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80 Jahre Pearl Harbor

Dolchstoßlegende à la USA?

Was dafür spricht, dass die US-Führung Ziel und Zeitpunkt des japanischen Angriffs vom 7. Dezember 1941 vorher kannte

Wolfgang Kaufmann
29.11.2021

Am 26. November 1941 stach ein in der Hitokappu-Bucht auf den Kurilen zusammengezogenes Angriffsgeschwader der kaiserlichen japanischen Marine unter Vizeadmiral Nagumo Chūichi in Richtung der zu den USA gehörenden Hawaii-Inseln in See. Zu dem Kampfverband gehörten sechs Flugzeugträger mit insgesamt 414 Maschinen, zwei Schlachtschiffe, drei Kreuzer, neun Zerstörer, drei U-Boote und acht Tanker beziehungsweise Versorgungsschiffe.

Von der Trägergruppe starteten am 7. Dezember ab 6 Uhr zwei Wellen von 353 Flugzeugen, denen es gelang, die US-Luftabwehr auszuschalten und die im Flottenstützpunkt Pearl Harbor liegende Pazifikflotte der Vereinigten Staaten mit Bomben und Lufttorpedos zu attackieren. Dabei wurden bei nur sehr geringen Eigenverlusten fünf Schlachtschiffe versenkt sowie 188 Marine- und Armeeflugzeuge zerstört. Dazu kam die teilweise schwere Beschädigung von vier weiteren Schlachtschiffen, drei Kreuzern und sieben anderen Einheiten. Aufgrund des ohne vorherige Kriegserklärung erfolgten Angriffs verloren die US-Streitkräfte 2335 Mann. Darüber hinaus zählte man 68 getötete Zivilisten und 1178 Verwundete.

Am Tag darauf traten die USA offiziell in den Zweiten Weltkrieg ein. Der bislang in Isolationisten und Interventionisten gespaltene Kongress in Washington votierte hierfür angesichts der angeblichen japanischen „Infamy“ (Ehrlosigkeit) mit nur einer einzigen Gegenstimme. Dem folgten am 11. Dezember 1941 die Kriegserklärungen Deutschlands und Italiens an die Vereinigten Staaten, die sich dadurch nun auch ganz formell in die Anti-Hitler-Koalition einreihen konnten. Damit hatte der US-Präsident Franklin Delano Roosevelt sein Ziel erreicht. Er hatte auf dieses langfristig hingearbeitet. Und so kam der japanische Angriff denn auch keineswegs aus heiterem Himmel, sondern war eine zwangsläufige Folge des US-Handelns.

US-Ölembargo gegen Japan

Um die eigenen ökonomischen und politischen Interessen in Asien zu schützen und das wirtschaftlich prosperierende und militärisch auftrumpfende fernöstliche Kaiserreich, das zudem mit dem US-amerikanischen und britischen Hauptgegner Deutschland paktierte, in die Schranken zu weisen, traktierte Washington Tokio seit 1937 mit unablässigen Strafmaßnahmen. Diese gipfelten im Juli 1941 in einem Ölembargo, durch das Japan mit dem Rücken zur Wand stand und faktisch nur noch zwei Optionen hatte, entweder Verhandlungen mit dem Ziel, dass die USA das Embargo beenden, oder die militärische Inbesitznahme der Ölfelder Südostasiens.

Die Gespräche zum Zwecke der friedlichen Beilegung der bilateralen Differenzen scheiterten an der Blockadehaltung der Vereinigten Staaten, für die der US-Präsident und dessen engeres Umfeld verantwortlich waren. Japan befand sich in einer Zwangslage, aus der es Ende 1941 kein friedliches Entkommen mehr gab.

Auch wenn die US-Führung also über den von ihr provozierten japanischen Angriff als solchen nicht überrascht sein konnte, bleibt noch die Frage, ob sie mit dem Angriff an diesem Ort und zu diesem Zeitpunkt gerechnet hat. Die Antwort lautet, dass es mehrere gewichtige Indizien gibt, die gegen die immer wieder behauptete Überrumpelung sprechen.

