28.03.2024

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Der Wochenrückblick

Ein Luxus-Problem

Warum die Inflation gar nicht so schlimm ist, und wenn doch, warum wir Bürger selber dran schuld sind

Hans Heckel
30.10.2021

Im Turmbau zu Frankfurt am Main, wo die „Währungshüter“ der Europäischen Zentralbank (EZB) ihr Werk verrichten, breitet sich laut Insider-Berichten eine ungute Stimmung aus. Man bekommt kalte Füße. Wieso? Jahrelang hatten die Euro-Verwalter gepredigt, ihre uferlose Geldmengenvermehrung werde keinesfalls zu einer zerstörerischen Inflation führen.

Doch das war wohl nichts. Die Inflation schlägt auf allen Seiten zu, vom Rohstoff- und Energiemarkt bis zu Produktions- und Verkaufspreisen. Jeder Supermarktbesucher reibt sich mittlerweile die Augen.

Um die Menschen zu beruhigen, hatte man zunächst die Parole ausgegeben: Das dauert nicht lange, im nächsten Jahr geht die Teuerung wieder aufs alte Niveau zurück. Mittlerweile aber dämmert die düstere Erkenntnis herauf, dass es ganz anders kommen könnte, dass die Teuerungswelle kam, um zu bleiben oder gar noch anzusteigen.

Das kann peinlich werden für die Währungsmanager. In so einer heiklen Lage benötigt man treue Verbündete, die einem beim Vernebeln unterstützen. Gesucht, gefunden: Das „Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung“ (DIW) unter dem unnachahmlichen Marcel Fratzscher ist herbeigeeilt.

Die Internetseite des DIW klebt zunächst noch an der alten Behauptung, die Inflation werde im kommenden Jahr „eher zu niedrig als zu hoch ausfallen“. Da man aber weiß, dass es wohl anders kommen wird, baut das DIW vor: Wenn die Inflation doch höher steige, sei das ein „Luxus-Problem“, denn dies würde eine „dauerhaft boomende Wirtschaft erfordern“. Wer das anders sieht, dem wird „populistische Angstmache“ vorgehalten. Das übliche Todesurteil für lästige Gegenmeinungen. Erbärmlich billig, aber immer noch wirksam.

Ein „Luxus-Problem“ also. Wie gut, dass die meisten Deutschen die 1970er Jahre längst vergessen haben. Damals vermählten sich Wirtschaftskrisen mit gleichzeitig hoher Inflation, die keineswegs mehr als „Luxus“ empfunden wurde, Wissenschaftler tauften die Mischung aus wirtschaftlicher Stagnation und Preisinflation „Stagflation“.

Und wenn sich das jetzt wiederholt? Dafür haben Fratzscher und Kollegen schon die nächste Legende gestrickt: Wenn es trotzdem zu einem längeren, stärkeren Geldwertverfall ohne „Luxus“ kommen sollte, dann sind die blöden Leute eben selber schuld und nicht etwa Politiker und „Währungshüter“. Der Trick geht so: Wenn die Deutschen ihre Kaufkraft schwinden sehen, könnten sie Käufe (die später wohl teurer würden) vorziehen und höhere Löhne verlangen, was dann die Inflation antreibe. So gesehen hat die Dummheit des Volkes die Geldentwertung zu verantworten nicht die Fehler seiner Führer.

Der Schönheitsfehler in dieser Erklärung ist indes dieser: Die Erwartung steigender Preise und höhere Lohnforderungen („Lohn-Preis-Spirale“) werden seit jeher als zentrale Elemente einer Inflationswelle gesehen, nicht als deren eigentliche Ursache. Deshalb spricht man ja auch davon, dass die Inflation sich „aufschaukelt“. Nur, wer nachguckt, was diese Erwartungen und Forderungen denn ursprünglich angestoßen hat, findet die echte Inflationsursache.

Zu kompliziert? Gut, dann eben auf den Punkt gebracht: Letztlich erklärt das DIW, die Ursache für eine anhaltende Inflation sei – tadaa! – die Inflation! In dem Sinne könnte man auch sagen, Ursache für Regen ist, dass Wasser vom Himmel fällt. Aus dem Munde eines Wetterkundlers klänge das ziemlich dämlich. Wirtschaftsexperten dürfen so was sagen, wenn der Quatsch einer Politik dient, der sie sich verpflichtet fühlen.

Ob die Ablenkung gelingt?

Was also sind die echten Ursachen des steilen Preisanstiegs? Erst hat die Währungspolitik seit Finanz-, Griechenland-, Euro- und Sonstwas-Krise die Geldschleusen immer weiter geöffnet, um mit den Corona-Fonds endgültig alle Zügel schießen zu lassen. Zudem hat man per grüner Energiewende das Angebot an verfügbarer Energie immer weiter verschlechtert und per Lockdown das globale Warenangebot und die Lieferketten geschreddert. Jetzt kommt beides zusammen: Viel umherschweifendes Geld trifft auf ein dramatisch verknapptes und politisch zusätzlich verteuertes Angebot. Rumms!

Da soll es nicht erstaunen, dass den Machern von Geldflut und Energiefiasko die Muffe geht. Es müssen Sündenböcke her. Beim Energiedesaster schreien sie „Putin!“, und an der Inflation sind die Normalverdiener schuld, die angesichts schwindender Kaufkraft nach einem Lohnausgleich rufen.

