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Hoher Blutzoll: Die Verluste der ukrainischen Armee werden inzwischen auf über 100.000 Mann geschätzt
Foto: IMAGO / ZUMA WireHoher Blutzoll: Die Verluste der ukrainischen Armee werden inzwischen auf über 100.000 Mann geschätzt

Ukrainekrieg

Die Lage der Ukraine ist ernst

Die jüngst verkündeten westlichen Panzerlieferungen sind kein „Gamechanger“ im Ukrainekrieg. Immer mehr zeichnet sich ab, dass das angegriffene Land diesen Kampf nicht gewinnen kann. Weshalb es Zeit ist, über politische Lösungen nachzudenken

Richard Drexl
12.02.2023

Fast ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs sollen die ukrainischen Streitkräfte weitere materielle Verstärkung erhalten. Ein wochen- und monatelanges Gezerre beendete Kanzler Scholz unlängst mit der Entscheidung, zunächst 14, später weitere Leopard-2-Kampfpanzer aus Bundeswehrbeständen zu liefern. Damit nicht genug haben die Niederlande, Polen, Kanada, Norwegen, Portugal, Spanien und Finnland im Gefolge der deutschen Entscheidung etwa 100 Leoparden unverbindlich zugesagt. Die Briten hatten bereits vorher 14 Challenger-Panzer angekündigt. Die USA wollen – wann auch immer - mit 31 schweren M1-Abrams-Kampfpanzern nachziehen. Nicht zu vergessen sind die 90 Stryker-Radpanzer der US-Armee sowie einige französische Aufklärungspanzer AMX-10. Die Bundesregierung akzeptiert nun zudem die Lieferung von bei der Industrie vor sich hin rottenden Leopard-1-Kampfpanzern.

Zusammen mit den früher angekündigten deutschen Marder- und Bradley-Schützenpanzern der USA kann die Ukraine im Laufe des Frühjahrs mit zwei mit westlichen Systemen ausgerüsteten Panzerbataillonen rechnen. Falls das ukrainische Heer die geschilderte Typenvielfalt halbwegs in den Griff bekommt, sollten damit einige Löcher bei deren Kampftruppen gestopft werden können. Die von Präsident Selenskyj angestrebten Angriffsoperationen zur Befreiung der besetzten Gebiete werden mit den in Rede stehenden Verstärkungen aber weiterhin nicht möglich sein. Zwei zusätzliche Heeresverbände bei 1000 Kilometern Frontlinie sind lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein!

Wunschzettelpolitik

Unnötig zu erwähnen, dass die militärischen Möglichkeiten der Ukraine direkt auch vom militärischen Potential abhängen, das Russland auf dem Gefechtsfeld aufbietet. Die russischen Truppen nutzen seit dem Rückzug aus der Stadt Cherson die Zeit, sich einzugraben, Minenfelder anzulegen, Stellungen auszubauen sowie insbesondere in den Donbass neues Kriegsgerät und Reservekräfte heranzuführen. Bis die beiden ukrainischen Bataillone mit dem Sammelsurium westlicher Fahrzeuge halbwegs einsatzreif sind, wird es dauern. Wenn mit deren Hilfe russische Durchbrüche verhindert werden können, wäre das schon was. Kampfpanzer eignen sich schließlich auch für Verteidigungsaufgaben.

Die Ankündigung der Panzerlieferungen war noch nicht verklungen, da wurden aus der Ukraine noch sehr viel weitergehende Wunschzettel Richtung NATO nach Kampfflugzeugen und weitreichenden Raketen verschickt. Der in vieler Augen höchst undiplomatische Andrij Melnyk, inzwischen stellvertretender Außenminister der Ukraine, verstieg sich gar zu der Forderung nach Marinesystemen, um die russische Flotte aus dem Schwarzen Meer zu vertreiben. Die deutsche Fregatte Lübeck hatte es ihm angetan (wird außer Dienst gestellt), wie auch deutsche Angriffs-U-Boote der Klasse 212 A.

