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Preußisch Litauen

Erhebt Litauen Ansprüche auf Königsberg?

Der Chefredakteur des russischen Internet-Portals RuBaltic.Ru erhebt in einer 60-seitigen Studie schwere Vorwürfe

Wolfgang Kaufmann
13.11.2021

In Reaktion auf die NATO-Osterweiterung und geplante oder bereits vollzogene Stationierungen von Raketensystemen im Vorfeld seiner Westgrenze begann Russland im Jahre 2016, mit atomaren Sprengköpfen bestückbare Raketen ins Königsberger Gebiet zu verlegen. Daraufhin entwarfen hochrangige NATO-Vertreter wie der damalige Oberbefehlshaber des United States European Command (USEUCOM), General Philip Mark Breedlove, dramatische Bedrohungsszenarien.

Außerdem äußerte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Donald Trump, Robert O'Brien, im Mai 2020, die „Region Kaliningrad“ sei ein „Dolch im Herzen Westeuropas“. Man ging seitens der NATO aber davon aus, dass es keine realistische Möglichkeit gebe, Moskaus Brückenkopf zwischen Polen und Litauen auf militärischem Wege zu neutralisieren. Damit kam das 2014 eröffnete NATO Strategic Communications Centre of Excellence (NATO StratCom COE) in der lettischen Hauptstadt Riga ins Spiel. Es nutzt Methoden der psychologischen Kriegsführung, um die russische Exklave zu destabilisieren.

Eine davon analysiert nun Alexander Nosowitsch, Chefredakteur des russischen Internet-Portals RuBaltic.Ru und Mitglied der Gesellschaftskammer des Königsberger Gebietes. Der Journalist und Politikwissenschaftler gilt im benachbarten Litauen als Persona non grata, weil er angeblich die Sicherheit der baltischen Republik gefährdet. Tatsächlich legt Nosowitsch aber eher die Finger in offene Wunden, wie jetzt wieder mit seiner neuen, 60 Seiten umfassenden Studie namens „Klein-Litauen. Wer versucht warum das Kaliningrader Gebiet von Russland abzutrennen?“ Darin berichtet er über eine aktuelle Kampagne, hinter der scheinbar nur die Regierung in Wilna (Vilnius) steht, die aber auch die Handschrift des NATO StratCom COE trägt.

„Dolch im Herzen Westeuropas“

Wie Nosowitsch nachweist, lanciert die litauische Führung nun systematisch die These, dass Russland die Exklave auf ostpreußischem Gebiet illegal besetzt halte. Dazu bedient sie sich des Mythos des sogenannten Klein-Litauen, einem angeblich traditionell litauischen Siedlungsgebiet, das endlich in die Republik Litauen „zurückkehren“ müsse, nachdem die Rote Armee es 1945 „vorübergehend“ für 50 Jahre annektiert habe.

NATO StratCom COE

Ziel des Ganzen, so Nosowitsch, sei ganz offensichtlich die Delegitimierung der russischen Gebietsansprüche und die Verunsicherung der russischen Bevölkerung im Königsberger Gebiet, die Moskau schlussendlich dazu veranlassen sollen, die Exklave aufzugeben. Dabei hege man in Wilna gar keine sonderliche Begeisterung für die vermeintliche „Wiege der litauischen Kultur“.

Hiervon zeugten unter anderem die völlige Vernachlässigung angeblich „heiliger Orte“ der Litauer im Königsberger Gebiet wie des Museums zur Erinnerung an den als Urvater der modernen litauischen Dichtung geltenden protestantischen Pfarrer Christian Donalitius (Kristijonas Donelaitis) in Tollmingkehmen [Tschistyje Prudy]: Weshalb drücke sich Wilna um die Finanzierung der Erhaltung dieses „nationalen Kleinodes“ der Litauer und überlasse sie dem russischen Steuerzahler, während große litauische Medien aufs Übelste über die „minderwertigen Slawen“ herzögen und „rassistische“ Artikel veröffentlichten, in denen die Russen als Wodka-saufende Versager dastünden? Und warum rühre Litauen eigentlich keinen Finger, um den 12.000 ethnischen Litauern in der russischen Exklave das Leben zu erleichtern? Die litten schließlich unter der „Boykotthetze“ der Führung in Wilna, die den eigenen Bürgern nahelege, nicht in das Königsberger Gebiet zu reisen, um dort ihre Verwandten zu treffen.

