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Einigung mit der Russisch-Orthodoxen-Kirche – Lokalhistoriker Kostriza sorgt für weiteren Erhalt des Baus
Es gibt erfreuliche Neuigkeiten aus Allenburg. Gennadij Kostriza, von Beruf Lokalhistoriker, organisiert seit etwa zehn Jahren Kajakfahrten. Da er des Öfteren die Alle für seine Unternehmungen ausgesucht hatte, machte er mit den Teilnehmern der Fahrten immer in Allenburg eine Picknickpause. Er erkundete mit ihnen auch den Ort Allenburg [Druschba] und stand stets vor verschlossener Kirchentür. Ein Schlüssel ließ sich nicht finden, und so schauten die Teilnehmer nur durch die Ritzen.
Sie besuchten auch den Masurischen Kanal. Im vergangenen Herbst suchte Kostriza die Leitung der Russisch-Orthodoxen Kirche in Königsberg auf. Diese beschaffte ihm einen Schlüssel, und zum ersten Mal konnte er das Gotteshaus von innen besichtigen. Was er sah, ließ ihn staunen. Wenn sich in den Jahren, in denen vom „Förderverein Allenburger Kirche“ niemand da war, auch sehr viel Schmutz angesammelt hatte, sah er das Innere der Kirche mit dem Herzen. Die große Halle des Kirchenschiffes beeindruckte ihn sehr, und er hatte sofort die Idee, hier klassische Konzerte stattfinden zu lassen. Die Akustik in der Halle ist wunderbar, wie ich bei den Gottesdiensten, die Pfarrer Dmitrij hier stattfinden ließ, selbst erfahren habe. Heute behilft sich Kostriza mit einem tragbaren Abspielgerät, aus dem Orgelmusik erklingt.
Konzerte in der Kirchenhalle
Der Heimatforscher lässt im Geiste schon das Tonnengewölbe wiedererstehen und bunte Scheiben in die Seitenfenster einsetzen. Als erstes muss aber dringend das Dach erneuert beziehungsweise ausgebessert werden.
Er war sehr erfreut über die gute Arbeit, die wir im und am Kirchturm geleistet haben und damit den Kirchturm vor dem Abriss bewahren konnten. Mit den drei neuen Etagen, den Fenstern zum Öffnen und Beobachten der Störche sowie der Möglichkeit, die wunderbare Landschaft von oben zu sehen, stellt er im Gebiet etwas Besonderes dar. In manchen Sakralbauten, die derzeit repariert werden, wird der Kirchturm auch mit einem Museum ausgestattet.
Auf der Treppe und in den Räumen hatte sich sehr viel Taubenmist angehäuft. Sie finden jedes noch so kleine Loch und brüten im Kirchenschiff und auf den Fenstersimsen im Glockenraum. Die Tauben müssten dringend aus Turm und Kirchenschiff ausgeschlossen werden. Dazu müssten auch die Fenster im Kirchenschiff wenigstens mit neuen Brettern geschlossen werden. Die noch von der Kolchose angebrachte Verbretterung der Fenster ist allmählich morsch geworden und lässt die Tauben mühelos hindurchschlüpfen.
Äußerst erfreut war Kostriza über die schöne Uhr, die wir mit der Spende von Peter Reich im Jahr 2014 einbauen konnten. Nachdem der Uhr mehrere Jahre der Ton abgeschaltet war – er störte die Nachbarn zu sehr – schlägt sie jetzt wieder die Stunde. Man hat einen Kompromiss gefunden und das Schlagen der Uhr auf die Zeit von 9 bis 20 Uhr begrenzt. In diesem Zusammenhang möchte ich mich nochmals für die vielen Spenden zum Ausbau des Glockenturmes auch bei allen anderen Spendern, die ich nicht alle namentlich nennen kann, bedanken. Ohne diese Gaben hätten mein Mann und ich nichts bewirken können.
Ein Café im Andachtsraum
In unserem Andachtsraum hat Kostriza ein Café eingerichtet. Die Stühle hatten mein Mann und ich ja schon vor Jahren aus Bremerhaven mitgebracht, Tische hat Kostriza selbst besorgt. Alles ist fein eingedeckt. Besucher reisen in Bussen an, um die Kirche und den Kanal mit dem Schleusenwärterhaus zu besichtigen. Über der alten blauen Tür aus dem Schleusenwärterhaus im Eingang zum Café wurde zur Zierde ein Rehkopf angebracht.