Systeme dieser Art wären jedoch schlichter Unfug, ein strategischer oder wenigstens taktischer Sinn ist in einer Mini-Marine im russisch dominierten Schwarzen Meer nicht erkennbar. Der russische Raketenkreuzer „Moskwa“ konnte auch mit landgestützten Raketen versenkt werden. Schlagkräftige Seestreitkräfte mit U-Booten und Fregatten sind nicht so nebenbei – nach ein paar Wochen Ausbildung – aufzubauen. Unabhängig von der Person Melnyk sind diese Forderungen deutliche Hinweise auf den Versuch, in Anbetracht großer militärischer Not NATO-Staaten zu direkten Kriegsbeteiligten machen zu wollen. Dahin dürfte vorläufig kein Weg gehen, die politisch Verantwortlichen sind sich zumindest darin einig.

Unabhängig davon schlägt sich die ukrainische Armee nach allen zur Verfügung stehenden Informationen beachtlich gegen einen zahlenmäßig weit überlegenen Gegner. Sie profitiert von Aufklärungsinformationen der Amerikaner, wie ihr auch die eingeübte Auftragstaktik eine flexible Kampfführung ermöglicht. Der russischen Armee hingegen ist der Ausweg aus ihrem zentralistischen Führungssystem versperrt, unmotivierte und in den Krieg gezwungene Soldaten harren der Befehle und warten auf den nächsten Auftrag.

Ein Blick auf das militärische Handwerk

Im Gegensatz dazu mangelt es den ukrainischen Kämpfern nicht an Motivation, allerdings ist Kriegsdienstverweigerung auch in deren Reihen nicht unbekannt. Dass die ukrainischen Soldaten und Wartungsmannschaften an neuen Waffen zunächst ausgebildet werden müssen, liegt auf der Hand. Wobei kriegserfahrene Panzersoldaten sich tendenziell eher leicht tun sollten, so prinzipiell unterschiedlich in der Anwendung sind die Waffensysteme nicht. Immerhin müssen die Panzer ins Führungssystem mit entsprechenden Kommunikationsmitteln eingebunden werden, die Zielsysteme und Aufklärungsmittel mit Nachtsichtgeräten und Infrarotsensoren müssen beherrscht werden, die Möglichkeiten und Grenzen der Waffen- und Wirkmittel müssen bekannt sein und beübt werden. Mit unkundigen Besatzungen können Waffen auch zur Gefahr für die eigenen Truppen werden.

Anspruchsvoller dürfte sich allerdings der Aufbau von Instandsetzungseinheiten und Versorgungsketten mit Ersatzteilen und ausreichend Munition darstellen; wenn Logistik und Instandsetzung nicht funktionieren, endet bald der Nachschub und damit der Einsatz. Dies gilt selbstverständlich für alle vom Westen bezogenen Systeme, ob für Heer oder Luftwaffe oder was auch immer sonst. Nicht zuletzt ist auch die koordinierte Führung unterschiedlich ausgestatteter Verbände eine Herausforderung.

Was inzwischen allein aus Deutschland der Ukraine alles zur Verfügung gestellt wurde, ist kaum überschaubar. Ein Blick auf die frei zugänglichen Netzseiten der Bundesregierung ist sehr zu empfehlen. Man wird sehen, ob die Vielzahl unterschiedlicher Gerätschaften die ukrainischen Truppen nicht überfordert. Wie dies in Kriegszeiten mit Aussicht auf Erfolg organisiert werden soll, bleibt das Geheimnis der daran Beteiligten.

Im Übrigen wird der Übergang auf westliche Waffen bei Fortdauer des Krieges zu der Notwendigkeit führen, immer weitere Leos, Marder und M1 Abrams etcetera nachliefern zu müssen. Neben den Leoparden auf europäischer Seite ist der US-Kampfpanzer der einzige Typ, der in Tausender-Stückzahlen (in US-Depots) verfügbar ist. Wunderwaffen sind jedoch auch westliche Kampfpanzer nicht. Selbst der IS konnte in Syrien türkische Leopard 2 mit Hilfe moderner Kampfmittel abschießen. Diese wurden offensichtlich nicht im Verbund mit Schützenpanzern, einer funktionierenden Aufklärung und anderen Komponenten eingesetzt. Jedenfalls sind selbst Panzer im Krieg Verbrauchsmaterial, für Nachschub muss gesorgt werden.

