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Deutsche Firmen wittern neue Möglichkeiten am US-Markt
Seit August gilt ein neuer Basiszoll von 15 Prozent auf viele Industrie- und Konsumgüter, die von Deutschland in die USA exportiert werden. Nach neuen US-Stahlzöllen lud Bundeskanzler Friedrich Merz nun zum Stahlgipfel. Auch die deutsche Autobranche als Motor für Arbeitsplätze ist unter Druck. Unternehmensberater urteilen: „Die Zölle erhöhen die Importkosten und gefährden die bisherige Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte auf dem US-Markt“, so die deutsche Zweigstelle von PriceWaterhouseCoopers (PWC). Doch es gibt auch gegenteilige, Erfolg versprechende Aussichten.
Trumps Zölle treffen keineswegs nur die ursprünglich Beabsichtigten. Anzeichen am US-Markt mehren sich, dass dem Land, zumindest in einigen Branchen, eine handfeste Krise ins Haus steht, von der aber auch mit Zöllen belegte Länder und somit deutsche Unternehmer profitieren können. Beraterfirmen des US-Einzelhandels warnen bereits vor bevorstehende Preisschocks für US-Verbraucher. So sind bei Lebensmitteln starke Preisspitzen zu beobachten. Deutsche Lebensmittelkonzerne könnten daher sogar langfristig zu den Gewinnern am US-Markt gehören. Ihre Ausgangsposition ist günstig: Lidl und Aldi expandierten bereits seit Längerem in den USA. Der Erfolg begann, lange bevor die Trump-Zölle durchschlugen.
Experten der Yale-Universität errechneten, dass die Zölle US-Verbraucher bald zwingen werden, bei Obst und Gemüse kurzfristig sechs Prozent mehr zu zahlen. Bei Fisch kämen sogar zehn Prozent auf die US-Bürger zu. Eine erzwungene Sparwelle dürfte beginnen. Die im Preiskampf gestählten deutschen Konzerne können dabei günstigere Preise bieten und fahren schon jetzt teils zweistellige Wachstumsraten ein – wie die Aldi-Tochter Trader Joe's. Dort stieg die Zahl die Kundenbesuche 2025 um knapp zwölf Prozent an. Bei einem US-Supermarkt waren es indes nur knapp zwei Prozent mehr. Weniger Personal, geringere Ladenmieten, aber dafür viele starke Handels- und Eigenmarken, die bei US-Kunden gut ankommen, sind der Grund für den Erfolg. Aldi und Lidl setzen auf dieses Konzept und stiegen seit Zollbeginn in der Gunst ihrer US-Kunden um bis zu sieben Prozent. Gemindert wird dieses Wachstum allein durch Kosten für eben jene Eigenmarken, die größtenteils als nicht US-Waren unter die Zölle fallen.
In anderen Branchen sollen neue Strategien die Zölle legal senken. Ein Weg ist die Umstellung der Lieferketten oder eine „First-Sale-for-Export“-Strategie. Grob vereinfacht hofft man darauf, einen anderen, niedrigeren Preis aus der Lieferkette für den zu berechnenden US-Zoll heranziehen zu können als den Endpreis. Verträge für weniger Kosten anzupassen, dürfte ebenso ein Weg sein.
Selbst bei den Autobauern gibt es positive Effekte: BMW produziert in den USA und kann nun dort hergestellte Autos günstig nach Europa exportieren – im Saldo hat der Konzern trotz höherer Kosten beim Import in die USA kaum Verluste durch die Zölle. Im Elektro-Bereich hat Siemens sich durch Produktion in den USA vor Jahren unabhängig vom Import gemacht. Haribo eröffnete noch 2023 sein US-Werk und muss die Zölle für sein US-Geschäft ebenso wenig fürchten.