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Nördliches Ostpreussen

Erhalten, um zu wachsen

Gebietsregierung legt erfolgversprechendes Förderprogramm zum Wiederaufbau des kulturellen Erbes auf

Manuela Rosenthal-Kappi
30.06.2021

In dem Maße, wie das nördliche Ostpreußen Touristen aus der Russischen Föderation anzieht, bemüht sich die Gebietsregierung, diesen etwas zu bieten. Gerade in letzter Zeit haben sich dadurch Chancen ergeben, dass die Reste des noch existierenden kulturellen Erbes erhalten werden.

In Gerdauen beispielsweise wurde in einem deutschen Gebäude ein Gästehaus mit drei Zimmern eingerichtet, und in der Deutschordensburg könnte bald ein Hotel oder Ähnliches entstehen.

Für solche Vorhaben hat die Gebietsregierung in diesem Jahr ein Förderprogramm für Investoren aufgelegt, die bereit sind, ihr Geld in den Wiederaufbau und die Herbeiführung einer wirtschaftlichen Nutzung von Gebäuden zu stecken, die auf der Liste der Objekte des kulturellen Erbes stehen. Die Bauherren können ein zinsloses Darlehen in Höhe von umgerechnet 5,7 Millionen Euro aus dem Haushalt der Region für die Erstellung der wissenschaftlichen Expertise, die Baupläne und die ausführenden Arbeiten erhalten. Die Rückzahlung des Kredits wird darüber hinaus für zehn Jahre ausgesetzt, da die Behörden davon ausgehen, dass die Investoren in dieser Zeit ihre Arbeiten beendet haben und das historische Gebäude in seiner neuen Nutzung Gewinn abwerfen wird.

Förderprogramm für Wiederaufbau

Im Rahmen dieses Programmes wurden bereits erste Projekte in Angriff genommen, wie die ehemalige Brauerei Ponarth und das Fort Nr. 3 in Königsberg, die Wassermühle in Gerdauen, ein altes deutsches Herrenhaus in Rauschen oder die Deutschordensburg Ragnit. Die zerstörten oder verfallenden Gebäude sollen in Museen, Hotels oder Restaurants verwandelt werden. Auf ihrem Territorium sollen Wellness-Oasen sowie Einkaufs- und Unterhaltungsviertel entstehen.

Eines der vom Umfang her größten Projekte ist die Restaurierung und wirtschaftliche Nutzung der Ordensburg in Ragnit. Das alte Gebäude aus dem 13. Jahrhundert hatte zwar den Zweiten Weltkrieg gut überstanden, wurde aber 1976 bei den Dreharbeiten zum Film „Zwanzig Tage ohne Krieg“ des schönen Filmmaterials willen in Schutt und Asche gelegt. Eine der Innenmauern stürzte ein und verwandelte Ragnit in eine Ruine.

Mit Iwan Artjuk fand sich ein mutiger Unternehmer, der in den Ruinen ein Restaurant, ein Gästehaus und eine Käserei eröffnete. Allerdings war der Erfolg nur mäßig, da die Touristen meist nur für einen Tag bleiben, statt zu übernachten.

Die Teilnehmer an dem neuen Programm sollen deshalb nicht nur für den Erhalt des Kulturerbes sorgen, sondern die Bauten auch in eine wirtschaftliche Nutzung überführen, damit auch die Gemeinden von der Entwicklung als Touristenattraktion profitieren können. Die Idee ist, nicht nur die Infrastruktur zu erweitern, sondern auch neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Ein Nebeneffekt der staatlichen Förderung könnte auch die Entwicklung einer Kinoindustrie sein. Im Königsberger Ministerium für Kultur und Tourismus hofft man darauf, dass dank des Förderprogramms in der Region weitere interessante Orte entstehen werden, die für die Filmindustrie anziehend sind.

Gemeinden sollen profitieren

So hat die Bernsteinregion in den vergangenen Jahren bereits Filmemacher aus der gesamten Russischen Föderation angelockt. Neben staatlichen Subventionen schätzen die Drehbuchautoren und Filmemacher die Schönheit der Landschaft sowie die ungewöhnliche Architektur vor allem Königsbergs, die viele Stile vereint.

„Es ist eine großartige Idee, zinslose Darlehen für die Restaurierung von Objekten des kulturellen Erbes zu geben“, sagte der Leiter des regionalen Ministeriums für Kultur und Tourismus, Andrej Jermak, „Schlösser, Burgen, alte Gutshöfe und andere interessante Objekte können als Gästehäuser, Kulturzentren oder Kunsträume und als Drehorte zu neuem Leben erwachen.“
Laut dem Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Industrie und Handel des Königberger Gebiets, Dmitrij Kuskow, stieß das Programm zur Einbeziehung von Objekten des Kulturerbes in den Wirtschaftsumsatz auf großes Interesse in der Region. „Kollegen aus anderen Regionen sind sehr an den Bedingungen interessiert. Dies ist eine unserer Erfahrungen, die gute Aussichten auf eine landesweite Nachahmung haben“, betonte Kuskow.

Die Umsetzung des Programms ist für den Zeitraum 2021 bis 2023 geplant. Wenn die Investoren dann weiterhin Interesse an zinsgünstigen Krediten zeigen, kann dieser eventuell verlängert werden.


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Kommentare

Matthias Weiss am 03.07.21, 02:27 Uhr

Ich liebe solche Bilder. Sie haben eine gewissse Untergangs-Idylle. Die Ruine im wunderschoenen Gruen. Meine Grosseltern sind aus Posen. Gleiche Bilder heute. Aber mal ehrlich, selbst wenn dieses Gebaeude wieder aufgebaut wird, kann es nicht darueber hinweg taeuschen, dass Nord-Ostpreussen fuer immer verloren ist. Und zwar zweimal. Erst durch den Krieg und dann durch Linkswaehlerei. Was waehlen denn die Alten Vertriebenen in den Altenheimen????? Bestimmt nicht die einzig verbliebene Partei bei Euch da drueben, die die Ostgebiete zurueckholen koennte.

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