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Schielen auf ausländische Fachkräfte: Helsinkis Bürgermeister möchte Englisch zur dritten offiziellen Sprache erklären
Die skandinavischen Länder gelten seit Langem als am offensten für Englisch, an vielen Hochschulen der Region werden bereits alle Studienfächer ausschließlich auf Englisch unterrichtet. Jetzt gibt es in Helsinki, der Hauptstadt Finnlands, einen Vorstoß, Englisch auch zur dritten offiziellen Sprache des Landes zu machen, damit Ausländer nicht mehr länger von der nur schwer zu lernenden finnischen Sprache abgeschreckt würden.
Finnisch gehört als einzige Amtssprache Skandinaviens nicht zur germanischen Sprachgruppe, sondern zur finnisch-ugrischen, die mit dem Indogermanischen nichts zu tun hat. Finnisch ist verwandt mit dem Ungarischen, entsprechend abschreckend wirkt diese isolierte Sprache auf Ausländer bei der Arbeitssuche. Indes: Seit der Einführung von Englisch an den Unis hat sich zwar der Anteil ausländischer Studenten in allen Ländern Skandinaviens stark erhöht, aber nur wenige bleiben nach Studienabschluss im Lande und versuchen eine Stelle zu finden, weil sie dafür einheimische Sprachkenntnisse benötigen.
Das hat auch der neue Bürgermeister von Helsinki, Juhana Vartiainen, gemerkt und in der Zeitung „Helsingin Sanomat“ gefordert, Englisch zur dritten Amtssprache in Finnland zu erheben. Der Vorschlag stieß bei den schwedischsprachigen Finnen auch auf Kritik. So bezeichnete Björn Månsson, Ratsmitglied der Schwedischen Volkspartei und Vorsitzender des Helsinkier Ausschusses für Zweisprachigkeit, den Vorschlag als Bedrohung der verfassungsmäßigen Rechte der schwedischsprachigen Bevölkerung. Denn zehn Prozent der Finnen sind schwedischsprachig.
Einst dominierte Schwedisch
In den Augen von Vartiainen erkennen die Politiker zu langsam, wie sehr Finnland qualifizierte ausländische Arbeitskräfte benötige, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Beschäftigte des öffentlichen Sektors müssen Finnisch und Schwedisch beherrschen. Vartiainen meint, dass die Sprachanforderungen für Stellen im öffentlichen Dienst zu starr seien, um ausländische Talente anzulocken, vor allem in Bereichen, in denen Arbeitskräftemangel herrsche. Fast 40 Prozent der ausländischen Absolventen finnischer Hochschulen verlassen das Land innerhalb eines Jahres nach ihrem Abschluss – eine höhere Rate als in vielen anderen europäischen Ländern. Viele derjenigen, die das Land verlassen, geben Sprachbarrieren und einen schwierigen Arbeitsmarkt als Hauptgründe an. Schätzungen zufolge haben bis zum Jahr 2030 30 Prozent der Bevölkerung Helsinkis eine andere Muttersprache als Finnisch oder Schwedisch. Gegenwärtig stellen englische Muttersprachler die fünftgrößte Gruppe in der Hauptstadtregion dar.
Von den Einwohnern Helsinkis sprechen 75 Prozent Finnisch und fünf Prozent Schwedisch als Muttersprache. Die restlichen 20 Prozent entfallen auf andere Sprachen. Offiziell ist Helsinki zweisprachig mit Finnisch als Mehrheits- und Schwedisch als Minderheitssprache. Im Alltag dominiert aber das Finnische als Verkehrssprache auch zwischen den Sprechern verschiedener Sprachen. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war das im 16. Jahrhundert unter schwedischer Herrschaft gegründete Helsinki (schwedisch Helsingfors) mehrheitlich schwedischsprachig: Noch 1850 sprachen fast 90 Prozent der Einwohner Schwedisch als Muttersprache. 1870 sprachen von den Einwohnern Helsinkis, das bis 1917 zum Zarenreich gehörte, noch 57 Prozent Schwedisch, 26 Prozent Finnisch, zwölf Prozent Russisch und zwei Prozent Deutsch als Muttersprache. Marschall Mannerheim (1867–1951), der Nationalheld und Staatsgründer Finnlands, sprach als Baltendeutscher zwar Deutsch, Russisch und Schwedisch, aber kein Finnisch.
Siegfried Hermann am 28.09.21, 09:47 Uhr
" ausländische Talente anzulocken"
Meint der die aus Kabul oder aus Davos vom Schwab.
Beides keine Option!!!