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Warum sich unsere Minister nicht um ihr Fach scheren, und wer Deutschland tatsächlich führt
Eines ist ja richtig: Man muss nicht unbedingt das Fach studiert haben, um in dem Ressort Minister zu werden. Aber wie in jedem Beruf ist eine gewisse Neigung zu dem, was man tut oder tun sollte, auch in der Politik hilfreich. Oder etwa nicht?
In Deutschland sieht man das anders. Wer in die Reihen des Bundeskabinetts blickt, stößt auf eine verblüffende Ferne der Amtsträger zu ihrem vorgesehenen Tätigkeitsfeld. Christine Lambrecht mit ihrer offnen eingestandenen Distanz zum Militärischen hatten wir uns ja schon angesehen. Doch sie ist nicht allein. Mit am Tisch sitzt ein Wirtschaftsminister, dem Wirtschaft eigentlich ziemlich schnuppe zu sein scheint. Robert Habeck interessiert sich stattdessen vor allem dafür, bestimmte Formen der Energiegewinnung durch andere zu ersetzen, koste es was es wolle. „Das ist ja nur Geld“, wird der Grünen-Politiker zitiert. Für einen Minister, der sich, neben dem Finanzminister, wie kein anderer um Geld und Wohlstand zu sorgen hätte, ist das eine bemerkenswerte Aussage.
Innenministerin Nancy Faeser müsste sich qua Amts von morgens bis abends Gedanken über die innere Sicherheit und Ordnung der Republik machen. Macht sie aber nicht – selbst, wenn die Ordnung der Republik durch aggressive Attacken eingefleischter Judenhasser herausgefordert wird. Antisemitismus ist in Deutschland aus historischen Gründen ein besonders sensibles Thema, sollte man meinen. Nicht für Faeser, sie interessiert sich für Antisemitismus nur insoweit, wie sie ihn im Kampf gegen politische Gegner von „rechts“ vor ihren Karren spannen kann. Mehr noch: In bester merkelscher Tradition tritt Faeser für einen gezielten Kontrollverzicht an den Grenzen ein, wodurch sich viele weitere Landsleute der Judenhasser unter die Ukraine-Flüchtlinge mischen und unerkannt nach Deutschland schmuggeln können.
Dann wäre da noch der Kollege für „Ernährung und Landwirtschaft“, dem die Ernährung der Menschen mehr als alles am Herzen liegen müsste. Durch den Krieg im Osten, immer noch gestörte Lieferketten und Ernteausfälle durch Naturkatastrophen in anderen Erdteilen (siehe Seite 12) wäre es jetzt angezeigt, den Feldanbau in Deutschland soweit es irgend geht hochzufahren. Ernährungsminister Özdemir tangiert das nicht. Der ökologisch korrekte Feldbau ist ihm weitaus wichtiger als die Ernährung der Welt. Sollen die Leute doch Kuchen essen? Nein, hat er nicht gesagt. Und Marie Antoinette bekanntlich auch nicht.
Dann bestaunen wir seit zwei Jahren unseren Karl Lauterbach, der seit dem Herbst endlich als Gesundheitsminister firmiert und nicht müde wird, uns zu ermahnen, dass wir auf „die Wissenschaft“ hören sollten. Allerdings scheint er zur Wissenschaft ein ähnliches Verhältnis zu hegen wie Nancy Faeser zum Antisemitismus: Er stellt sie nur ins Fenster, wenn sie seinem Vorhaben nützlich ist. Ist sie es nicht, wirft Lauterbach die große Nebelmaschine an.
Am Montag kam heraus, dass der Gesundheitsminister die Evaluierung der Corona-Maßnahmen offenbar um jeden Preis behindern möchte. Ein Kollegium aus Wissenschaftlern, Medizinern, Juristen und Beamten sollte fachgerecht untersuchen und bewerten, wie die Maßnahmen funktioniert haben – oder eben nicht. Die Kommission ist ein Ei, das ihm noch Amtsvorgänger Jens Spahn ins Nest gelegt hatte.
Drosten in „Teufels Küche“
Eigentlich sollten die Experten ihr Ergebnis schon Ende Dezember präsentieren. Dann verschob man den Tag des Berichts um ein halbes Jahr auf Ende Juni. Jetzt hat Lauterbach erneut dazwischengegrätscht, offenbar auf den Rat eines guten Freundes hin. Charité-Virologe Christian Drosten soll das Gremium in einer internen Besprechung dringend vor einer Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse gewarnt haben. Man könne sonst in „Teufels Küche“ landen.