Die Frage nach der Strategie

Unabhängig von den beträchtlichen Verlusten der Gegenseite stellt sich für die Ukraine die Frage, wie lange der Kampf fortgeführt werden kann. US-Quellen zufolge sind bereits über 100.000 ukrainische Soldaten gefallen oder verwundet worden. Auch muss die zunehmende Zerstörung der ukrainischen Infrastruktur unweigerlich Auswirkungen auf die Kriegsführungsfähigkeit haben. Selenskyj kommt gar nicht umhin, beständig weitere Finanz- und Waffenhilfe einzuwerben. Anders könnte er seinen Kurs in der militärischen Auseinandersetzung mit einem übermächtigen Gegner nicht lange fortführen.

Für die beteiligten NATO-Staaten wurde es zur ständigen Herausforderung, eine halbwegs einheitliche Strategie zu verfolgen. Die Bruchlinien gehen selbst quer durch das Bundeskabinett: Dem Kanzler zufolge darf Russland nicht gewinnen, starke Kräfte in der FDP und bei den ehedem pazifistischen Grünen vertreten hingegen die Auffassung, dass Russland eine militärische Niederlage erleiden muss. Die Kernfrage ist und bleibt, bis zu welchem Punkt das ukrainische Ziel unterstützt werden soll, die Armee der größten Atommacht auf diesem Globus zu schlagen und die besetzten Gebiete einschließlich der Krim zurückzuerobern. Die Zeichen an der Wand stehen nicht danach. Wenn der Westen dahinter stünde, hätte die Ukraine längst ein Mehrfaches der bisherigen Waffenhilfe erhalten.

Unstreitig ist, dass Putin mit seinem Angriff vom 24. Februar 2022 die europäische Friedensordnung zerbröselt hat. Die brutalen russischen Angriffe unter eklatanter Missachtung des Kriegsvölkerrechts bedürfen der Reaktion. Unstreitig ist allerdings auch, dass in Europa die Abschreckung seit Jahren sträflich vernachlässigt wurde und Möglichkeiten zur Deeskalation und zum friedlichen Ausgleich offenkundiger Interessenunterschiede unterblieben sind. Die Europäer müssen sich vorhalten lassen, erneut nicht in der Lage gewesen zu sein, eine eigenständige Politik zu verfolgen. Dabei liegt der Scherbenhaufen mit zerstörten Landstrichen und Millionen Flüchtlingen unmittelbar vor der Haustür der Europäischen Union.

Das Ende bedenken

Putins Kalkül geht dahin, dass die westlichen Bevölkerungen die mit dem Krieg einhergehenden Belastungen nicht längerfristig werden tragen wollen. Den beteiligten Regierungen wird es früher oder später an der Kraft fehlen, für immer neuen Geld- und Waffennachschub zu sorgen. Eine direkte Kriegsbeteiligung von NATO-Staaten soll weiterhin verhindert werden. Die ukrainische Armee wird zu raumgreifenden Offensivoperationen mit der in Rede stehenden westlichen Waffenhilfe nicht fähig werden, das ist kaum verhohlene Absicht der Alliierten. Der Ukraine sollte konsequenterweise nicht länger vorgemacht werden, dass die Unterstützung soweit geht, die besetzten Gebiete zurückzuholen.

Der Frage „Wie weit wollen wir gehen?“ ist nicht mehr auszuweichen. Ein jahrelanger Abnützungskrieg zum Schaden des Kontinents und insbesondere der Ukraine darf keine Lösung sein. Mit einem vorläufigen Patt wird man leben müssen. Es ist höchste Zeit für ernsthafte Gespräche zunächst in Richtung eines Waffenstillstands. Die Schlüssel dafür liegen in Anbetracht der Schwäche der EU in Moskau und Washington. Mal sehen, wohin uns die unausgegorene und von außen aufgezwungene Strategie noch führen wird.

