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Frankreich

Ein französischer Donald Trump

Der TV-Moderator Eric Zemmour könnte bei den Präsidentschaftswahlen Emmanuel Macron und Marine Le Pen gefährlich werden

B.B.
31.10.2021

Überraschend hatte der 63-jährige Kolumnist und Fernsehmoderator Eric Zemmour vor einigen Wochen Andeutungen gemacht, dass er 2022 bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich Präsident Emmanuel Macron herausfordern wolle. Da er noch gar keine Partei oder – wie Macron im Jahr 2017 – eine Bewegung hinter sich hat, stellt er sich als politischer Außenseiter dar, der die Entfremdung des konservativen Bürgertums stoppen will.

Zemmour könnte neuen Meinungsumfragen zufolge in einer Stichwahl gegen Macron antreten. Die Umfrage von Harris Interactive widerlegt erstmals die weitverbreitete Erwartung, dass Macron im April nächsten Jahres gegen Marine Le Pen, die Chefin des Rassemblement national, in der zweiten Runde antreten wird. 17 Prozent der Wählerstimmen würden laut der Umfrage auf Zemmour entfallen und nur 15 Prozent auf Le Pen. Laut dieser Umfrage liegt Zemmour auch vor jedem der drei anderen bürgerlichen Herausforderer. Dabei handelt es sich um Xavier Bertrand, einen ehemaligen Minister, der heute die nordfranzösische Region Hauts-de-France leitet, Valerie Pecresse, Chefin der Region Ile de France, und den ehemaligen Brexit-Verhandlungsführer der EU, Michel Barnier.

In der Vergangenheit ist Zemmour durch umstrittene Äußerungen zu Themen wie Einwanderung, Islam und nationale Identität aufgefallen. Sein prominentester Unterstützer ist kein Politiker, sondern der Erfolgsautor Michel Houellebecq, der mit seinem Buch „Unterwerfung“ im Jahre 2015 eine fiktive Machtübernahme durch den Islam in Frankreich skizziert hatte. Das Buch, das Verkaufsrekorde einstellte, hat auf geniale Art eine sich wirklich abzeichnende schleichende Unterwanderung und Islamisierung wie in einer Fiktion vorweggenommen.

Ähnlich wie Houellebecq glaubt Zemmour, dass dieses Buch mittlerweile keine Zukunftsfiktion mehr ist. Beide sind übrigens in Algerien geboren, Zemmour als Sohn jüdischer Franzosen. So, wie in den meisten muslimischen Ländern nichtmuslimische Namen unerlaubt sind, würde er als Präsident auch in Frankreich muslimische Vornamen verbieten.

Zemmour hat bereits seinen Platz in seiner Primetime-Chat-Show aufgegeben, um die Wahlregeln einzuhalten. Er hat auch vor Kurzem ein Buch mit dem Titel „Frankreich hat sein letztes Wort noch nicht gesprochen“ veröffentlicht, das Parallelen zwischen ihm und dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump zieht. Auch Trump hatte eine eigene TV-Show, bevor er in die Politik ging.

Vieles deutet jedoch darauf hin, dass es für Zemmour schwierig sein wird, Macron abzulösen. 55 Prozent der Stimmen würde Macron laut den Umfragen in einer zweiten Runde gegen ihn erhalten. Sollte Marine Le Pen in der ersten Runde ausscheiden, würde deren Vater in der zweiten Runde Zemmour unterstützen. Jean Marie Le Pen wirft seiner Tochter vor, die einst von ihm gesetzten „starken Themen“ aufgegeben, und so das Terrain für Zemmour vorbereitet zu haben.

Ein anderes wichtiges Thema ist auch Frankreichs Mitschuld am Holocaust. Obwohl er selbst Jude ist, hat Zemmour sogar den Hitler-Verbündeten Marschall Philippe Pétain, der nach 1945 in Frankreich als Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt worden war, vor dem Vorwurf des Antisemitismus in Schutz genommen, da dieser mit dem deutschstämmigen Emmanuel Berl einen jüdischen Redenschreiber gehabt habe.


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Kommentare

H. Schinkel am 02.11.21, 03:19 Uhr

Es ist schon erstaunlich das die Franzosen auch immer wieder auf das gleiche Spiel hereinfallen. Bloß nicht die bösen Rechten wählen, es könnte Veränderungen geben. Ich dachte diese Blödheit wäre ein deutsches Phänomen.

Tom Schroeder am 01.11.21, 15:31 Uhr

Und wieder wird in einer der untauglichen repräsentativen Demokratien das Schicksal der Nation für 5 Jahre in einen Moment der Präsidentschaftswahl gelegt. MAcron, der Blödmann, wird wiedergewählt, weil die rechts-bürgerlich-Mitte Fraktion nicht in der Lage ist einen ordentlichen Kandidaten aufzustellen. Ist wie bei uns, es wird immer das "kleinere Übel" gewählt - was soll das Ganze? Ich würde lieber über Sachfragen abstimmen und nicht irgendeinen Schwätzer wählen, der dann irgendwas entscheidet, meistens gegen mein Interesse. Schade, dass ich kein Schweizer bin - das ist die einzig wahre Demokratie in der Welt!

sitra achra am 01.11.21, 12:44 Uhr

Die rechte Opposition in Frankreich ist zu schwach. Allenfalls jemand wie Eric Zemmour kann deren Reste aktivieren und dem verblendeten FN das Wasser abgraben.
Leider wird das nicht reichen, dafür ist die französische Gesellschaft ebenso blind und versifft wie die deutsche.

Jan Kerzel am 31.10.21, 20:23 Uhr

Durch solche Aktionen wird die rechte Opposition entscheidend geschwächt und der relativ unbeliebte Macron wird die Wahl problemlos gewinnen. Wahrscheinlich hat er schon im ersten Wahlgang weit über 20%. Zemmour mit Trump vergleichen? Trump hatte und hat die Republikaner hinter sich, zumindest überwiegend. Weitere Kandidaten im mitterechts Lager gab es nicht. Macron wird im Wahlkampf auch nationale Themen ansprechen. Seine Europa- ,Afrika- und Nahostpolitik hat Hand und Fuß und wird viele überzeugen. Zemmour ist als Politiker morgen schon vergessen und MLP wird nach der Niederlage den Vorsitz der RN abgeben müssen.

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