Aber ob die Ablenkung gelingt? Schon fürchtet man Aufstände wegen rapide steigender Preise. Vielleicht nicht gleich bei uns, aber die Franzosen? Von dort könnte der Tumult auf ganz Europa übergreifen.

Solche Unruhen träfen auf eine tonangebende Schicht in Politik, Medien und bei regierungsfrommen „Aktivisten“, die sowieso schon arg nervös ist. Selbst die geringste Meinungsabweichung bei irgendeiner Frage löst bei diesen „Eliten“ heftige Wallungen aus, obwohl das herrschende grünlinke Milieu eigentlich nichts mehr zu fürchten hat, wo diese Leute das Land und seine Institutionen doch mittlerweile so fest im Griff haben wie noch nie ein ideologisches Milieu zu demokratischen Zeiten.

Aber vielleicht sind sie deshalb so nervös. Man erkennt Züge eines kollektiven Cäsarenwahns. Damals, im alten Rom, befiel dieser Wahn etliche Kaiser. Sie hatten alle Macht, und doch gerade aus diesem Grunde reagierten sie auf den kleinsten Anflug von Opposition regelrecht hysterisch. Es reichte manchmal, dass ihnen nicht schleimig genug gehuldigt wurde, sofort witterten sie Gefahr. Echte, klare Widerworte konnten sie sich gar nicht mehr vorstellen.

Wie so etwas bei der heutigen „Elite“ aussieht, konnten wir am Rande der Frankfurter Buchmesse studieren. Eine schwarze, im Mainstream treibende Autorin war der Messe ferngeblieben, weil sie „Angst“ hatte, dort auch nur einem Verlag zu begegnen, der eine andere Meinung haben dürfte als sie. Als dann eine farbige grüne Lokalpolitikerin das Podium bei der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels stürmte, um zu erklären, dass sie sich durch die schlichte Anwesenheit von Verlagen mit mutmaßlich rechten Meinungen „bedroht“ fühle, war Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann von der SPD ganz auf ihrer Seite.

Nun malen wir uns kurz aus, eine herrschende Kaste, die alles kontrolliert und schon beim bloßen Gedanken an abweichende Positionen in Cäsaren-wahnsinnige Panik verfällt, sieht sich mit einer wirklichen Unmutswelle aus dem Volk konfrontiert. Mit Menschenmassen, die von der grünen Energiewende, der ebenso grünen „Transformation der Gesellschaft“ und vom Euro sowieso die Schnauze voll haben – und das nicht bloß denken, sondern laut sagen! Hoffen wir, dass es nie dazu kommt und die Leute sich selbst (und Putin) die Schuld für die Misere geben. Selbstbetrug zu eigenen Lasten – darin sind wir Deutsche schließlich Weltmeister!


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Kommentare

Hein ten Hof am 03.11.21, 13:41 Uhr

Wenn die eine Koalition Jamaika genannt wird, wegen der Farben, die zur Flagge passen müsste die andere eigentlich Kongo Koalition benannt werden, wegen der Farben, die zur Flagge passen.
Vielleicht passt sich die BRD auch langsam an die dortigen Verhältnisse an. Viel grün, viel warm, viel viel.

E. Berger am 01.11.21, 20:01 Uhr

Ich glaube nicht, dass die s. g. Währungshüter kalte Füsse bekommen. Sie wirken (in der EZB) auf exterritorialem Gelände im Schutze höchster Immunität.
Und wenn das verarmte Volk wirklich mal einen gewissen Unmut zeigen sollte, werden die Täter umgehend nach Südamerika evakuiert.

Tom Schroeder am 01.11.21, 15:44 Uhr

Inflation ist ein Verbrechen - die Aufgabe der EZB ist eigentlich diese zu verhindern und nicht 2% - geht sowieso nicht, denn Inflation ist keine wirklich regelbare Groesse im System. Weidmann ist nun von Bord, genau wie Axel Weber und Jürgen Stark - es geht weiter in Richtung "Lirarisierung" des Euro (T. Mayer in der Welt). Geht raus aus der Dreckswährung - wenn die dann keiner mehr haben will, dann bezahlen wir hier halt mit Canada$ o. Austral$ usw. Zwingt man uns dann in die Digitalwährung DEURO (ich meinte TEURO) wird es jede Menge Schwarzmarkt geben - Sie sehen, wir bewegen uns immer mehr in Richtung französischen Sozialismus, wo man in den 80ern noch nicht mal unbegrenzt US$ kaufen konnte. Fuer eine lange Auslandsreise haben Franzosen seinerzeit ihre Freunde und Verwandten um den Umtausch von Franc in US$ gebeten - ich hoffe auf einen rechten EU-unfreundlichen Präsidenten in F nächstes Jahr! Die Chancen stehen gar nicht so schlecht, denn Macron ist im Grunde genommen unten durch.

sitra achra am 30.10.21, 12:12 Uhr

Da kommt mir der Name von Mr.Lynch von der grünen Insel in den Sinn. Dessen Methode wäre, auf die Rosstäuscher und Blender in der Politik angewandt, eine dauerhaft nachhaltige und einwandrei grüne Alternative.
Die auch psychisch für das gebeutelte Volk Entlastung von seinem Unmut bewirkt. Trägt auch zur Dekarbonisierung bei, mit Ausnahme einiger Hexenverbrennungen a la Mutti.

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