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NATO-Übung Sea Breeze und groß angelegte russische Manöver – Russland steht ohne Verbündete da
Während der Westen die jüngsten Zwischenfälle im Schwarzen Meer dazu nutzt, dem Feindbild Russland neue Nahrung zu geben, schürt Wladimir Putin die Angst vor einer Bedrohung seines Landes von außen.
Russland habe den britischen Zerstörer HMS Defender mit Kriegsschiffen und Flugzeugen bedrängt, um ihn von dem direkten Kurs zwischen der Ukraine und Georgien abzudrängen, obwohl dieser sich in internationalem Gewässer befunden habe, heißt es. Beim zweiten Zwischenfall berichtet das niederländische Verteidigungsministerium, sein Kriegsschiff „HNMLS Evertsen“, das ebenfalls wie die „Defender“ am NATO-Manöver Sea Breeze teilnahm, sei von russischen Flugzeugen bedrängt worden, die mit Bomben und Boden-Luft-Raketen bewaffnet waren.
Was nicht berichtet wird, ist die Tatsache, dass sich der Charakter der Sea Breeze-Übungen seit dem Krim-Anschluss 2014 und Russlands Anspruch auf das Hoheitsgewässer vor der Krim deutlich verändert hat.
Nicht nur die Briten schickten ihren Zerstörer HMS Defender in Richtung Krim-Ufer los, sondern auch die USA den mit Harpoon- und 56 Tomahawk-Raketen ausgestatten Zerstörer USS Ross. Ursprünglich fand Sea Breeze ab 1997 als Übung im Schwarzen und Asowschen Meer im Rahmen der „Partnerschaft für den Frieden“ statt und schien Russland nicht weiter zu stören, doch seit 2014 gewinnen diese Manöver zunehmend politische Brisanz. An dem NATO-Manöver beteiligen sich immer mehr Staaten, auch aus dem ehemaligen Einflussbereich Russlands: 2018 nahmen 19 Länder an der „Partnerschaft für den Frieden“ teil mit 25 Schiffen, 2019 waren es wieder 19 Länder, aber schon mit 34 Schiffen. In diesem Jahr nahmen Einheiten aus 32 Staaten mit 5000 Soldaten unter Beteiligung von 30 Schiffen und mehr als 40 Flugzeugen teil. Grund genug für Russland, nervös zu werden. Schließlich hat die NATO Russland zu einem ihrer Hauptfeinde erklärt. Sea Breeze verdeutlicht die Isolation der Russen, die im Schwarzen Meer keine Partner haben. Sämtliche anderen Anrainer stehen auf Seiten der NATO.
Moskau befürchtet die Vorbereitung auf einen Krieg im Schwarzen Meer. Das militärische Kräftemessen hat längst begonnen. Im April führte Russland auf der Krim eine ungewöhnlich umfangreiche Militäroperation mit 10.000 Soldaten und
40 Kriegsschiffen durch. Weil weitere Manöver folgen sollen, erklärte der Kreml bis Ende Oktober einen Teil der Schwarzmeerküste der Krim zum geschlossenen Gebiet für ausländische Schiffe.
Die NATO erkennt dies nicht an. Sea Breeze ist nicht nur eine Möglichkeit, den russischen „Aggressor“ in die Schranken zu weisen, sondern auch der Ukraine, deren Aufnahme in die NATO wiederholt verschoben wurde, die Unterstützung des Bündnisses zu versichern. Indes ist ein Krieg mit Russland in der Ukraine äußerst unpopulär. Obwohl laut einer Umfrage des Rasumkow-Zentrums 74,1 Prozent der Befragten glauben, dass nur Russland eine Gefahr für ihr Land darstelle, wären nur 23,6 Prozent der Ukrainer bereit, ihr Vaterland zu verteidigen, 33,8 Prozent wären es nicht.
Bei dem Zwischenfall mit der HMS Defender bestritt London zunächst, dass es einen Beschuss durch die Russen gegeben habe. Dem widersprach der an Bord befindliche BBC-Reporter Jonathan Beale, dessen Aufnahmen bezeugen, dass sich ein russisches Kriegsschiff der HMS Defender bis auf 100 Meter näherte. Mehrere Detonationen etwa drei Meilen hinter dem Schiff waren zu erkennen. „Zeitweise waren 20 Flugzeuge über dem Kriegsschiff“, berichtet der Reporter.
