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Heimat

Ein Ausflug in die Buchheide

Mönche machten die Wildnis urbar – Das Kloster Kolbatz legt auch heute noch Zeugnis davon ab

Brigitte Klesczewski
26.02.2023

Die Buchheide war für die Stettiner ein „Klein-Thüringen“, denn sie hatte den Vorteil, dass sie von den Großstädtern leichter als die Provinz Thüringen zu erreichen war. Ausgangspunkte für Wanderungen waren die an den Eisenbahnlinien Stettin-Stargard und Stettin-Greifenhagen gelegenen Ortschaften Finkenwalde und Podejuch. Auch das idyllische Hökendorf, von Finkenwalde aus mit der Kleinbahn Finkenwalde-Neumark anzufahren, gehörte dazu. Der Ort war durch seine über 500-jährigen Eichen, die das Zitelmannsche Waldgut bewachten, bekannt. Von diesem Gut führte ein Weg in die Buchheide und zur Försterei Hökendorf.

Über den Lebensraum der Buchheide steht folgendes im Pommern-Lexikon von Johannes Hinz: „Südöstlich Stettins erhebt sich ein etwa 15 Kilometer langer und sechs Kilometer breiter Höhenzug, auf dem 67 Quadratkilometer Wald mit 70 Prozent Buchenmisch- und 30 Prozent Kiefernwald stehen. In der Kolower Spitze erreicht der Höhenzug eine Höhe von 147 Meter über Normalnull. Heute steht dort ein Stein, auf dem die jetzigen polnischen Bewohner ,Hier schlägt das Herz der Buchheide' verzeichnet haben.“

Im Jahr 1173 war die Gegend noch eine einzige Wald -und Sumpfwildnis, bekannt unter dem Namen Madanzig-Urwald. Um diese Zeit erhielt der Zisterzienser Orden von Wartislaw Swantiboritz, ein Verwandter des pommerschen Fürstenhauses, die Madanzig Wildnis geschenkt. Er stiftete ein Kloster, das ursprünglich den Namen Lautenthal erhalten sollte, dann aber den Namen Kolbatz führte.

1173 – Dorf der Deutschen

1174 zog der Konvent von zwölf Mönchen und zwölf Laienbrüdern unter Abt Reinhold aus Esrom Dänemark in Kolbatz ein. Die Mönche des Zisterzienser Ordens machten die Wildnis urbar und besiedelten sie danach. Geologisch gesehen ist die Buchheide eine Stauchendmoräne des letzten Eiszeitstadiums in Pommern. In ihr sind zwei größere Kreideschollen eingelagert, die zum größten Teil von der Zementindustrie abgebaut werden.

Die nacheiszeitliche Erosion schuf ein lebhaftes Relief. Pulvermühlen- und Hökendorfer Bach gruben die schönsten und tiefsten Täler. Zahlreiche Seen, besonders der Binower-, Glien- und Schwarzer See, ließen die Buchheide zu einem Naherholungsgebiet werden. Die vielfältigen Bodenarten begünstigten eine artenreiche Vegetation. Elsbeeren, eine Edelkastanie, Heckenrosen und der Aronstab waren unter Naturschutz gestellt. Mächtige Findlinge, unter anderem der Große Wiegen und Pionierstein, waren Ziele zahlreicher Wanderer, die aus Stettin mit dem Zug oder mit Omnibussen (bis zum Zweitem Weltkrieg nur mit Bussen) anreisten. Bekanntester Rastort war die Pulvermühle, die im 20. Jahrhundert zu einer beliebten Gaststätte umgebaut worden war. „Hier können Familien Kaffee kochen.“

Wenden wir uns nun der Besiedlung des Waldgebietes zu. Der Zisterzienserorden mit seiner streng eingehaltenen Regel „ora et labora“ (bete und arbeite), hatte sich der Kultivierung und Erschließung von Einöden verschrieben. Die Mönche holten deutsche Bauern ins Land und legten mit ihnen Dörfer an. Das erste Dorf wurde 1173 „Dorf der Deutschen“ genannt. Es ist der spätere Ort „Hohenkrug“. Mit seiner so frühen Gründung wurde Hohenkrug zum ältesten deutschen Dorf in Hinterpommern. Bekannt wurde später Hohenkrug durch seine Papiermühle, die im Jahr 1926 vom Feldmühlen-Konzern übernommen wurde.

Kolbatz, die Stätte des Zisterzienserklosters wurde nicht nur von großer Bedeutung für die Besiedlung der Buchheide, sondern auch für das Gebiet des Weiz­ackers, der hier nur erwähnt werden soll, da er einer extra Ausführung bedarf.