• Richard Drexl ist Oberst a.D. der Luftwaffe, Kommunalpolitiker (Freie Wähler) und Autor. Seit 2014 ist er Präsident des Bayerischen Soldatenbundes 1874 e.V. Zuletzt erschien die komplett überarbeitete Neuauflage seines gemeinsam mit Josef Kraus verfassten Buches „Nicht einmal bedingt abwehrbereit. Die Bundeswehr in der Krise“ (FinanzBuch Verlag 2021).
www.m-vg.de


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Kommentare

Peter Wojzek am 19.02.23, 13:49 Uhr

Ich denke im Zusammenhang mit dem derzeitigen Schicksal der Ukraine immer wieder an Wojzech Jaruszelski denken, der in der polnischen Geschichte zwar nicht so gut wegkommt, der aber durch die Verhängnung des Kriegsrechts den Polen ein ähnliches Schicksal erspart hat, freilich zu dem Preis daß sie dann noch zehn Jahre länger auf ihre Befreiung vom sowjetischen Joch warten mußten!

sitra achra am 16.02.23, 12:38 Uhr

@ Rebeca Merini
Liebe Rebeca! Wir sind alle für den Frieden, aber nicht um jeden Preis oder weil wir auf billiges russisches Erdgas scharf sind.
Auch glaube ich nicht, dass unserem Land eine Mittlerrolle zufällt.
Das sollen die beiden Zofferparteien selbst bewerkstelligen. Herzliche Grüße derweil!

Kersti Wolnow am 16.02.23, 10:43 Uhr

Ich ziehe den Vergleich zur Lage Deutsches Reich und Polen. Wieviel Vorschläge hat AH den Polen zum Korridor, Danzig und den Überfällen auf Deutsche gemacht? Das steht leider nicht in den Geschichtsbüchern, das muß man sich zusammensuchen. Warum ließen die Polen nicht mit sich reden wie heute die Ukraine? Weil in der Ferne westlich dieselben Kräfte damals wie heute den kleinen Partner im Hintergrund aufputschen und ihm den Rücken stärken, damals Polen und heute der Ukraine. Es sind Kräfte, mit denen nicht zu reden ist---sagt Putin.
Vielleicht sollten wir überlegen, wem Kriege finanziell Nutzen bringen.
Es gab einmal einen deutschen Kaiser Friedrich II, der im 12. Jh. Jerusalem mit diplomatischem Geschick erwarb, ganz ohne Kreuzzug und Blutvergießen.

Rebeca Merini am 15.02.23, 19:21 Uhr

Sitra, was soll der Zoff hier auf dem Forum? Wollen wir noch mehr Menschen in einem unsinnigen Krieg verbluten sehen, der schon seit 9 Monaten beendet sein könnte? Warum ist er nicht beendet? Weil man die De-facto-Einigung zwischen Russland und der Ukraine mit Hilfe des damaligen israelischen Ministerpräsidenten seitens der USA und deren Helfershelfer GB torpediert hat. Wenn ich Putin als verrückten Tyrannen bezeichne, wie sind dann Bush sen., Bush jr., Obama, Biden und die meisten Vorgänger im Weißen Haus zu bezeichnen? Strack-Zimmermann? Auf diesem Niveau kommt keine Kommunikation um Frieden zustande. Wie schon hohe Militärs, auch der Bundeswehr, ein politisches Schwergewicht wie der Verteidigungsstaaatssekretär Kohls, Willy Wimmer oder Klaus von Dohnanyi, fast vor Jahresfrist verlautbarten: Es geht um Ausgleich von Interessen und Respekt, Respekt auch vor Russlands Sicherheitsinteressen, die dieses Land seit vielen Jahren gegen eine ständig expandierende NATO friedlich einfordert. Ist es so schwer verständlich, dass sich dieses mit Abstand rohstoffreichste Land der Erde nicht militärisch erpressbar machen lassen kann? Würden die USA chinesische Mittelstreckenraketen im Süden Ontarios dulden? Sicher nicht. Ja, in der Ukraine tobt ein völkerrechtswidriger Krieg. Wie ihn führende NATO-Staaten schon in erheblicher Zahl ebenfalls vom Zaun gebrochen haben. Aber die gegenseitige Aufrechnung führt zu noch mehr Leid und Blut. Eine Regierung ist dann eine gute Regierung, z.B. in Deutschland, wenn sie es schafft, einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen anzustoßen. Oder wollen Sie Raketen aus der Ukraine auf russische Städte fliegen sehen? Die Atommacht Russland stranguliert sehen? Ich nicht ... die über Hiroschima und Nagasaki explodierten Bomben sollten eigentlich Warnung genug sein. Und mit Nuklearwaffen ist auch Russland bis an die Zähne bestückt. Die ständige Eskalation muss aufhören - auch in unserem Interesse, kaum 1000 km von der Front entfernt.