Am 25. November 1941 schrieb der US-Kriegsminister Henry L. Stimson nach Gesprächen mit Roosevelt in sein Tagebuch, die Frage sei, wie man die Japaner „in eine Position manövrieren könnte, in der sie den ersten Schuss abgeben würden, ohne dass uns zu viel passiert“. Bereits am Folgetag überreichte US-Außenminister Cordell Hull eine in scharfem Ton gehaltene Note an den japanischen Unterhändler Nomura Kichisaburō, die in Tokio als Ultimatum aufgefasst wurde und zum Auslaufbefehl für den Angriffsverband führte.

Gespräche ließen die USA scheitern

Auch befand sich die US-Pazifikflotte auf ausdrücklichen Befehl Roosevelts in Pearl Harbor und somit innerhalb der Reichweite japanischer Trägerverbände. Bereits im April 1940 hatte der Präsident sie aus der sicheren Heimatbasis in San Diego an der kalifornischen Küste in den exponierten Stützpunkt beordert, und zwar gegen den Widerstand ihres kommandierenden Admirals James O. Richardson, der schließlich wegen seiner anhaltenden Proteste im Februar 1941 abgelöst wurde.

Dabei herrschte längst Klarheit darüber, wie gefährdet die Pazifikflotte auf Hawaii war. Immerhin hatten gleich zwei Manöver in den Jahren 1932 und 1938 gezeigt, welch verheerende Zerstörungen von Flugzeugträgern gestartete Marinefliegerkräfte in Pearl Harbor anrichten könnten. Dazu kam später als letzter mahnender Fingerzeig noch der erfolgreiche Angriff britischer Torpedoflieger auf die italienische Marinebasis in Tarent in der Nacht vom 11. auf den 12. November 1941. Damals setzten die Fairey-Swordfish-Bomber der Royal Navy die drei Schlachtschiffe „Conte di Cavour“, „Caio Duilio“ und „Littorio“ auf Grund.

Des Weiteren wurde die Meldung des US-Botschafters in Japan, Joseph C. Grew, vom 27. Januar 1941 ignoriert, der stets gut informierte peruanische Gesandte habe ihm zugetragen, das Kaiserreich werde einen Überraschungsangriff auf Pearl Harbor unternehmen, wenn es zu ernsthaften Differenzen mit den USA komme.

Ebenso wenig veranlassten die Hinweise der US-Funkaufklärung von Ende November 1941 – das aktuelle Kommunikationsmuster der japanischen Marine deute auf eine bevorstehende größere Aktion hin – das Weiße Haus zum Handeln. Und das, obwohl der Admiralstabschef der U.S. Navy, Harold R. Stark, daraufhin eindringlich vor aggressiven Handlungen der Japaner warnte. Gleichzeitig blieb auch die Teilentschlüsselung eines wichtigen japanischen Funkspruchs am 6. Dezember 1941, nach dessen Kenntnisnahme Roosevelt spontan herausplatzte „Das bedeutet Krieg!“, ohne Folgen.

Und dann wäre da noch der höchst bemerkenswerte Umstand, dass sich die auch in Pearl Harbor stationierten Flugzeugträger „Enterprise“, „Lexington“ und „Saratoga“ sowie sieben schwere Kreuzer und 14 Zerstörer am Morgen des 7. Dezember 1941 wegen dreier paralleler Routinemissionen auf See befanden.


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Kommentare

sitra achra am 08.12.21, 17:57 Uhr

Der Dolchstoß muss doch irgendwann gelingen. Die Zeit dafür ist überreif. Über 200 Jahre Ausbeutung und Genozid, das ist die erschütternde Bilanz der USA.
"Die Welt vom Tyrannen befreien" erinnert an die Losung des Freiheitskämpfers in dem Gedicht "Die Kraniche des Ibykus". An eine finale Versöhnung ist in diesem speziellen Fall jedoch nicht zu denken.

Hein ten Hof am 08.12.21, 16:20 Uhr

Egal, ob LUSITANIA, PEARLHARBOR oder der GOLF VON TONKIN, es wird einfach ein Kriegsgrund benötigt und dann läuft es.
Mich wundert, dass derartiges immer noch angezweifelt wird.
1991 im ZDF: Pearl Harbor- Köder zum Krieg ZDF, 22.11.1991. Auf YouTube.

