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Direkte Kontinuitätslinie vom Agieren des 32. Präsidenten der Vereinigten Staaten, Franklin D. Roosevelt, vor acht Jahrzehnten zu den Ambitionen seines jetzigen Nachfolgers
Dass der neue US-Präsident Donald Trump bereits vor seinem Amtsantritt territoriale Ansprüche der Vereinigten Staaten gegenüber Grönland, Kanada und Panama anmeldete, stieß auf vielfältige Kritik im In- und Ausland. Dabei war oft von persönlichem Größenwahn des 78-Jährigen oder „purer Lust an der Provokation“ die Rede.
In Wirklichkeit jedoch ist der Wille zur Ausweitung des eigenen Machtbereiches und der Verschiebung bestehender Grenzen ein unveräußerlicher Bestandteil der politischen DNA der Vereinigten Staaten, die ja überhaupt erst durch den rücksichtslosen Einsatz aller vorhandenen Mittel ihre heutige Form erlangt haben.
Vor diesem Hintergrund stand bis 1814 auch die Annexion Kanadas auf der Agenda, zu deren Befürwortern der dritte US-Präsident Thomas Jefferson zählte. Ungeachtet der Monroe-Doktrin, der zufolge Amerika den Amerikanern beziehungsweise den US-Amerikanern gehöre, beschränkten sich die Ambitionen der USA nicht auf den amerikanischen Doppelkontinent. Hierfür gibt es zahllose historische Beispiele, zu denen auch die Jalta-Konferenz vor 80 Jahren gehört.
Vom 4. bis zum 11. Februar 1945 trafen sich die Führer der drei wichtigsten Mitgliedsländer der Anti-Hitler-Koalition, der US-Präsident Franklin D. Roosevelt, der britische Premierminister Winston Churchill sowie der sowjetische Regierungs- und Parteichef Josef Stalin, im ehemaligen Zarenschloss Livadija auf der Krim, um bei ihrer zweiten persönlichen Zusammenkunft mit dem Decknamen „Argonaut“ nicht zuletzt über die Zerstückelung Deutschlands und die Machtverteilung in Europa nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu verhandeln. Von der Wichtigkeit der Neuordnung Europas im Allgemeinen und Deutschlands im Besonderen zeugt, dass sich neun der 14 Kapitel des „Protokolls über die Verhandlungen auf der Krim-Konferenz“ hierauf beziehen, und das schon, bevor der Krieg gegen das Dritte Reich und dessen Hauptverbündeten Japan gewonnen war.
Arbeit an Nachkriegsordnung
Bei der Verteilung des Fells des Bären, bevor er erlegt war, wurde geschachert, was das Zeug hielt. Churchill wollte unbedingt den Einfluss des Empire auf dem Balkan und im Mittelmeerraum zumindest sichern, besser noch stärken. Währenddessen trachtete Stalin danach, den sowjetischen Machtbereich möglichst weit nach Westen und Südwesten auszudehnen. Dabei beriefen sich die beiden Kontrahenten auf ihre informelle Einigung bezüglich der Einflusszonen während der Moskauer Konferenz vom Oktober 1944. Dort hatte man sich unter anderem darauf geeinigt, dass Rumänien zu 90 Prozent an die Sowjetunion fällt, während Großbritannien über neun Zehntel Griechenlands gebieten sollte. Im Falle Ungarns und Jugoslawiens war die Aufteilung im Verhältnis 50 zu 50 vorgesehen.
Glaubt man der konventionellen Geschichtsschreibung, trat Roosevelt in Jalta eher als Moderator und Vermittler auf, um die beiden anderen für seine Hauptziele zu gewinnen: die Schaffung der Grundlagen für eine Weltfriedensorganisation und ein gemeinsamer Krieg gegen Japan. Zur Erreichung des zweiten Ziels drängte Roosevelt Stalin zu der Zusage, trotz des noch bis mindestens 1946 geltenden japanisch-sowjetischen Nichtangriffspakts vom 13. April 1941 baldmöglichst in den Krieg gegen das Kaiserreich einzutreten.
Lüge des US-Präsidenten
Die Entlastung der US-Streitkräfte durch eine sowjetische Invasion in der Mandschurei sollte nicht nur einen schnelleren und weniger verlustreichen Sieg gegen Japan ermöglichen, sondern die Vereinigten Staaten auch in die Lage versetzen, ihre Machtpositionen im gesamten Pazifikraum westlich von Hawaii sowie auf den Philippinen zumindest wiederzuerlangen, wenn nicht gar auszubauen. Und tatsächlich verblieben die US-Truppen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf etlichen strategisch bedeutsamen Inseln Polynesiens und Mikronesiens.
Das war insofern wichtig für die zukünftige Weltgeltung der USA, als so Stützpunkte für Langstreckenbomber wie die Andersen Air Force Base auf Guam eingerichtet werden konnten, die im Kalten Krieg eine ganz entscheidende Rolle spielten. Außerdem dienten die den Japanern entrissenen Südsee-Atolle später als Testgelände für die Erprobung des Kernwaffenarsenals der Vereinigten Staaten. Und auf den Philippinen, die sich von 1942 bis 1945 unter japanischer Besatzung befanden, waren die USA infolge ihres mit sowjetischer Hilfestellung errungenen Sieges im Zweiten Weltkrieg bis 1986 unbestrittene Hegemonialmacht.
Daher hatte Roosevelt gelogen, als er während der Teheran-Konferenz, die der von Jalta vorausgegangen war, zu Churchill gesagt hatte, er wolle Stalin „alles geben“, was er geben könne, und „dafür keine Gegenleistung verlangen“, damit der Kremlherrscher gemeinsam mit ihm „eine Welt der Demokratie und des Friedens“ schaffe. Die in Jalta explizit eingeforderte Gegenleistung für die Erfüllung vieler Wünsche Stalins in Bezug auf Deutschland und Europa war der Einmarsch von drei großen Heeresgruppen der Roten Armee in die Mandschurei ab dem 9. August 1945, der ebenso sehr zur schnellen Kapitulation des Kaiserreiches beitrug wie der Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki.
Wenn Roosevelt in Jalta also bereit war, der Aufteilung Deutschlands und dem Raub von dessen Ostgebieten durch die Sowjetunion und Polen zuzustimmen, dann tat er dies keineswegs aus naiver Nachgiebigkeit gegenüber Stalin, wie es vielfach heißt, sondern aus wohldurchdachtem Kalkül. Und noch ein Punkt wird häufig übersehen: Auf seiner Rückreise in die USA machte der US-Präsident einen Umweg über das Rote Meer, wo er an Bord des Schweren Kreuzers „Quincy“ mit dem saudi-arabischen König Abd al-Aziz ibn Saud zusammentraf und mehrere bilaterale Abkommen schloss, die den Weg für eine dauerhafte amerikanische Militärpräsenz am Persischen Golf ebneten. Insofern existiert eine direkte Kontinuitätslinie von den Forderungen Jeffersons nach einer Annexion Kanadas über Roosevelts Agieren in Jalta und den Tagen danach bis hin zu Trumps aktuellen Ambitionen.