12.12.2024

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Königsberg

Ende der „Bauhaus“-Klinik in Amalienau

Statt Rekonstruktion: Wieder wurde ein denkmalgeschütztes Gebäude abgerissen

Bodo Bost
01.01.2024

In der Altstadt von Königsberg wurde das Gebäude der Poliklinik in der Adalbertstraße [Marina-Raskowa ul.] der Zwischenkriegszeit abgerissen. Die Arbeiten waren offiziell als „Rekonstruktion“ deklariert worden. Tatsächlich handelte es sich jedoch um einen weiteren Abriss eines historischen Gebäudes, für das der Kulturerbestatus beantragt worden war. Das Gebäude der ehemaligen Poliklinik steht auf einem Grundstück mit einer Fläche von 2500 Quadratmetern – das wertvollste Gut in diesem Immobilienkomplex in Amalienau. Im September waren bereits 28 alte Bäume gefällt und 96 Meter Hecken beseitigt worden.

Die Poliklinik des Städtischen Krankenhauses Nr. 1 in der Adalbertstraße war im September 2020 geschlossen worden. Das Gebäude sollte zusammen mit dem Gelände der „Regionalen Entwicklungsgesellschaft“ zur Privatisierung und zum Verkauf an einen Investor zwecks Abriss veräußert werden. Experten und Lokalhistoriker erklärten den architektonischen Wert dieses atypischen Gebäudes als eines der Beispiele der Zwischenkriegsmoderne in Königsberg – mit Anzeichen des Bauhausstils. Nach Ansicht des Architekten Dmitri Suchin war die Poliklinik ein gelungenes Beispiel für die Architektur des Neuen Bauens. Jewgenij Maslow, Leiter des staatlichen Dienstes für den Schutz von Kulturgütern im Königsberger Gebiet, behauptete jedoch, dass die ehemalige Poliklinik keine Anzeichen eines historisch wertvollen Gebäudes aufweise.

Im Januar 2021 stimmten die Abgeordneten der Regionalduma dafür, das Gebäude der Poliklinik aus dem geplanten Privatisierungsplan herauszunehmen und eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die über das Schicksal des Gebäudes entscheiden sollte. Dies hat jedoch nicht dazu beigetragen, das ursprüngliche Haus zu erhalten. Zur gleichen Zeit stellte Wjatscheslaw Henne, Berater des Gouverneurs, bereits in der Öffentlichen Kammer der Region zwei Varianten des Projekts eines neuen sechsstöckigen Gebäudes nach dem Abriss des Altbaus vor. Im ersten Stock, wie in Russland das Erdgeschoss genannt wird, soll eine neue Poliklinik entstehen, Wohnungen mit Büros in den übrigen Stockwerken. Ein konkreter Investor und Bauträger für das Gebäude mit Poliklinik wurden damals nicht genannt. Die Kammer beschloss, ein Sachverständigengutachten über den Zustand des Gebäudes einzuholen.

Der Neubau erinnert nur noch entfernt an den Altbau
Auch nach zahlreichen Einsprüchen von Aktivisten wurde der Generalplan nicht geändert. Die Regionalregierung entschied jedoch, dass das Gebäude noch nicht abgerissen werden dürfe. Die Duma-Abgeordnete Marina Orgejewa setzte sich im Wahlkampf aktiv für den Erhalt der Poliklinik in der Adalbertstraße ein, und es gelang ihr, 11.000 Unterschriften für den Wiederaufbau des Gebäudes zu sammeln. Nach ihrer Wiederwahl in die Staatsduma verlor sie jedoch das Interesse an diesem Projekt.

Inzwischen hatten Diebe damit begonnen, in das Gebäude einzubrechen und Baumaterialien zu entwenden. Die Behörden gaben zu, dass es bei den Plänen nicht um einen Wiederaufbau, sondern um einen Abriss gehe. Im April 2023 erklärte Gouverneur Anton Alichanow, dass die Planer „versucht haben, die architektonischen Formen des alten Gebäudes zu reproduzieren, aber in Wirklichkeit wird es sich um einen Neubau handeln“.

Nach dem Abriss wird auf dem frei gewordenen Gelände bis Ende 2024 ein völlig anderes vierstöckiges Gebäude errichtet, dessen Elemente nur noch entfernt an das Original erinnern. Die Eröffnung des medizinischen Zentrums ist für 2026 geplant. Die Arbeiten sollen von der Firma „Miriam“ des Unternehmers Telman Abdurachmanow ausgeführt werden, die in der Vergangenheit wiederholt durch Verstöße gegen den Denkmalschutz aufgefallen ist, wie beim Haus des Künstlers Lovis Corinth in Tapiau.


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