Für Nosowitsch ist klar, dass die litauische Regierung weder die Interessen ihres Landes noch der litauischen „Titelnation“ im Blick habe, wobei Letztere sowieso aussterbe. Vielmehr fühle man sich in Wilna der „transatlantischen Solidarität“ mit den USA und der „westlichen Wertegemeinschaft“ verpflichtet, deren Hauptziel darin bestehe, Russland „einzudämmen“. Daraus leitet der RuBaltic.Ru-Chefredakteur das folgende Fazit ab:
„Die Verbreitung der Doktrin von ,Klein-Litauen' ist Teil des strategischen Plans der NATO, die Region Kaliningrad von Russland loszulösen und so die geopolitischen Verhältnisse in Europa radikal zu verändern. Daher sollten die destruktiven Aktivitäten der Republik Litauen so ernst wie möglich genommen werden. Hier geht es nicht um Phantomschmerzen oder die Phantasien eines kleinen, ressourcenlosen osteuropäischen Landes. Vielmehr sprechen wir hier von einem Spiel mit sehr, sehr hohen Einsätzen“, in dem die wahren Akteure anderswo als in Wilna säßen.

Sprachrohr des Kreml?

In diesem Zusammenhang bringt Nosowitsch auch einen antideutschen Seitenhieb, indem er auf angebliche Bemühungen zur schleichenden „Germanisierung“ der russischen Exklave verweist, die mit dem Versuch einhergingen, die sogenannte „Königsberger Identität“ herauszubilden. Dem folgt freilich die triumphierende Feststellung, dass solchen Formen der Destabilisierung „vorerst“ durch entsprechende Maßnahmen gegen deutsche Nichtregierungorganisationen Einhalt geboten worden sei.

Es besteht sehr wohl die Möglichkeit, dass Nosowitsch, der seine Studie auch im Rahmen der Online-Fachkonferenz „75 Jahre Kaliningrader Gebiet: Die geopolitischen Herausforderungen eines feindlichen Umfelds“ vorstellte, nicht nur im eigenen Namen sprach. Immerhin charakterisiert der lettische Geheimdienst Drošības Policija RuBaltic.Ru als ein Medium, das dem Kreml nahestehe und für diesen zulasten der drei baltischen Staaten politische Propaganda betreibe.


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Kommentare

Waffenstudent Franz am 18.11.21, 12:32 Uhr

Zwischen-Europa ist eine Region ohne Grenzen. Da gibt es praktisch nur Linien. Und diese Linien wurden seit dem ersten dreißigjährigen Krieg immer von fremden Mächten gezogen. Über die Curzon-Linie und Oder-Neiße Linie bestimmten nie die Betroffenen selbst, sondern die Angloamerikaner.

Und jetzt redet man in fernen Ländern vom Krieg:

Wer soll denn den Krieg führen: Die Briten schicken mit gigantischem Propagandaaufwand eine kleine Kampftruppe. Bei den Franzosen will man, daß eher der Nachbar zu den Waffen gehen soll. Die Deutschen kommen nicht aus den Kasernen, weil die Ersatzteile für die Fahrzeuge noch in aller Welt verstreut sind. Und zu allem Überfluß fehlt der Wodka für die vorgesehenen regionalen Kämpfer!

Daher findet ein Krieg, so er wirklich mutwillig vom Zaume gebrochen wird, ein schnelles Ende. Danach gibt es einen Friedensvertrag mit den Grenzen von 1914. Und der Gewinner heißt Rußland!

Sehet den Wahrsager Alois Irlmaier!

„Fahrplan nach Alois Irlmaier aus den frühen 50er Jahren“:

1. Zuerst kommt ein Wohlstand wie noch nie!
2. Dann folgt ein Glaubensabfall wie noch nie zuvor.
3. Darauf eine Sittenverderbnis wie noch nie.
4. Alsdann kommt eine große Zahl fremder Leute ins Land.
5. Es herrscht eine große Inflation. Das Geld verliert mehr und mehr an Wert.
6. Bald darauf folgt die Revolution.
7. Dann befreien die Russen über Nacht den Westen.

Nach Irlmaier sind wir bei 4,5 angelangt

Jan Kerzel am 14.11.21, 18:08 Uhr

Sollen die Russen in ihrem Kaliningrad glücklich und selig werden. Das sollte es dann aber auch gewesen sein. Die Zurückweisung russischer Einflussnahmen in Ost- und Mitteleuropa muss konsequent und nachhaltig sein. Die Sicherheit der Anliegerstaaten, einschließlich der Ukraine, muss entschlossen gewährleistet werden. Der Nato müssen , auch von deutscher Seite, die notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Russland versteht unter Kooperation Subordination. Das spricht zwar nicht gegen einen Modus vivendi, aber bitte immer mit der nötigen Distanz. Die Erfahrungswerte sind langjährig und eindeutig.

Siegfried Hermann am 13.11.21, 09:19 Uhr

Was für ein Biden-Kaspertheater und Sturm im Wasserglas!!!

Dolch--- wenn schon, dann Ostpreußen und Deutschland.

Aber das weiß dieser pädo. (link Tochter, FBI) demente Herr aus dem Weißen Haus ja gar nicht.
Und die Litauer Sonate: Wessen Brot ich eß dessen Lied ich sing!
ist einfach für die Großeltern-generation zum fremd schämen, haben sie doch freiwillig und zu Recht (!!) dem Reich das Memelland zurück gegeben.
Naja.
Büllerbü at his best!

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