sitra achra am 15.02.23, 12:20 Uhr

@Rebeca Merini
Manche sehen nur das, was sie unbedingt sehen wollen und erblinden an einer geschönten Scheinwelt.
Doch mit Rosinenpickerei betrügt man sich nur selbst. Auch Deutschland ist eine bewundernswerte Kulturnation, die trotzdem einem österreichischen Führer in den Untergang gefolgt ist. Auch die meisten Deutschen galten nicht als Monster, sie waren mindestens ebenso reizend im Umgang wie Ihre russischen Geschäftspartner. Die Mehrheit der Russen, die Putins Vorgehen gutheißt, wird hoffentlich ebenso von der Geschichte für ihre verbrecherische Hybris bestraft wie weiland unsere Nation.

Sonja Dengler am 15.02.23, 10:14 Uhr

Merkwürdig: Putin wird als alleiniger Schuldiger gebrandmarkt...Wer so denkt, hat Wesentliches in der jüngsten Geschichte verschlafen. Da gibt es viele, sehr viele Schuldige.
Danke, Rebeca Mirini

Rebeca Merini am 14.02.23, 16:49 Uhr

"Aufgeblasen, aber stolz? Wohl eher nationalistisch dummstolz und teilweise faschistisch verkommen ... Monstervolk kapituliert, machtgeile Psychopathen", solche Titulierungen gegenüber Russland in einem Kommentar zu diesem Beitrag befremden. In Jahrzehnten guter und sehr freundschaftlicher Zusammenarbeit mit russischen Partnerunternehmen haben wir in Russland nie solche Menschen kennengelernt. Und "aufgeblasen, dummstolz und faschistisch" dürften die zahlreichen renommierten Wissenschaftler Russlands der letzten Jahrhunderte nicht gewesen sein, wie ein Blick in der wissenschaftlichen Archive zeigt. Naturwissenschaften, Agrar- und Ingenieurwissenschaften, Literatur, Musik, Kunst waren dort schon zu Zarenzeiten herausragend. Wie kann man eine solche Nation so abqualifizieren? Wie dieser Krieg sind die meisten Kriege Verstöße gegen das Völkerrecht - und müssen mit dem unbedingten Willen zum Frieden durch Diplomatie beendet werden. Nicht durch infantile und / oder testosterongeschängerte Beschimpfungen, immer mehr schwere Waffen und Söldnerheere. Wer Putin einen machtgeilen Despoten nennt, muss sich fragen lassen, wie er George Bush, Barack Obama, Joe Biden und deren geostrategische Berater bezeichnet. Also bitte: Verbal abrüsten - für Waffenstilstand und Frieden eintreten.

Niels Dettenbach am 13.02.23, 17:10 Uhr

„ Unstreitig ist, dass Putin mit seinem Angriff vom 24. Februar 2022 die europäische Friedensordnung zerbröselt hat. Die brutalen russischen Angriffe unter eklatanter Missachtung des Kriegsvölkerrechts bedürfen der Reaktion.“

Welche „Architektur“ sollte das sein?

Russland argumentiert seinen Eingriff in den seit 2014 heißen Bürgerkrieg völkerrechtlich praktisch analog zum völkerrechtlich für einwandfrei befundenen Kosovo-Krieg der NATO. Bis dato jedenfalls habe ich noch nirgends eine stringente Gegenargumentation dazu gefunden. Die würde mich zumindest sehr interessieren…

Merkel, Hollande u.a. haben doch inzwischen eingeräumt, die militärische Lösung des Donbas-Konfliktes beabsichtigt und forciert zu haben, daß alle Friedensabsichten mit Russland schlichtweg gelogen. Oder gehört das mit zur „Architektur“?

sitra achra am 13.02.23, 13:00 Uhr

Egon Bahr: ich warne davor, ein großes stolzes Volk zu demütigen.