Und warum? Weil man noch nicht genug Daten habe, soll Drosten argumentiert haben. Nicht genug ... was? Nach mehr als zwei Jahren Pandemie, Bergen von Untersuchungen und Statistiken rund um den Erdball haben die immer noch nicht genug Datenmaterial, um die Wirkung der Corona-Maßnahmen zu bewerten?
Dies ist die beste Gelegenheit, um ganz ungezwungen verschwörungstheoretisch zu werden: Die haben haufenweise Daten, mehr als ausreichend, um eine solche Evaluation vorzulegen. Nur leider hat es dieses Material verdammt in sich. Vielleicht kommt heraus, dass die allermeisten Maßnahmen ein verheerender Schuss in den Ofen waren? Da ist es verständlich, wenn Lauterbach und Drosten nun alles ins Werk setzen, um diese Wahrheit unter Verschluss zu halten. Schließlich laufen sie sich schon warm, um im Herbst wieder richtig loszulegen mit neu aufgebrummten Beschränkungen. Es würde sich nicht gut machen, wenn dann jeder weiß, dass die Schikanen weitgehend Blödsinn sind, der unterm Strich mehr Schaden als Nutzen erzeugt. Also soll die Expertenkommission gefälligst die Klappe halten.
Will sie aber nicht, zumindest nicht alle ihrer Mitglieder. Einige haben dem Vernehmen nach die feste Absicht, ihre Ergebnisse am 30. Juni zu veröffentlichen. Das ist ein Donnerstag. Wir sind überaus gespannt, wie am folgenden Freitag unser Bundesgesundheitsminister heißt.
Ach, da pokern wir mal nicht zu hoch. Vermutlich immer noch Karl Lauerbach, ganz egal, wie entsetzlich die Blamage vom Vortag ausgefallen ist. Schließlich bräuchte es einen führungsstarken Bundeskanzler, um den Panikminister endlich vor die Tür zu setzen.
Womit wir im Reigen der Desinteressierten im Kabinett beim Chef angekommen wären, bei Bundeskanzler Scholz höchstpersönlich. Ja, ein Kanzler sollte führen. Tut Scholz das? Wenn ja, macht er das so heimlich, dass es niemand merkt. Wir wollen aber nicht vergessen: Als er Kanzlerkandidat wurde, hat ja wirklich niemand damit gerecht, dass er jemals zum Kanzler aufsteigt. Wir nicht, Scholz' Partei nicht und er selbst schon gar nicht. Und dann ist es eben passiert. Was soll er machen? Weiß er selber nicht.
Aber ist das nicht riskant, wenn ein so großes und zentrales Land wie Deutschland führungslos durch die Geschichte trudelt? Nein, denn „führungslos“ sind wir ja gar nicht. Es ist nur nicht der Kanzler oder seine Regierung, die uns führen. Es sind die Amerikaner. Schon als Joe Biden im Beisein von Olaf Scholz, aber offenkundig, ohne ihn vorher gefragt zu haben, einfach das Ende von Nord Stream 2 verkündete, ahnten, nein, sahen wir mit eigenen Augen, wer uns führt.
Anfang der Woche nun hat Washington zum NATO-Gipfel ins deutsche Ramstein geladen, wo auch Lambrecht nur Gast war. Sicher, die USA haben da ihren Stützpunkt. Aber dass ein Land zum Gipfel auf ausländisches Territorium lädt und selbst die Leithammel der Einheimischen bloß als Gast dabei sein dürfen, das kennen wir nur aus Kolonialzeiten. Womit die Amis uns mitgeteilt haben, wo wir stehen.
Valentina Selge am 04.05.22, 18:36 Uhr
Ein guter Artikel, aber der größte Affront vor unseren Augen ist folgender:
Die Aussenministerin ist für Auslandsreisen zuständig. Der Bundespräsident hat sich vorgedrängelt, aber Selenskij sagte dem Bundespräsidenten ab und Scholz macht sich wichtig mit der Frage, ob er fährt oder nicht, dabei ist er gar nicht an der Reihe (dafür wird er mit einer "beleidigten Leberwurst" belohnt).
Das ist Diskriminierung auf höchstem Niveau. Und Merz ist deswegen rücktrittsreif, er hat mit der Diskriminierung angefangen und fährt selbst vor der Außenministerin! Er ist gar nicht zuständig.
