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Vor 100 Jahren wurde der US-Krimiautor Elmore Leonard geboren – Viele seiner Krimis wurden verfilmt
In seinen Romanen gibt es keine Helden und keine Langeweile. Dafür jede Menge skurrile Typen und meisterhafte Dialoge. Die „New York Times“ (NYT) nannte Elmore Leonard, der am 11. Oktober 1925 in New Orleans geboren wurde, den „coolsten Hipster der Kriminalliteratur“. Sein Werk umfasst fast 50 Western- und Kriminalromane und ungefähr genauso viele Drehbücher.
Wer seine Bücher nicht gelesen hat, ist ihm vielleicht im Kino begegnet. „Schnappt Shorty“ wurde 1995 mit John Travolta und Danny DeVito in den Hauptrollen verfilmt, „Out of Sight“ drei Jahre später mit George Clooney und Jennifer Lopez. Am bekanntesten ist aber wohl „Jackie Brown“ (1997) mit Quentin Tarantino als Regisseur und Pam Grier, Samuel L. Jackson und Robert De Niro als Darsteller.
Während andere große Autoren mit einem Helden oder zumindest Antihelden aufwarten, spielen Supermänner, Privatdetektive oder Polizisten bei Leonard keine große Rolle. Auch Fans des britisch geprägten Rätselkrimis kommen bei dem 2013 verstorbenen Schriftsteller nicht auf ihre Kosten.
Warum also Elmore Leonard lesen? Leser, die sich eher für Atmosphäre, für die Schilderung unterschiedlicher sozialer Milieus und für ganz normale Menschen, die in ungewöhnliche Situationen geraten, interessieren, kommen bei ihm auf ihre Kosten. Und natürlich Leser, die es mögen, wenn ein Autor schnell zur Sache kommt. Seine zehn Schreibregeln zeigen seine Vorliebe fürs Weglassen und für die Konzentration aufs Wesentliche. Seine Romane bestehen fast nur aus Dialogen. Weitschweifige Beschreibungen findet man nicht. Leonard legt viel Wert auf ein konstant hohes Erzähltempo.
Der Klappentext zu seinem Roman „Rum Punch“, der Vorlage von „Jackie Brown“, zitiert die „NYT“ mit dem Lob, Leonard sei der „beste Krimiautor unserer Zeit, wenn nicht sogar aller Zeiten“. Dem ehemaligen Werbetexter Leonard hätte dieser Satz vielleicht gefallen, weil er pures Marketing ist. Der coole Lakoniker mit dem Sinn fürs Understatement hätte aber wahrscheinlich Abstand von solcher Lobhudelei genommen. Der Satz ist natürlich Unsinn. Denn wie will man messen, ob Leonard besser ist als Agatha Christie, Arthur Conan Doyle, Raymond Chandler oder Georges Simenon? So wie einem nicht täglich ein Steak schmeckt, kann man sich auf Dauer auch an den szenisch erzählten Romanen des „King of Cool“ (Alf Mayer) satt lesen und braucht dann etwas Abwechslung.
Drei seiner Romane sind im deutschen Sprachraum derzeit beim Kampa-Verlag erhältlich. Alf Mayer schreibt in seinem Werk über Leonard, Schauspieler wie Burt Lancaster, Clint Eastwood oder Charles Bronson hätten sich um Rollen in einem Elmore-Leonard-Stoff gerissen, weil er so gute Dialoge schrieb. Der Witz, die Ironie und die Freude am Leben in seinen Romanen sei nichts für Menschenfeinde. Serienkiller und blutrünstige Schilderungen findet man in ihnen ebenfalls nicht. Gerade in so ernsten Zeiten wie den unseren kann der Genuss eines Krimis aus der Feder von Elmore Leonard also vielleicht ein bisschen Lebens- und Lesefreude bereiten.