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Markus Krischer hat die Geschichte eines osmanischen Kriegers erforscht, der 1683 als „Kriegsbeute“ nach München verschleppt wurde
Nach der Niederlage der Türken vor Wien gegen die deutschpolnischen Heere im Sommer 1683 waren drei Janitscharen des besiegten osmanischen Heeres als menschliche „Beute“ nach München in die Residenzstadt des bayerischen Kurfürsten verschleppt worden. Es waren die ersten osmanischen Krieger, die dieses Schicksal nach den Siegen des Kurfürsten, an der Seite des Kaisers gegen die Türken ereilte.
Zwei von ihnen, beide mit Namen Achmet, wurden in das Zuchthaus auf dem heutigen Viktualienmarkt gesperrt. Nachdem sie sich zum Katholizismus bekehrt hatten, fand ihre Taufe im August 1684 krankheitsbedingt im Zuchthaus statt. Anschließend konnten sie als freie Bürger der Stadt München ein neues Leben beginnen.
Einem von ihnen, der nach seiner Taufe Anton Achmet hieß und aus Babadag in der Region Dobrudscha stammte, widmete der Autor und Journalist Markus Krischer ein Buch mit dem Titel „Der Mann aus Babadag. Wie ein türkischer Janitschar 1683 nach München verschleppt und dort fürstlicher Sänftenträger wurde“. Der Kurfürst selbst hatte die Patenschaft für den konvertierten Moslem übernommen, war aber bei der Zeremonie nicht zugegen.
Mit Akribie hat der Autor das Umfeld seines Protagonisten erforscht, um von dieser Außensicht die Perspektive dieses Mannes auszuloten, den es über Belgrad und Wien nach München verschlug und über den nur wenig mehr in Erfahrung zu bringen war als im Titel erwähnt. So erkundete der Autor das Schicksal einzelner der 300 osmanischen Krieger, die 1686 nach der Vernichtung von Buda, von den Deutschen „Ofen“ genannt, nach München verschleppt wurden und dort in einer Fabrik oder als Bauarbeiter Zwangsarbeit leisten mussten. Manche von ihnen starben an Mangelernährung und Krankheiten, einige rissen aus und nur wenige hatten das Glück, durch einen Gefangenenaustausch in ihre Heimat zurückzukehren.
Offen bleibt, warum die Zahl der Konversionen zum Christentum erst im Laufe der Jahre zunahm. Wollte der Fürst nicht auf diese nützlichen Sklaven verzichten? Einfühlsam lässt der Autor seinen Protagonisten, dessen weniger glückhafte Leidensgenossen und viele, die mit ihnen in Kontakt standen, schemenhaft aus dem Nebel der Geschichte auftauchen. So entstand ein ungewöhnliches und spannendes Kaleidoskop aus Geschichte, Historiographie und Imagination.