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Mit dem Deutschen Orden ging es los: Manche Krankenhäuser und Mediziner der Preußen-Metropole erlangten sogar Weltruhm
In seinem Bemühen um zivilisatorischen Fortschritt holte der Deutsche Orden beizeiten auch Ärzte ins eroberte Land der Prußen und initiierte den Bau von Einrichtungen zur Behandlung von Kranken. So entstand um das Jahr 1320 herum das St.-Georgs-Hospital in Königsberg, welches 135 Jahre später niederbrannte. Ein neuer großer, nunmehr städtischer Gebäudekomplex unter gleichem Namen folgte erst 1897 südlich des Kneiphofes in der heutigen Uliza Morechodnaja. Dieser wurde 1945 zum Ende des Krieges schwer beschädigt, aber später wiederaufgebaut. Derzeit befindet sich darin eine Ausbildungsstätte für junge Seeleute.
Das zweite große Hospital in Königsberg war das Heilige-Geist-Hospital im Löbenicht, dessen Einweihung 1531 erfolgte. Es fiel 1764 einem verheerenden Stadtbrand zum Opfer. Der 1772 fertiggestellte Nachfolgebau musste jedoch 1903 abgerissen und durch ein neues, noch heute existierendes Gebäudeensemble in der nunmehrigen Uliza Tscherepitschnaja ersetzt werden.
Fachbibliothek mit 220.000 Bänden
Nach der Gründung der Albertus-Universität Königsberg im Jahre 1544 erhielt Johannes Placotomus alias Johann Brettschneider die erste medizinische Professur an der Hochschule. Eine entsprechende Universitätsklinik mit drei Zimmern gab es hingegen nicht vor 1809.
Wenig später schossen im Zuge der Spezialisierung der Medizin im 19. Jahrhundert dafür entsprechende Fachkliniken wie Pilze aus dem Boden. Auf die Universitäts-Frauenklinik und -Augenklinik folgten im schnellen Rhythmus auch noch eine Klinik für Innere Erkrankungen, die Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten, die Psychiatrische Klinik, die HNO-Klinik sowie die Kinderklinik. Diese Einrichtungen, an denen renommierte Ärzte wie Karl Unger, Ernst Meyer und Albrecht Wagner wirkten, führten im Verein mit den bedeutenden anatomischen Sammlungen und einer großen Fachbibliothek mit 220.000 Bänden dazu, dass die Königsberger Universitätsmedizin reichsweites Ansehen erlangte.
Aus privaten Mitteln gestiftet
Darüber hinaus bekam die ostpreußische Metropole auch ein großes städtisches Krankenhaus. Dessen Geschichte reicht bis in das Jahr 1764 zurück, in dem der Kommerzienrat Reinhold Friedrich Farenheid, welcher durch seine weitverzweigten Handelsunternehmen zum reichsten Mann in Ostpreußen aufstieg, 50.000 Gulden für das Krankenhaus zur Verfügung stellte. Dieses konnte 1797 immerhin 24 Patienten behandeln, und 1811 dann bereits 120. Knapp zwei Jahrzehnte später besaßen die Städtischen Krankenanstalten schließlich sogar 790 Betten.
1832 kam außerdem ein Pockenlazarett hinzu. Nach der Fertigstellung des Neubaus des Krankenhauses im Jahr
1895 betreuten die Ärzte dort über 3000 Patienten. Die Gruppe von Gebäuden am nördlichen Ufer des Schlossteiches in der heutigen Uliza Klinitscheskaja hat den Krieg ähnlich dem St.-Georgs-Hospital relativ unversehrt überstanden und dient nach wie vor als städtisches Klinikum.
Neuanfang Hessen
Am 18. Mai 1850 wurde durch einen Erlass des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. des Weiteren noch das Krankenhaus der Barmherzigkeit gestiftet. Die Initiative dazu ging vor allem von den beiden Gräfinnen Magda und Clara zu Dohna-Schlobitten aus. Die neue Einrichtung, welche zunächst nur 20 Betten hatte, gehörte der Diakonie und expandierte bis 1930 kontinuierlich. Sie konnte zuletzt über 600 Patienten aufnehmen.
Nach der sowjetischen Annexion des Königsberger Gebietes mussten die Diakonissen ihr Haus verlassen und fanden erst 1953 im stark renovierungsbedürftigen Kloster auf dem Altenberg im hessischen Solms-Oberbiel eine neue Heimat und Wirkungsstätte. Das Krankenhaus der Barmherzigkeit gegenüber dem städtischen Klinikum in der Uliza Klinitscheskaja blieb ebenfalls erhalten und gehört nunmehr zum Bestand der Baltischen Föderalen Immanuel-Kant-Universität, die seit 2009 auch eine eigene medizinische Fakultät besitzt.
Seuchenkrankenhaus auf Anweisung der Sowjets
Das fünfte große Krankenhaus von Königsberg neben den Universitätskliniken war das Katholische Elisabeth-Krankenhaus der Grauen Schwestern, welches 1894 in der Ziegelstraße eröffnet wurde und Abteilungen für Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie und Augenheilkunde besaß. Zwischen April 1945 und 1947 fungierte es aufgrund einer Anordnung der örtlichen Kommandantur der Roten Armee als Seuchenkrankenhaus.
Damals grassierten im sowjetisch besetzten Königsberg Typhus, Fleckfieber, Scharlach, Diphtherie, Tuberkulose und Malaria, wobei insbesondere deutsche Ärzte unter unsäglich erschwerten Bedingungen versuchten, so viele Menschen wie möglich zu retten. Um 1951 herum erfolgte dann die Umwandlung des Krankenhauses der Grauen Schwestern in ein reines Tuberkulose-Hospital. Gegenwärtig dient das Gebäude, das in der Uliza Kirpitschnaja liegt, als Arzneimittellager sowie Produktionsstätte für einen Pharmabetrieb.
Und zu guter Letzt gab es in Königsberg, wo 1619 ständig Truppenteile des brandenburgisch-preußischen Heeres stationiert waren, auch ein Garnisonslazarett. Das befand sich ab 1879 in der Yorkstraße und hatte im Zweiten Weltkrieg eine Kapazität von mehr als 400 Betten. Wie das Elisabeth-Krankenhaus mutierte es 1945 zum Seuchenkrankenhaus, in dem sich wiederum viele deutsche Ärzte um Patienten kümmerten.
David L am 05.09.24, 01:33 Uhr
"Manche Krankenhäuser und Mediziner der Preußen-Metropole erlangten sogar Weltruhm"
Soweit ostpreußische Ärzte im englischsprachigen Raum überhaupt bekannt sind, würde ich sagen, dass Hans von Lehndorff aufgrund seines „Ostpreußischen Tagebuchs. Aufzeichnungen eines Arztes aus den Jahren 1945–1947“ der bedeutendste ist.
In dem Buch spricht er auch über sein weibliches Gegenstück, die anonyme „Doktora“, die die Kriegsfolgen nicht überlebt. :(