Der Mann hatte wohl Tomaten auf den Augen. "Gr0ß" im Sinne von gigantisch und aufgeblasen, aber stolz? Wohl eher nationalistisch dummstolz und teilweise faschistisch verkommen.
Bevor man vor diesem Monstervolk kapituliert, sollte es heißen, wie es Detlev v.Liliencron in seiner Ballade "Der Amtsmann von
Tondern" zum Ausdruck bringt: Lewwer duad üs slaav!
Mit machtgeilen Psychopathen kann man keine Diplomatie betreiben.
Es ist m.E. gefährlich, das Aggressionspotential der Neobolschewisten zu unterschätzen. Denn es befindet sich auf demselben Niveau und stellt dieselbe Gefahr dar wie ehemals der deutsche Faschismus. Das russische System ist eine immense Gefahr für den Weltfrieden und muss mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden, um den Planeten zu retten.
Den gewiss nicht zimperlichen USA eine Provokation des Konflikts zu unterstellen, ist entweder naiv oder folgt bewusst russischer Propaganda. Selbst wenn, es rechtfertigt auf gar keinen Fall die genozidalen Gräuel, die diese russischen Bestien an ukrainischen Zivilisten, oft Frauen, Kinder, ältere Leute, angerichtet haben und weiter anrichten.
Ich schließe mich daher voll und ganz dem Kommentar von Gregor Scharf an.

Rebeca Merini am 13.02.23, 09:07 Uhr

Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut soll immer wieder mit Blut abgewaschen werden. Deshalb: Waffenstillstand in der Ukraine sofort! Wäre doch einen Gedanken wert, oder?
Schon Egon Bahr, der renommierte Ostpolitker sagte: "Es gibt keine Stabilität in Europa ohne die Beteiligung und Einbindung Russlands. ... ich warne davor, ein großes stolzes Volk zu demütigen." Gorbatschow und Putin haben genau diese Einbindung in den letzten 30 Jahren mehrfach angeregt. Warum passierte das nicht? Es sind die geopolitischen Interessen der US-Finanzoligarchen, perfekt umgesetzt von fast allen US-Präsidenten und deren Administrationen. Einer der renommiertesten Vertreter dieser Neocons, George Friedman, ist einer derjenigen, der es unmissverständlich öffentlich auf den Punkt bringt: "Das Aufrechterhalten eines starken Keils zwischen Deutschland und Russland ist für die Vereinigten Staaten von überwältigendem Interesse." Und Condolica Rice, Außenministerin unter Obama: "Um jeden Preis muss ein Bündnis Russland und Deutschland verhindert werden, wie im Ersten und im Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg." Alles live anzusehen in youtube und nachzulesen in vielen Fachbüchern. Die Gründe für das geopolitsche Agieren der USA zu ergründen, führte hier zu weit. Wer sich aber näher mit den vielen Kriegen der USA befassen und Zusammenhänge suchen möchte, dem sei das Buch von John Denson: "Sie sagten Frieden und meinten Krieg" zur Lektüre empfohlen. Betätigen wir uns als Deutsche und Europäer doch als Friedensbewegte und nicht als Vasallen derer die hunderte Milliarden Euro / Dollar und hundertausende junger Menschenleben in diesem sinnlosen Krieg opfern.

Walter Schulz am 12.02.23, 17:55 Uhr

"Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende." Das sagte einst der US-Präsident John F. Kennedy. Und darum geht es auch in der Ukraine - Waffenstillstand, Friedensverhandlungen, Ende des Blutvergießens. Doch was muss man leider feststellen? Seit vielen Jahren gießt der "Westen" Benzin ins Feuer Ukraine, brachte Russland mit seinen gebrochenen Versprechungen einer NATO-Osterweiterung und Raketenbasen in zu goßer Nähe in exakt die Lage, in die die Sowjets unter Chrustschow 1962 die Amerikaner unter Kennedy brachten ... Atomraketenstationierungen auf Kuba. Die USA ließen sich das nicht gefallen, drohten mit Atomkrieg. Gott sei Dank für die Welt haben damals die beiden Staatenlenker miteinander gesprochen, sonst wäre die Welt heute noch ein verstrahlter Trümmerhaufen. Was lehrt uns das? Unbedingt miteinander reden, alles tun für Verhandlungen. Russland und die Ukraine waren im April 2022 schon so nahe dran , wären da nicht die USA und GB gewesen. Eine Situation, ein bisschen ähnlich, aber gefährlicher als die Kuba-Krise weiter mit Waffenlieferungen anzuheizen, ist ein verantwortungsloser Ritt auf dem Rand eines lodernden Vulkans. "Wer Krieg (und den Weltuntergang) will, schickt Waffen. Wer Frieden will, schickt Diplomaten."

