16.06.2024

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Erinnerungen

Eine bewegende Dokumentation

Mit seinem neuen Buch „Lebenserinnerungen eines Ostpreußen mit 98“ hat der fast 100-Jährige Martin Schröder sein Vermächtnis vorgelegt

Manuela Rosenthal-Kappi
30.12.2023

Der aus Sargen, Kreis Heiligenbeil, stammende Martin Schröder ist Buchautor sowie Gedichte- und Briefeschreiber. Nach Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit musste er sich auch als Handwerker verdingen, bevor er in Detmold eine neue Bleibe und Beschäftigung fand.

In Büchern wie „Leben in Ostpreußen, Flucht und Wiedersehen“ und „Gott war nicht mit uns“ hat er bereits von seinen Erlebnissen berichtet. Sein Anliegen ist es, einer breiten Öffentlichkeit seine persönlichen Erinnerungen als Zeitzeuge der Auswirkungen zweier Weltkriege zugänglich zu machen. Zugleich will er einer den Deutschen von den Siegern „aufoktroyierten Geschichtsklitterung“ entgegenwirken.

Sein jüngstes Buch „Lebenserinnerungen eines Ostpreußen mit 98“ ist gleichsam ein Vermächtnis. Schröder schildert das bäuerliche Leben in Sargen und den engen Zusammenhalt der großen Verwandtschaft. Für den Außenstehenden ist es stellenweise mühsam, die vielen Namen und Verwandtschaftsbeziehungen nachzuvollziehen. Dennoch liest sich das Buch flüssig, da Schröder viel Wissenswertes – beispielsweise über Pferde und Ackerbau – sowie lustige Episoden aus dem Alltag eines ostpreußischen Bowke einfließen lässt. Doch schon nach der Schulentlassung 1939 musste er auf dem elterlichen Hof einspringen, da die Männer eingezogen wurden. Bald schon wurde er selbst in den Krieg nach Russland einberufen.

Es folgten Flucht und Vertreibung sowie amerikanische Kriegsgefangenschaft. Schröder nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er die miserable Behandlung durch die amerikanischen Sieger schildert mit einem Exkurs auf die berühmt-berüchtigten Rheinwiesenlager. Dennoch entschloss er sich, Anfang der 50er Jahre mit seiner Frau in die USA auszuwandern. Nach der Rückkehr nach Deutschland gelang den Schröders ein Neuanfang. Die inzwischen fünfköpfige Familie erlebte das Wirtschaftswunder, aber auch die Zerstörung der deutschen Kultur und der preußischen Werte seit der 68er Revolution.

Mit bewundernswerter Disziplin ist es dem Autor gelungen, die Brüche in seinem Leben zu überstehen und stets von Neuem zu beginnen. Schröder hat eine bewegende Dokumentation der damaligen Lebenswelt nicht nur der Flüchtlinge und Vertriebenen, sondern aller Deutschen im Nachkriegsdeutschland verfasst. Dabei flicht er immer wieder seinen politischen Standpunkt mit ein, der sich gegen den US-Kapitalismus und die Erzählung von der Alleinschuld der Deutschen richtet. Scharfe Kritik übt er an linken Politikern, die Deutschland abschaffen wollten.

Martin Schröder: „Lebenserinnerungen eines Ostpreußen mit 98“, Gerhard Hess Verlag, Bad Schussenried 2023, broschiert, 271 Seiten, 21,80 Euro


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