25.11.2025

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Eine Flut an gleichen Vornamen: Grabstätte der Familie Marx in Mals
Bild: ReithEine Flut an gleichen Vornamen: Grabstätte der Familie Marx in Mals

Augenblick der Besinnung

Die doppelten Marxens aus dem Vinschgau

Othmar, Paul und Karl Marx im Doppelpack – Eine Südtiroler Marx-Familie, die aber nichts mit dem Kapitalismuskritiker zu tun hatte

Wolfgang Reith / Harald Tews
25.11.2025

Auf dem Friedhof des Dorfes Mals im Südtiroler Vinschgau findet man eine beeindruckende Grabstätte, welche die Tragik einer jungen Familie in der ohnehin politisch und wirtschaftlich schweren Zeit nach dem Ersten Weltkrieg offenlegt. Immerhin war die Region im Jahr 1920 ohne Volksabstimmung gerade an Italien abgetreten worden, und nur wenige Jahre später erfolgte die Machtübernahme der Faschisten unter Benito Mussolini, die mit einer Unterdrückung der kulturellen Identität der deutschen Südtiroler einherging.

Vor diesem Hintergrund muss auf dem Friedhof der 5000-Einwohner-Gemeinde an der Etsch die auffällige Grabtafel mit den Namen von drei in den 1920er und 1930er Jahren verstorbenen Kindern gesehen werden, deren Namen gleich zweimal auftauchen. War der eine nämlich gestorben, gab man einem folgenden denselben Vornamen – und das gleich dreimal –, was offenbar den ohnmächtigen, aber zugleich vergeblichen Wunsch der Eltern Othmar und Karolina Marx zeigte, das verstorbene Kind im nächsten fortleben zu lassen.

Dennoch schlägt der Tod immer wieder unerbittlich zu. Der erste Othmar, der den Vornamen seines Vaters erhielt, wurde nur drei Monate alt, sein namensgleicher Bruder ein Dreivierteljahr. Der erste Sohn mit dem Vornamen Karl, der noch vor dem zweiten Othmar geboren wurde, erreichte immerhin schon ein Alter von zwei Jahren. Karls namensgleicher Bruder starb hingegen bereits nach zwei Monaten, und der erste Paul wurde auch nur zwei Jahre alt, während sein Bruder gleichen Namens nicht mal ein Vierteljahr überlebte. Bemerkenswert ist zudem, dass bei dieser dreimaligen Namensverdoppelung sowohl das erste als auch das letzte dieser Kinder jeweils zufällig an einem Neujahrstag starben.

Schließlich ereilte nach all dem Ungemach selbst die Eltern der Tod relativ früh, denn sie wurden beide gerade mal
47 Jahre alt und starben, entsprechend der Differenz ihres Alters, im Abstand von drei Jahren. Der Vater der sechs früh verstorbenen Kinder, Othmar Marx, war übrigens Sohn eines Müllermeisters, der – natürlich – auch Othmar Marx hieß. Mit Karl Marx, dem Kapitalismuskritiker, hatten sie jedoch nichts gemeinsam.

Das Grab der Südtiroler Marx-Sippe sei „ein beeindruckendes Zeugnis menschlicher Hinfälligkeit und irdischer Vergänglichkeit“, wie es dazu schon vor etlichen Jahren im Kommentar einer Lokalzeitung hieß.


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