Es ist Krieg und die deutsche Aussenministerin wird an ihrer Amtsausübung von inzwischen drei Männern gehindert.
Vielleicht, weil sie der Ukraine Waffen liefern will, aber Steinmaier und Scholz trotz Embargos in der Vergangenheit bereits an Russland geliefert haben (für 121 Mrd. angeblich für zivile Zwecke)? Und die Bundeswehr hatte keine Jacken und Unterwäsche, um Litauen zu unterstützen...
Müssen ihr die Gebrüder Klitschko den Weg freiboxen?
Ist das ein Politkabarett oder Kriegskabarett?
Sonja Dengler am 03.05.22, 10:03 Uhr
DANKE, Herr Heckel, für diese erhellende und umfassend recherchierte Zusammenstellung - wie lange habe ich mir solch eine fundierte Aufzählung schon gewünscht. Denn wer die einzelnen Desinteressierten hört, der könnte denken sie seien die vielzitierten "Einzelfälle"! Danke für Ihre investigative Recherche und für Ihren Humor beim Niederschreiben der schrecklichen Nachrichten, so dass man nach dem Lesen trotz allem Hoffnung hat, dass diese Irregeleiteten eines Tages aufgeben, weil sie alles zum Einsturz brachten. DANKE!
Michael Mechtel am 01.05.22, 16:08 Uhr
Leider versäumen unsere Medien, es auch den Leuten so klar mitzuteilen.
Na ja, wenigstens sind die Leser der PAZ da im Vorteil.
Gregor Scharf am 01.05.22, 09:07 Uhr
Herr Heckel, Ihr Polit-Entertainment in allen Ehren, hat zwar unterhaltsamen Charakter, verfehlt jedoch nicht selten die Tatsachen und Hintergründe. Ist das nur vergetäuschte Naivität?
Bitte recherchieren Sie tiefgründig. Dann wird Ihnen auffallen, wer seit Jahrzehnten die Berater hinter den genannten Akteuren und Parteien sind.
Das Misstrauen der Amerikaner hat demzufolge absolut nichts mit Respektlosigkeit gegenüber dem deutschen Volk zu tun, sondern mit seiner Führungsriege und einer durch und durch zersetzenden Parteienstruktur, deren Vertreter durch andere Mächte ferngesteuert werden.
Mit derartigen Kommentaren spielen sie dem Feind in die Karten, der alles daran setzt, um uns zu schwächen und letztendlich zu unterwerfen.
Werden Sie als Journalist Ihrer Verantwortung gerecht, dazu beizutragen, unsere Wehrhaftigkeit zu stärken. Das hier ist kein Spiel mehr.
Jan Kerzel am 30.04.22, 18:05 Uhr
Wo wir stehen, wird uns seit Jahren eigentlich recht deutlich gezeigt, es wird bloß nicht offiziell und medial zur Kenntnis genommen. Wobei das WIR etwas problematisch ist , denn es suggeriert, dass die Politikerkaste und die Bevölkerung eine Einheit darstellen und von annähernd gleichen Interessen geleitet sind. Dies ist nach meiner Erfahrung nur wenig oder gar nicht gegeben. Ein beachtlicher Teil der Bevölkerung fühlt sich nicht oder nicht ausreichend vertreten und repräsentiert, da hilft auch alles salbungsvolle Gedöns nichts. Von daher wird die Klassifizierung der BRD doch durchgehend teilnahmslos akzeptiert, denn man war eh dieser Ansicht und hat sich von den Besten-Deutschland-Phrasen und dem PR- Klamauk bzgl. der mächtigsten Frau der Welt ohnehin nicht täuschen lassen. Die Führungsrolle der USA scheint wieder hergestellt zu sein, so trudeln wir, als BRD, nicht ganz orientierungs- und bedeutungslos im Weltgeschehen umher. Etwas anderes steht uns, vom Personal und der politischen Leistung her, auch nicht zu.
Hein ten Hof am 30.04.22, 15:04 Uhr
Ehem. US-Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski schrieb:
„Deutschland ist einamerikanisches Protektorat und ein tributpflichtiger Vasallenstaat“.
Schon Kiesinger hat sich vor vielen Jahren ähnlich geäussert, wieso die Aufregung?
Die sog, Wiedervereinigung hat daran nichts geändert.