27.12.2024

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Das Kameke-Palais in der Dorotheenstraße 21, erbaut 1711/12 von Andreas Schlüter:  Es wurde 1779 verkauft, im Zweiten Weltkrieg zerstört und die Reste 1950 gesprengt
Bild: PrivatsammlungDas Kameke-Palais in der Dorotheenstraße 21, erbaut 1711/12 von Andreas Schlüter: Es wurde 1779 verkauft, im Zweiten Weltkrieg zerstört und die Reste 1950 gesprengt

Geburtstag am Heiligabend

Finanzgenie am preußischen Hof

Ernst Bogislaw von Kameke, ein preußischer Reformer – Er fiel später Intrigen und Neid zum Opfer, sein Ruhm jedoch blieb

Martin Stolzenau
24.12.2024

Er war einst General-Postdirektor unter dem ersten Preußenkönig Friedrich I.: Ernst Bogislaw von Kameke. Der aus Hinterpommern stammende Beamte gehörte am Hof zunächst der Fraktion des Kronprinzen an, ehe er unter ihm ab 1713 weiter Karriereschritte absolvierte. Er glänzte unter König Friedrich Wilhelm I. als preußischer Staatsminister und setzte mit seiner Sachkenntnis dessen strengen Sparkurs um. Dabei leistete er einen derart beträchtlichen Beitrag zur Senkung der Staatsschulden und Anhäufung eines später beträchtlichen Staatsschatzes, der dann von Friedrich II. für seine Kriege genutzt wurde. Doch dann wurde Kameke ein Opfer höfischer Intrigen. Dennoch trug ihm sein positives Wirken im Interesse des Staates über die Jahrhunderte eine positive Betrachtung in den Geschichtsbüchern ein.

Der Beamte wurde an Heiligabend des Jahres 1674 in Hohenfelde [Milogoszcz] geboren. Sein Geburtsort liegt rund acht Kilometer westlich von Köslin und etwa 120 Kilometer östlich von Stettin in Hinterpommern. Keimzelle des Dorfes war ein Rittergut, aus dem ein Schloss emporwuchs, das von der Adelsfamilie von Kameke als Stammsitz genutzt wurde.

Hohenfelde gehört heute zur Gemeinde Bedzino in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Als Mutter Ernst Bogislaws ist Sophie Elisabeth von Wolde überliefert. Vater Kameke war Amtshauptmann von Bublitz [Bobolice] südlich von Köslin.

Der junge Kameke trat nach Vermittlung durch seinen Vetter Paul Anton, der damals schon am Hof der Hohenzollern wirkte, in deren Hofdienst ein. Dank guter Sachkenntnis und mithilfe des einflussreichen Vetters wurde zunächst Kämmerer und dann Amtshauptmann von Stolp und Schmolsin.

Kameke beeindruckte in dieser Stellung mit seinen Kenntnissen zum Kameralwesen und zur modernen Landwirtschaft. Um 1707 herum, als er Magdalena von Barfuß heiratete, sorgte er in seinem Amtsbereich für eine auffällige Weiterentwicklung, die sich bis nach Berlin herumsprach. Das bewog Friedrich I., ihn 1709 als Referenten in die Geheime Hofkammer, den Geheimen Staatsrat und ins Königliche Kabinett zu berufen.

Kameke war gefürchtet dafür, ungewöhnliche Gutachten in Auftrag zu geben. So führte seine Kritik am Erbpachtsystem und der Vorgehensweise des Ministers Johann Kasimir Kolbe von Wartenberg Ende 1710 zu dessen Sturz. Dazu trat der kundige Kameralist gegen die höfische Verschwendung und für mehr Sparmaßnahmen ein.

Das freute den Kronprinzen Friedrich Wilhelm und führte zu einer Stärkung seiner Sparfraktion am Hof. Der Kronprinz erreichte schließlich, dass der Kameralist Kameke weitere hohe Ämter übernehmen konnte: So 1711 jenen Posten des Ministers Wartenberg. Dabei vereinigte er als Hofkammerpräsident in Personalunion die zuvor getrennten Verwaltungen der Domänen, der Schatulle, des Forstwesens und der Großen Regalien mit dem Berg- und Hüttenwesen, dem Salzmonopol, der Post, der Münze, und er gebot über die Zölle.

Die unübersichtliche Kassenvielfalt löste er per Reform ab, was der Ausgangspunkt einer modernen preußischen Verwaltung war. In der Folge wurde auch der Schuldenberg abgebaut. Friedrich I. und der Kronprinz waren begeistert. Kameke wurde mit Geschenken und weiteren Würden überhäuft. Er wurde zum Oberhofmeister, Generalpostmeister sowie zum Protektor der neuen Akademie der Wissenschaften berufen und erhielt vom ersten Preußenkönig die Mittel für ein Palais in der Dorotheenstraße. Was die Machtbefugnisse angeht, überholte er in dieser Zeit seinen zuvor einflussreicheren Vetter deutlich.

Nach dem Tod Friedrichs I. 1713 wurde Kameke vom Nachfolger Friedrich Wilhelm I. in seinen Ämtern nicht nur bestätigt, sondern sogar an die Spitze des Generalfinanzdirektoriums gestellt und seine Befugnisse mit der Auflage der noch stärkeren Ausgabenersparnis gestärkt. Und Kameke erfüllte alle Erwartungen. Doch der ewig misstrauische neue Preußenkönig setzte seinem Erfüllungsgehilfen bald einen ihm ergebenen Aufpasser zur Seite, um einen unabhängigen Überblick zu behalten. Das ließ sich Kameke nicht gefallen: Er wollte sein eigener Chef bleiben. Das enttäuschte den König. Und weil weitere Intrigen einiger mächtiger Neider hinzukamen, führte das alles 1719 zu Kamekes Entlassung.

Der Ex-Beamte genoss noch sein neues Palais in der Berliner Dorotheenstraße, lebte abwechselnd in Berlin und auf seinen pommerschen Gütern als Erbherr zu Hohenfelde und Kordeshagen. 1726 starb er im Alter von 51 Jahren in Kordeshagen. Neben seinem Lebenswerk als preußischer Verwaltungsreformer hinterließ er aus seiner Ehe sechs Kinder.

Sein barockes Palais in der Berliner Dorotheenstadt, das von Andreas Schlüter als dessen letztes Berliner Bauwerk 1711/12 gestaltet worden war, lag gegen- über der Dorotheenstädtischen Kirche mit einem Park, der zum Spreeufer abfiel. Es galt über Jahrhunderte als ein kunsthistorisches „Meisterwerk des späten norddeutschen Hochbarocks“. 1779 bis zur Zerstörung blieb es im Besitz eines Männerbundes. Es wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, die Reste wurden 1950 gesprengt. Heute steht auf der Grundstücksfläche das neue Presse- und Informationszentrum der Bundesregierung. Erhaltener Figurenschmuck gehört jetzt mit Hinweis auf Kameke zum Bestand des Bode-Museums und des Märkischen Museums.


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