Durch den von den Mönchen umgeleiteten Fluss Plöne gewannen sie eine günstige Zufahrt zur Odermündung. Die erste Arbeit jedoch galt 1183 dem Bau der Marienkirche. Zu sehen sind bis heute von der stattlichen Klosterkirche das Querschiff und das Mittelschiff mit einer im Stil der Hausteingotik erhaltenen Fensterrose. Abgerissen sind Seitenschiffe und Kapellen. Das zweigeschossige Abtshaus ist verputzt worden, vom Haus der Laienbrüder blieb der Keller. Erhalten sind noch das Amtsgericht und eine Scheune.

Kolbatz besaß einen Zugang zur Bahnlinie Finkenwalde-Neumark. Bereits 1286 konnte das Kloster Kolbatz das Tochterkloster Oliva bei Danzig anlegen. Nach der Reformation wurde 1535 das Kloster zu einer herzoglichen Domäne.

Literarisch bekannt blieb dieses Kloster auch durch die Sage „Die Maränen im Madüsee“, in der es heißt: „Ein aus Italien stammender Abt hatte großes Verlangen nach den heimatlichen Maränen und schloss einen Pakt mit dem Teufel. Als der Unhold die Wette verlor, warf er sie in den Madüsee, wo sie noch heute gefangen werden können.“

Angebliche Heilquelle

Im 14. und 15. Jahrhundert residierten die Kolbatzer Äbte gern in einem der größeren Klosterhöfe. In Kolow gab es einen solchen Klosterhof. Als Bartholomäus Schobbe, der letzte Abt des Klosters Kolbatz, 1535 seiner Würde entsagte, wurde er Pfarrer in Kolow. Vom Herzog hatte er den Hof dort auf Lebenszeit zugewiesen bekommen. Die Kirche in Kolow ist für den kleinen Ort ziemlich mächtig. In ihr ruht unter einem Stein der Kolbatzer Abt Johannes Jordani. Er starb im Jahr 1395.

Kolow war zunächst im Besitz des Johanniterordens und erscheint schon im Jahr 1282 als Kolbatzer Klosterdorf. Dieser Buchheideort liegt etwa 130 Meter hoch und ist rings um zwei Teiche angelegt worden. Von der Südseite des Dorfes hat man einen weiten Blick ins Odertal.

Von Kolow gelangt man auf breiter Fahrstraße entweder nach Podejuch oder kurz vorher schon, nach dem Erreichen des Waldes, die Kreuzung mit der Bergstraße nach Hökendorf-Binow. Beliebt war die Gaststätte Kolower Spitze am Ausgang des Waldes in Richtung Kolow.

Der Ort Binow wurde 1278 von den Pommernherzögen dem Kloster Kolbatz zur besonderen Unterstützung ihres Hospitals gegeben. Das Dorf selbst stammt aber aus dem Jahr 1234. Bei Binow gab es eine Quelle, die als heilbringend galt. Ihr Wasser wurde von kranken Pommern weithin auf den Markt gebracht.

Kranke Menschen aus Schlesien, Polen, der Mark und Mecklenburg suchten die Quelle auf. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts stellte man durch Untersuchungen fest, dass die Quelle keine besonderen Minerale enthielt. Damit wurde der Besuch des Ortes und seiner Kirche hinfällig. Schwerwiegend war auch, dass der Gewinn durch diese Quelle für den Ort fortfiel. Später fand man in der Kirche noch viele Krücken, die die Geheilten zurückgelassen hatten.

Wundervolle Seenlandschaft

Binow liegt an einem See, der auch von den Ausflüglern gern aufgesucht wird, denn der See besitzt klares Wasser und breite grasbewachsene Ufer. Der See ist sehr tief und hat am Rand viel Schlingpflanzen. Leider gab es hier mehrere tödliche Unfälle beim Baden, sodass die Behörde gezwungen war, mit Verbotsschildern zu warnen.

Der See ist sehr fischreich. Hecht und auch der Karpfen können aus ihm gefangen werden. Die Gaststätte Binower Spitze, am Waldrand gelegen, lädt zur Einkehr ein. Durch den 1770 unter Friedrich II. erfolgten Plöne-Durchstich sank nicht nur der Wasserspiegel des Madüsees, sondern auch der Binower See verlor gewaltig an Umfang und Wassermassen. Der Binower See steht mit dem Faulen Griep und dem Madüsee in Verbindung.

Oberhalb vom See steht seit 1929 eine oft frequentierte Jugendherberge mit großem Balkon und Terrasse zum See. Sie verfügt über 120 Betten und 20 Notbetten. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie nicht zerstört. Bei den Polen wurde sie zum Waisenhaus mit dort lebenden Erziehern.

(Fortsetzung folgt)


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