Das Inventar aus unserem Kirchenraum ist im Museumsraum darüber ausgestellt. Im April 2019, meinem letzten Besuch in Allenburg, brachte ich eine Bibel aus dem Jahr 1893 mit. Diese Bibel liegt Kostriza sehr am Herzen. Sie ist ihm sehr viel wert.
Zurzeit gibt es eine Ausstellung des Malers Jewgenij Zabuga zusammen mit unseren alten Ansichten von Allenburg, die wir im Museum hatten, zu sehen. Ein ganz neues Modell der Stadt, wie sie früher aussah, steht mitten im Raum. Das Modell, das Margot und Wilhelm Beinker zur Feier der 600 Jahre Stadtrechte Allenburg im Jahr 2000 anfertigten, ist nach wie vor in der Bibliothek zu besichtigen.
Kostriza ist voller Tatendrang. Er will das Gotteshaus für 25 Jahre von der Russisch-Orthodoxen Kirche pachten und Spenden einwerben sowie sich um Geld aus dem staatlichen Programm zum Erhalt der Denkmäler bemühen. Er ist 50 Jahre alt und hofft, in den nächsten 25 Jahren so viel wie möglich zum Erhalt des Gebäudes beizutragen.
Campingplatz und Bootsanleger
Gleichzeitig plant er an der Stelle, wo einst das Bootshaus für die Ruderer stand, eine Anlegestelle für Kajaks und andere Boote mit Übernachtungsmöglichkeiten, einem Sommer-Café und einen Campingplatz zu errichten. Das Ufer soll wohl auch wieder befestigt werden. Unsere ehemalige Promenade an der Alle wird zu neuem Leben erweckt. Teilweise ist sie immer noch erhalten. Schon seit Jahren träumt Kostriza davon, einen Campingplatz zu besitzen.
Für einen Campingplatz habe ich in den vergangenen Jahren mehrfach bei den Ministern für Tourismus geworben, ebenso für eine Fahrradrundstrecke von Königsberg über Insterburg, Judtschen mit neuem Kant-Museum und zurück über die Nebenstraßen nach Allenburg, Friedland und so fort bis Königsberg. Auf meine Schreiben erhielt ich jedoch nie eine Antwort. Allerdings hatte ich den Campingplatz auf dem Gelände der Anker-Mühle angedacht. Mit der fließenden Apt und dem Stau sowie vorhandenem Strom. Der Platz ist gepflastert, sodass er ein geeigneter Platz für Campingwagen wäre, weniger jedoch für Zelte.
Der Platz am ehemaligen Bootshaus ist ebenfalls sehr attraktiv, und die Nachbarschaft mit Café und Bootsanleger bietet gute Synergie-Effekte. Es spricht nichts dagegen, beide Plätze zu nutzen. Auf die Umsetzung des Planes von Kostriza darf man gespannt sein.
Neuerdings werden Fahrradwege gebaut, und an der Schleuse macht jetzt ein Hinweisschild auf den Radweg Richtung Eiserwagen aufmerksam.
Das Hause ist im Sommer täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Für einen Eintritt von 200 Rubel (etwa 3,30 Euro) kann man alles besichtigen und erhält umfassende Auskünfte über die Kirche. Jetzt fügt sich endlich alles so, wie ich es mir schon vor Jahren vorgestellt habe. Vielleicht ergibt es sich auch eines Tages, dass der „Förderverein Allenburger Kirche e.V.“ einen Kooperationsvertrag mit dem Pächter abschließen kann. Eine Zusammenarbeit wäre eine gute Sache. Zurzeit ruht allerdings jegliche Arbeit des Fördervereins. Ich wünsche Herrn Kostriza weiterhin den Mut, seine Ideen in die Tat umzusetzen.
Mit der Freude über die guten Entwicklungen für unsere Kirche und Allenburg, das nun endlich aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden soll, möchte ich diesen Bericht schließen.
• Nachsatz Durch die große Unterstützung der Landsmannschaft Ostpreußen und der GeO (Gemeinschaft ev. Ostpreußen) konnten wir das Dach des Turmes fertigstellen und die neue Tür einbauen lassen.