25.04.2025

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Königsberg

Erste Eisenbahn-Frachtfährverbindung nach St. Petersburg

Vier Fährschiffe verkehren zwischen den beiden Ostseestädten, um den Güterverkehr durch Litauen zu ersetzen

Bodo Bost
15.04.2025

Seit Juni 2022 stiegen infolge des russischen Einmarsches in die Ukraine auch die Spannungen zwischen dem Königsberger Gebiet und seinen Nachbarn sprunghaft an. In Anwendung der EU-Sanktionen gegen Russland blockierte Litauen den Schienentransit bestimmter Waren ins Gebiet. Moskau sprach von einer „Blockade“. Bis dahin verbanden jeden Monat etwa 100 Passagier- und nichtmilitärische Güterzüge Königsberg mit dem russischen Festland, wobei sie durch das mit Moskau verbündete Weißrussland und durch Litauen, das seit 2004 Mitglied der Europäischen Union und der NATO ist, fuhren. Die Einrichtung dieses Transits war eine der Bedingungen, die Litauen bei seinem Beitritt zur EU auferlegt wurden.

Heute ist Königsberg jedoch vor allem für den Warenverkehr mit Russland durch Fähren aus St. Petersburg verbunden, die letzte, eine Eisenbahnfähre, wurde erst im März eröffnet. Die Einführung des Dienstes soll einen stabilen Fluss von Gütern aus der westlichsten Region der Russischen Föderation und zurück gewährleisten sowie eine optimale Nutzung der Kapazität der Eisenbahnfähren ermöglichen. Produkte und Waren werden in Eisenbahnwaggons umgeladen. Diese werden mit der Fähre Pillau–Ust–Luga zum Bahnhof St. Petersburg-Finlandskij transportiert. Die ungefähre Dauer der Lieferung beträgt zwischen zehn und 20 Tagen. Derzeit befördern vier Seefähren Eisenbahnwaggons zwischen Pillau [Baltijsk] und Ust-Luga.

Auch wenn sich niemand lautstark über Lieferunterbrechungen beschwert, werden Probleme mit dem Transit immer größer. Litauen reduzierte den Gütertransit 2023 um 20 Prozent und 2024 um weitere 30 Prozent. Auf dem Weg zum russischen Festland wird vergängliche Ware oft tagelang wegen langer, von Litauen organisierter Zollkontrollen festgehalten.

Investigative Medien hatten 2023 aufgedeckt, dass weißrussische Düngemittel, die von EU-Sanktionen betroffen waren, weiterhin durch das Baltikum transportiert wurden. Das litauische Verkehrsministerium hatte daraufhin angekündigt, die Kontrollen an allen Grenzen zu verschärfen. Die Inflation, die in Russland bereits sehr hoch ist, erreicht im Königsberger Gebiet neue Rekorde: Allein im Dezember 2024 betrug sie nach offiziellen Angaben des staatlichen russischen Instituts Rosstat zehn Prozent.

Im Januar erklärte der litauische Präsident Gitanas Nausėda, dass die litauische Kultur im Königsberger Gebiet erhalten werden müsse, da die Region historisch gesehen zu Kleinlitauen gehöre. „Egal wie sehr sich Russland bemüht, Karaliaučius (der litauische Name für Königsberg) wird niemals Kaliningrad (der russische Name für Königsberg) werden!“ schrieb Nausėda in den sozialen Medien.

Streit um Königsberg
Moskau ließ nicht lange auf eine Reaktion warten. Alexej Schurawljow, Erster stellvertretender Vorsitzender des Verteidigungsausschusses in der Duma, antwortete, dass die baltischen Staaten zu Russland gehören sollten, „wie sie es vor der Revolution getan haben“. Er versprach außerdem, die litauischen Streitkräfte in „weniger als einem Tag“ zu besiegen. In Kommentaren zu dieser Drohung erinnerten Internetnutzer den Russen daran, dass die Ukraine in drei Tagen von den Russen besetzt sein sollte.

Russland hat nicht nur Probleme bei der Lieferung von Waren nach Königsberg, sondern auch bei der Ausfuhr der dort produzierten Waren nach Russland. Im Februar wurde der Duma ein Entwurf zur Änderung des Gesetzes über die Sonderwirtschaftszone im Königsberger Gebiet vorgelegt. Er sieht ein vereinfachtes Verfahren für die Ausfuhr von Waren aus Königsberg nach Russland vor.

Einer der Autoren des Dokuments, der regionale Senator Alexander Schenderjiuk-Schidkow, erklärte gegenüber der Agentur RIA Novosti, das Hauptziel sei die Vereinfachung der Zollverfahren für die Ausfuhr von Waren aus der russischen Exklave. Derzeit werden alle Waren aus Königsberg einer vollständigen Zollkontrolle unterzogen, gerade so, als ob sie aus dem Ausland kämen.


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