19.11.2025

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Hier soll bald gebaut werden: Stadion an der Kleeberger Straße
Foto: D.K.Hier soll bald gebaut werden: Stadion an der Kleeberger Straße

Allenstein

Ein Stadion soll multifunktionales Zentrum werden

Fußball, Bürgerdienstleistungen und Katastrophenschutz – In der Kleeberger Straße ist ein ungewöhnliches Projekt in Planung

Dawid Kazanski
19.11.2025

Bereits seit Jahren gilt der bestehende Fußballstadionkomplex an der Kleeberger-Straße [Al. Piłsudskiego] in Allenstein als sanierungsbedürftig: Verschiedene Gremien von Vereinsvertretern, Fanverbänden bis hin zu Stadt- und Kommunalpolitikern haben wiederholt größere Investitionen oder gar einen umfassenden Neubau gefordert, da das heutige Stadion technisch in einem schlechten Zustand ist.

Vor diesem Hintergrund skizziert der Stadtpräsident von Allenstein, Robert Szewczyk, eine ungewöhnliche und ambitionierte Vision. Das Sportareal soll weit über den üblichen Spielbetrieb hinausgehen und als multifunktionales „Herz“ städtischer Dienstleistungen dienen. Geplant ist ein modernes Stadion, das neben Tribünen und Sportinfrastruktur auch ein Bürgerservicezentrum wird – ein „neues Rathaus“ mit Schaltern für Ausweisausstellung, Fahrzeugregistrierung und Steuerzahlungen. Dort sollen zudem Konferenzräume und Verwaltungsflächen beherbergt werden. Die städtische Gesellschaft „Hala Olsztyn“ wurde mit der Koordination und Umsetzung des Bauvorhabens betraut. Ein Element dieser Konzeption sind professionelle Schutzräume unter den Tribünen.

Szewczyk betont, dass moderne, zugängliche Zivilschutzkapazitäten im Stadtgebiet fehlten und dass der Stadionbau eine Chance biete, diese Lücke zu schließen. Die geplanten Schutzräume sollen im Notfall der Bevölkerung als Zuflucht dienen. Finanziell ist das Projekt anspruchsvoll, denn die Stadt nannte eine Zielgröße von etwa 46 Millionen Euro für die Gesamtinvestition.

Die Meinungen gehen auseinander
Auslöser für die Neuausrichtung waren Erkenntnisse aus gescheiterten Vergabeverfahren. Die Sanierung einzelner Tribünen hätte einen sehr hohen Einzelpreis erzeugt, weshalb Stadtvertretung und Stadtpräsident einen kompletten Neubau als wirtschaftlich sinnvoller erachten. Aktuell befindet sich das Vorhaben in einer frühen Planungs- und Vorbereitungsphase. Szewczyk bezeichnete diesen Schritt als notwendigen Meilenstein für die Umsetzung künftiger Pläne. Parallel werden Finanzierungsmöglichkeiten geprüft und Gespräche über externe Fördermittel sowie genaue Kosten- und Zeitpläne geführt. Konkrete Termine für Baubeginn und Fertigstellung wurden noch nicht genannt.

Die Reaktionen auf Szewczyks Vorschlag sind gemischt und teils emotional. Befürworter loben die Idee als mutigen Schritt in Richtung moderner, nutzerorientierter Stadtplanung, gerade die Kombination aus alltäglichen Verwaltungsleistungen und öffentlichen Räumen wird als effizient und bürgernah dargestellt. Kritiker äußern dagegen finanzielle und konzeptionelle Bedenken. Skepsis besteht hinsichtlich der Kostenschätzungen, der Prioritätensetzung (ob ein solches Großprojekt jetzt die richtige Investition sei) sowie der Transparenz und des Dialogs mit Einwohnern. In sozialen Medien und lokalen Kommentaren wird zudem diskutiert, ob Stadien der richtige Ort für Schutzräume sind.

Aus städtebaulicher Sicht wirft die Idee interessante Fragen auf: Die Kombination aus Sportstätte, Verwaltungszentrum und Schutzinfrastruktur könnte Flächen effizienter nutzen und die Innenstadt entlasten, sie erfordert aber eine sorgfältige architektonische, akustische und logistische Planung, damit Bürgerservice und Spielbetrieb sich nicht gegenseitig beeinträchtigen. Experten und Planer werden zudem prüfen müssen, wie Barrierefreiheit, Evakuierung, Brandschutz und die dauerhafte Wartung von Schutzräumen technisch und rechtlich abgesichert werden können.

Letztlich lässt sich sagen, dass Szewczyk eine innovative, jedoch kontrovers diskutierte Vision vorantreibt, die Allensteins Stadionprojekt in einen multifunktionalen öffentlichen Komplex verwandeln will. Der Plan ist bereits in Gang gesetzt, endgültige Finanzierungszusagen, konkrete Zeitpläne und detaillierte architektonische Entwürfe stehen noch aus, und die politische sowie öffentliche Debatte um Kosten, Zweckbindung und Prioritäten wird das weitere Vorgehen bedeutend beeinflussen.


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