London schwenkte daraufhin um. Es habe sich um Militärübungen gehandelt, die nicht der „Defender“ gegolten hätten, ließ das britische Verteidigungsministerium verlauten. Beale sagte aber auch, dass die Waffen an Bord der „Defender“ in Gefechtsbereitschaft gebracht worden seien. So verwundert es nicht, dass der russische Verteidigungsminister Sergej Schojgu von einer „explosiven Lage“ sprach. Russland veröffentlichte Videos aus einem der Kampfjets, um seine Version des Zwischenfalls zu bestätigen.
Handelte es sich bei der Konfrontation um ein kalkuliertes Risiko oder um eine verantwortungslose Kraftprobe? Dass es sich um eine bewusste Provokation der Briten handelte, sollen geheime Unterlagen des Verteidigungsministeriums belegen, die an einer Bushaltestelle gefunden wurden. Die Aktion sei als Protest gegen die „Krim-Annexion“ gedacht und solle unterstreichen, dass die NATO-Staaten die Krim als ukrainisches Gebiet betrachten.
Der britische Russland-Experte Mark Galeotti beschreibt den Vorfall als „ritualisierte Herausforderung“. Er sei nicht als Eskalation, sondern als Zeichen beider Seiten zu betrachten, ihre Absichten und Reaktionen zu verdeutlichen.
Die Isolation und das Vordringen der NATO an die Grenzen Russlands erinnern dennoch an den Krim-Krieg Mitte des 19. Jahrhunderts, als im Konflikt des Zarenreichs mit dem Osmanischen Reich Frankreich und Großbritannien als Verbündete der Türken eine Gebietserweiterung Russlands verhinderten. Den Einfluss Russlands in der Region einzudämmen dürfte auch heute eines der Hauptmotive für derartige Kriegsspiele sein.
sitra achra am 19.07.21, 10:38 Uhr
@Tom Schroeder
Im Prinzip stimme ich Ihrer Analyse zu.
Jedoch mache ich mir um die Russische Föderation und China keine Sorgen. Deren Führer sind intelligent genug, sich nicht in die westlichen Querelen hineinziehen zu lassen. In ihrem Herrschaftsbereich haben sie beide die Lage im Griff, trotz des Protests der geifernden "Menschenrechtler". Wir oder sie, sie legen die Rechte eben für ihre Bevölkerung aus, wie es ihre angestammte Pflicht ist.
Der hybride Westen gibt sich trotz der sinnlosen Scharmützel in Afghanistan und Mali hingegen selbst auf.
Die zunehmende Kreolisierung hat in Europa unumkehrbare Fakten geschaffen. Die Kalergisierung scheint primäres überstaatliches Ziel zu sein, das mit rattenhafter Verbissenheit zu seinem bitteren Ende geführt wird. Uns bliebe hingegen noch Russland als letzte Zuflucht übrig. Ich glaube mittlerweile, dass auch Polen nicht standhalten kann, dafür ist die Abhängigkeit vom Geldtransfer zu groß, es wird in den Sog des Untergangs mitgerissen. Vielleicht überdenken sie aber noch einmal ihr Verhältnis zu ihrem eigentlich slawischen Bruderland.