Gregor Scharf am 12.02.23, 14:54 Uhr

Um es noch deutlicher auszudrücken, als es immer wieder verharmlosend darzustellen, erst die unterwürfige Arschkriecherei in Richtung Moskau durch zahlreiche Vertreter in Politik und Wirtschaft während der letzten dreißig Jahre hat Europa und vor allem Deutschland in die heutige Lage der Hilf- und Wehrlosigkeit versetzt und Moskau aufgebaut.
Es ist obendrein völlig verantwortungslos und beschämend zugleich, dass die NATO und mit ihr die gesamte Weltgemeinschaft handlungsunfähig ist, um Kriege und Kriegstreiber in ihrem Keim zu ersticken. Das zeigt, wo wir tatsächlich stehen und auf wen wir uns verlassen können. Die Oberbefehlshaber sind allesamt Jammerlappen. Wenn man bedroht wird, vernichtet man den Gegner. Das gilt im Kleinen wie im Grossen. Ob der Atomwaffen hat oder nicht, ist völlig irrelevant, denn konventionelle Kriege richten weitaus mehr Schäden und Leid an. Die Ukraine ist nur ein Beispiel von vielen. Man muss es darauf ankommen lassen. Gut möglich, dass die russischen Generäle nur darauf warten und hoffen von ihrem Führungspersonal befreit zu werden, weil ihnen selbst dazu die Mittel und Möglichkeiten fehlen. Parallelen zum Deutschen Reich tun sich auf.
Ich bin kein Jammerlappen, habe an der Waffe gedient und mich oft genug für Schwächere eingesetzt. Was hier geschieht, ist ein Lehrbeispiel der Unfähigkeit und Verantwortungslosigkeit nahezu aller Beteiligten. Solche unreife Persönlichkeiten befehligen Armeen und nennen sich Staatsoberhäupter und Präsidenten. Unter einem Völkerbund, der sich dieser Bezeichnung als würdig erweist, müssten Typen, die die Weltbevölkerung in Geiselhaft halten und erpressen, allesamt hinter Gittern sitzen. Was haben eigentlich die nutzlosen Geheimdienste während der letzten drei Jahrzehnte getrieben? Und warum läuft die Wirtschaft noch immer nicht auf Kriegswirtschaft?
Die Fragen können Sie sich selbst beantworten. Es liegt auf der Hand und die Handlungsweise der Regierenden spricht für sich. Schade um die vielen aufrechten Krieger auf beiden Seiten und das unnötige Leid und Elend unter den Menschen. Respekt den Ukrainern, die lieber stehend sterben, als kniend und in sklavischer Knechtschaft zu leben. Schon bald werden wir hier in Deutschland gefordert sein, weil "Wehret den Anfängen!" in keinster Weise beherzigt wurde und wird.

sitra achra am 12.02.23, 11:53 Uhr

Die geschundene Ukraine wird vom "Wertewesten" de facto in die Rappuse gegeben.
Das zeigt, dass die Nato vor der Tyrannei kapituliert. Damit dürfte ihr Unwert für die europäische Verteidigung und für den Erhalt des Friedens erwiesen sein.
Allein Frankreich und England sind besser dran, sie können mit den Russen ein Stillhalteabkommen schließen, da sie über A-Waffen verfügen. Die restlichen europäischen Länder werden sukzessive okkupiert und dürfen sich vor dem übermächtigen Aggressor prostituieren.
Wir sollten uns langsam mit diesen Aussichten auseinandersetzen.
Sauve qui peut!

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