkannenprinzip gewesen. Nun, da alle Corona-Hilfsmaßnahmen ausgelaufen sind, kommt die bittere Wahrheit ans Tageslicht. Unternehmen, die damals schon nicht mehr wettbewerbsfähig waren, gehen jetzt bankrott.
Die Dynamik bei den Firmenpleiten ist zuletzt noch einmal stärker geworden. Im Jahr 2023 stieg ihre Zahl gegenüber dem Vorjahr um 17,2 Prozent. In der ersten Hälfte des laufenden Jahres liegt sie 30 Prozent über der des Vergleichszeitraums des Vorjahres. „Der Prozess setzt sich nicht nur fort, er beschleunigt sich sogar“, sagt Hantzsch. Der Gesamtschaden für die Volkswirtschaft beziffert sein Arbeitgeber auf derzeit mehr als 19 Milliarden Euro in der ersten Hälfte dieses Jahres.
Zunächst waren eher kleinere Betriebe betroffen, doch mittlerweile sind es auch Großkonzerne. Die Zahl an Insolvenzen in Betrieben mit mehr als 250 Mitarbeitern hat sich von 40 im ersten Halbjahr 2023 auf 80 im ersten Halbjahr 2024 verdoppelt. „Das liegt weit über dem üblichen Niveau der vergangenen Jahre“, teilt Creditreform mit.
Quer durch alle Branchen
Die Probleme ziehen sich dabei quer durch alle Branchen. Im Handel beträgt der Anstieg 20,4 Prozent, im verarbeitenden Gewerbe sind es mit 21,5 Prozent etwas mehr, in der Baubranche sind es bereits 27,5 Prozent und im Dienstleistungssektor sogar 34,9 Prozent.
Ein neues Sorgenkind ist dabei der gewerbliche Immobilienmarkt. Seit Corona stehe der stationäre Einzelhandel unter Druck. Der zunehmende Trend zur Heimarbeit verschlimmere die Probleme. „Eine Erholung der Nachfrage ist nicht zu erwarten. Das bringt viele Unternehmen weiter in existentielle Schwierigkeiten“, erklärte Christoph Niering, Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter, gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“. Dass viele Berufstätige mittlerweile zu Hause arbeiten können, hatte bislang als eine der positiven Errungenschaften der Corona-Maßnahmen gegolten.