26.02.2025

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Von möglicher Eingemeindung betroffen: Das Dorf Alt Allenstein
Bild: D.K.Von möglicher Eingemeindung betroffen: Das Dorf Alt Allenstein

Allenstein

Die Stadt an der Alle soll wachsen

Der Stadtpräsident Robert Szewczyk hat große Pläne – Betroffene Dörfer setzen sich jedoch zur Wehr

Dawid Kazanski
26.02.2025

Der Allensteiner Stadtrat unter Stadtpräsident Robert Szewczyk hat umstrittene Pläne vorgestellt, die eine Ausdehnung der Stadt und eine Erweiterung der städtischen Grenzen vorsieht. Die Grundstücke der Gemeinde Purden, deren Sitz das Dorf Groß Purden ist, sollen übernommen werden. Dies wurde von den Stadträten auf einer Sitzung Ende Januar beschlossen, auf der eine Absichtserklärung zur Erweiterung der Grenzen verabschiedet wurde. Die Behörden von Allenstein haben es auf ein 235 Hektar großes Gelände abgesehen, das an die Woiwodschaftshauptstadt Südostpreußens angrenzt, in unmittelbarer Nähe des Leinauer-Sees liegt, zur Gemeinde Purden gehört und wo sich unter anderem das Dorf Alt Allenstein befindet. Die Stadtverwaltung will dort ein sogenanntes juristisches Städtchen errichten. Dabei handelt es sich um eine neue Siedlung Allensteins, die ein Zentrum für Rechts- und Gerichtsverwaltungsdienste für die Einwohner der gesamten Region darstellen soll.

Die Stadtverwaltung wies darauf hin, dass derzeit viele Institutionen wie Gerichte und Polizei mit einem Mangel an geeigneten Räumlichkeiten zu kämpfen haben. Neue Einrichtungen würden diese Probleme lösen und auch die Verlegung des Gefängnisgebäudes aus dem Stadtzentrum in die Außenbezirke ermöglichen.

Die Allensteiner Behörden betonen, dass die Grenzänderung der gesamten Region zugutekommen werde. Die Entwicklung der Woiwodschaftshauptstadt sei entscheidend für die wachsende Bedeutung von Ermland-Masuren im Land. Szewczyk sagte, dass die Hauptstadt der Region die nachhaltige Entwicklung des Gebiets garantiere, das direkt an die großen Stadtsiedlungen angrenzt. Allenstein sei als Spitzenreiter der Region in der Lage, bedeutende europäische Mittel zu erhalten und die Entwicklung der Infrastruktur in den eingemeindeten Gebieten sicherzustellen. Nach den Vorstellungen der Behörden der Stadt würden die neuen Verwaltungsgrenzen bis zur Umgehungsstraße von Allenstein reichen.

Erweiterung Allensteins bis zur Umgehungsstraße
Die Behörden der Gemeinde Purden sprachen sich nachdrücklich gegen die Grenzänderung aus. Sie glauben, dass der Verlust ihrer Flächen die Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde einschränken wird. Sie wiesen darauf hin, dass mehr als die Hälfte des Gemeindegebiets aus Wäldern besteht und ein großer Teil in Landschaftsschutzgebieten liegt, was die Investitionsmöglichkeiten erheblich einschränkt. Das Gebiet, das Allenstein aufnehmen will, ist einer der wenigen Orte, an denen die Gemeinde ihre eigenen Entwicklungspläne verwirklichen kann.

Die Proteste der Gemeinde Purden werden von Vertretern des Allensteiner Landkreises unterstützt, der als Reaktion auf das Vorgehen der Stadt eine Tagung veranstaltet hat. Anwesend waren Kommunalvertreter aus den Gemeinden Diwitten, Dietrichswalde und Wartenburg. Auf der Konferenz wurden Szewczyk Argumente entkräftet. Die Kritiker vermuten, dass die Pläne zum Bau des sogenannten Juristenstädtchen nur ein Deckmantel für den Versuch seien, Geld für den städtischen Haushalt zu beschaffen, indem investitionswürdige Grundstücke in Purden eingemeindet und für den Wohnungsbau verkauft werden sollten.

Laut Kommunalverwaltung steckt Allenstein in einer schwierigen finanziellen Lage und sucht nach Möglichkeiten, ihre Schulden durch den Verkauf eingemeindeter Grundstücke an Bauträger zu verringern. Nach Analysen des Landratsamtes wird die Verschuldung von Allenstein Ende 2025 voraussichtlich umgerechnet 117 Millionen Euro betragen und in den Folgejahren noch höhere Werte erreichen. Die Angliederung von Grundstücken der Gemeinde Purden dürfte der Stadt erhebliche finanzielle Vorteile bringen. Der Verkauf der Grundstücke an Bauträger könnte Schätzungen zufolge einen Gewinn in Höhe von zirka 46 Millionen Euro einbringen, wobei weitere Mittel aus den Grund- und Einkommenssteuern der künftigen Einwohner stammen sollen.

Zunächst müssen nun die Gemeinde Purden und der Landkreis Allenstein sowie das Woiwodschaftsamt ihre Stellungnahmen abgeben. Erst wenn die entsprechenden Standpunkte vorliegen, wird der Antrag an das Büro des Ministerpräsidenten weitergeleitet, wo die endgültige Entscheidung getroffen wird. Der gesamte Prozess kann viele Monate dauern, und sein Ausgang ist noch ungewiss.

Es ist erwähnenswert, dass die letzte Änderung der Verwaltungsgrenzen von Allenstein im Jahr 1988 stattfand. Damals wurden Teile von Dörfern aus den Gemeinden Dietrichswalde, Jonkendorf und Stabigotten, insgesamt eine Fläche von
13 Quadratkilometern, eingegliedert.


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