Tom Schroeder am 13.07.21, 15:16 Uhr
Putin fühlt sich bedroht, China als Pseudopartner im Osten - die lassen RUS bei erstbester Gelegenheit fallen, wenn sie das haben was sie wollen, kennen wir ja von uns (Technologiediebstahl) - "Russland im Zangengriff" von Peter Scholl-Latour ist lesenswert bzw. der Filmbeitrag sehenswert. Nun haben die USA++ in Afghanistan ein Vakuum geschaffen, welches nach ihrem schnellen Abzug sofort wirksam ist und bald gefüllt sein wird. Der weiche Bauch Russlands ist bald wieder ungeschützt gegen zentralasiatische Islamisten - Ansteckungsgefahr groß - der Einfluss der extrem-islamischen Deobandis reicht von Indien bis nach Zentralasien. Dort hat die Bevölkerung teils auch nichts zu lachen mit ihren Despoten-Regierungen und wenn der Islam Gerechtigkeit verspricht - "... die ganze Welt mit dem heilenden Balsam des Islam überziehen ..." (Stereotyp der islam. Universität Deoband)? Wird China in Zentralasien direkt oder indirekt eingreifen, wenn Pakistan nordwestliche Teile an die paschtunischen Taliban verliert und diese dadurch mächtiger werden? Fraglich aber möglich. Hält der gewaltsam errichtet "Damm" in Xinjiang? Russland ist dermaßen überdehnt, dass es nicht gleichzeitig an mehreren Stellen wirkungsvoll im großen Stil lange Zeit Krieg führen kann - die Nato aber auch nicht! Was ist mit dem Kaukasus? Syrien? Krim? Wird alles ein bisschen viel für RUS und das testet man vielleicht aus. Die Krim gehörte UKR und ist mit Gewalt genommen worden, das unselige Referendum lassen wir mal außen vor, denn das sagt nicht viel über die wahren Umstände und den tatsächlichen Willen der dortigen Bevölkerung aus. Dass man dem Putin auch mal zeigt, dass man keine Angst vor ihm hat ist an sich schon verständlich - nur finde ich solche Spielchen gefährlich und man sollte es doch besser unterlassen. Ist es so, dass wer den Krieg nicht kennt, vielleicht den Frieden nicht richtig schätzt? Psychologisch wird das mit zunehmendem Abstand zum WKII möglicherweise immer mehr zum Problem. Der Islam postuliert den Krieg als probates, ja sogar "heiliges" Mittel - fallen "wir" in den nächsten Jahrzehnten in archaische Zeiten zurück?
Siegfried Hermann am 12.07.21, 09:09 Uhr
Damit hat die PAZ alles gesagt.
Bleibt die Frage:
Was um Himmels Willen haben da
-ständig- amerikanische, britische, oder niederländische Kriegsschiffe auf Alarmbereitschaft zu suchen???
Was wäre das für ein Affen-Aufstand, wenn vor Miami, Galvston, oder New Port russische Großkampschiffe eine "Gefechtsübung des Friedens" spielen würden???
Und bitte "Zerstörer" sind das bei rund 8000 Tonnen Tonnage und rund 155 m Länge auch nicht. Im WK-II waren das leichte Kreuzer, nur heute mit deutlich weniger Besatzung, dafür mit deutlich mehr Feuerkraft!
Die Amis spielen hier in der Tat mit dem Feuer.
Andererseits haben im Gegenzug die Russen mit 2, in Worten nur zwei Flugzeuge vom Typ Suchoi 57 mit ELOUM den Stolz der US-Flotte nicht nur kampfunfähig gemacht, sondern zusätzlich in die "Flucht geschlagen".
Aba darüber wird ja in den SED-Einheitsmedien nix berichtet, oder grundsätzlich abgestritten, das die Russen sowatt wirklich können.
Also: Nich wirklich schreckliches.
Gott sei Dank ist unsere Marine derart kaputt gespart, das solche Provokationseinsätze unmöglich sind. Da reicht es nur für Einsätze gegen Piraten bewährte PRG-7 Paddelboote, die problemlos, wenn sie denn auch wollten mit einer Mauser BK-27 wech gepustet werden.
Ansonsten müssen sie sich auf Weisung aus Buntland als Handlanger für schäbigen Menschenhandel hergeben.
Und wenn einmal ein U-Boot wieder einsatzbereit ist, dann fährt es grundsätzlich die norwegischen Fjorde an!
Warum wohl???
Das wäre mal eine Recherche wert! Und ihr werdet auf Granit beißen!
Chris Benthe am 12.07.21, 09:09 Uhr
Das Säbelrasseln gegen Russland muss aufhören. In Deutschland müssen verantwortungsbereite Politiker aufstehen und sich klar gegen diesen Irrsinn positionieren. Es muss endlich die Fragwürdigkeit des antiquierten NATO-Konzepts diskutiert werden. Als Deutscher sage ich: ich will nicht Liebdiener einer kriegslüsternen NATO sein, die lediglich die geostrategischen Interessensphären einzig der Amerikaner absichert. Es wurde bereits vor 30 Jahren versäumt, mit der Auflösung des Warschauer Paktes eine globale Friedensordnung herzustellen. Spätestens seitdem dürfte deutlich geworden sein, dass die NATO ein aggressives Kampfbündnis ist, das Vasallenstaaten der USA zu Kriegsdiensten napoleonischer Qualität benutzt. Schluss damit, Friedensordnung jetzt !