Berlin 59 am 03.12.21, 23:23 Uhr

Wenn man sich mit der damals aufstrebenden Weltmacht USA anlegt, kann man nicht ein bisschen kille, kille machen. Die Japaner hätten vernichtende Schläge führen müssen. Statt Pearl Harbor hätte man den Panama Kanal mit der Flotte angreifen und systematisch zerstören müssen. Die US-Pazifikflotte währe dann von ganz allein hinterher geschippert und hätte ebenfalls (die Schlachtschiffe) sicher versenkt werden können. Vielleicht hätte man sogar die drei US Flugzeugträger erwischt. Auf dem Rückweg hätte man dann Pearl Harbor "besucht" und alles militärische zerstört. Bei entsprechender Planung (sicher sehr auf -wendige Logistikleistung nötig) hätten alle US Stützpunkte im Pazifik vernichtet werden können. Die USA wären bis Ende 1942 im Pazifik Matt gesetzt gewesen. Die Japaner hätten es schaffen können. Bin aber der Meinung das das der ganze 2.WK inszeniert war, wie alles. Die Japanische Flotte die die Russen bei Tshushima versenkte wurde von einen einzigen US-Milliardär Finanziert. Die USA haben Japan aus der selbstgewählten Isolation heraus geholt und damit den Militarismus in Japan erst ausgelöst. Also ist Japan das eigentliche Opfer.

Siegfried Hermann am 29.11.21, 10:09 Uhr

Es kommt noch besser:
Als ein Adjutant den Luftangriff auf Pearl Habor meldete, hat Roosevelt zu seinen Kriegsminister gesagt: "Jetzt haben wir Hitler da, wo wir ihn haben wollten." Das ist Fakt!!!
Eigentlich waren die usa schon längst im Krieg mit Deutschland, wegen des Pacht- und Leihabkommens und der massive Eingriff der "neutralen" US-Marine gegen deutsche U-Boote mit samt Gefechten. Hitler hatte der Kriegsmarine strengstens untersagt zurück zu schießen, um ja keinen Kriegsgrund zu liefern.
Nachdem Angriff soll Hitler gesagt haben: Was soll´s!? Die Kriegsmarine steht schon seit Kriegsausbruch im US-Krieg, jetzt dürfen sie auch zurück schießen!"

Und bei Japan ging´s nicht nur um´s schnöde Öl, sondern um die US-Dollar-Priorität und ein umfassendes Embargo, das alle Drittstaaten praktisch zu ( wirtschaftlichen) Kriegsgegner erklärte, die trotzdem mit Japan Handel treiben wollten. Japan wäre so komplett vom Welthandel abgeschnitten worden und praktisch tot!
Das war die US Ultima ratio zur US-Unterwerfung unter dem Diktat der FED und der US-Konzernen, also praktisch eine Kriegserklärung ohne einen Schuss abgegeben zu haben, ganz so wie das die usa seit 45 machen.
Den Japanern muss sogar gut gehalten werden, dass sie jahrelang gutmütig verhandelt haben und Ende 41 an der Erschiessungs-Wand standen und erst dann los schlugen.

Ähmm und Schiffe.
Was da noch in Pearl Habor war, war schlicht Schrott!! und fast durch weg aus dem 1. Weltkrieg. Die Arizona hätte im Gefecht gegen die Yamato null Chancen gehabt.
Die Träger der Lexington/ Yorktown- Klasse mussten nur so lange geschont werden bis die 24 ! Träger der Essex-Klasse fertig waren. So mal nebenbei und am Rande.

Holger Bergmann am 29.11.21, 07:54 Uhr

Die britische Aktion gegen Tarent fand ein Jahr früher statt (1940). Trotz der Andeutung im letzten Absatz sowie der japanischen Niederlage bei Midway spielten die genannten US-Träger keine kriegsentscheidende Rolle. "Lexington" sank im Korallenmeer, "Enterprise" wurde von den Japanern mehrfach schwer beschädigt, auch "Saratoga" musste zeitweise aussetzen. Die Japaner versenkten noch weitere amerikanische Träger. Erst mit der Indienststellung der "Essex"-Klasse-Träger ab Ende 1942 wendete sich das Blatt endgültig zu Gunsten der Amerikaner.

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