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China und Russland streiten mit den USA um die Vormachtstellung im ewigen Eis
In der Arktis droht eine zunehmende Konfrontation zwischen Russland und der Volksrepublik China auf der einen und den NATO-Staaten auf der anderen Seite. Während der Westen die Zahl seiner Militärmanöver im eisigen Norden in den letzten Jahren verdoppelte und die USA neue Militärstützpunkte in Skandinavien errichteten, zeigen Russland und China jetzt immer öfter gemeinsame militärische Präsenz in der Arktis.
So patrouillierten am 24. Juli zwei russische Tupolew-Langstrecken-Bomber und zwei strategische Xian H-6-Bomber der chinesischen Luftstreitkräfte in Begleitung einiger Jagdflugzeuge am Rande der US-amerikanischen Luftverteidigungszone rund um Alaska. Dem folgte Anfang Oktober ein gemeinsames Flottenmanöver von zwei Schiffen der Küstenwache der Russischen Föderation und zwei Einheiten der chinesischen Küstenwache CCG im Bereich der Beringstraße zwischen Alaska und Sibirien.
Ansprüche Chinas
Die Volksrepublik China begründet ihr Engagement in der Region damit, dass sie ein „arktisnaher Staat“ und somit auch „Anteilseigner“ an der Arktis sei. Diese auf keinerlei völkerrechtlicher Grundlage basierende Formulierung fand sich erstmals im „Weißbuch zur arktischen Politik“, welches der chinesische Vizeaußenminister Kong Xuanyou im Januar 2018 vorstellte. Dabei liegt die nördlichste Stadt des Reiches der Mitte auf dem selben Breitengrad wie Berlin. Peking macht allerdings geltend, dass der Klimawandel zum Abschmelzen des polaren Eises führe, was direkte Folgen für die chinesische Wirtschaft habe, woraus sich logischerweise ein Mitspracherecht in allen Belangen rund um die Arktis ergebe.
Tatsächlich geht es der Volksrepublik um ganz andere Dinge. Zum Ersten will sie unbedingt eine „Polare Seidenstraße“ eröffnen, um damit eine wesentlich bessere Schifffahrtsverbindung nach Europa zu bekommen. Die Strecke zwischen Schanghai und Rotterdam würde sich so um immerhin 40 Prozent verkürzen und zudem nicht mehr durch solche unsicher gewordenen Gebiete wie die Straße von Malakka und das Rote Meer führen.
Zum Zweiten reflektiert Peking auf die Ressourcen der Arktis. Dazu zählen neben den noch weitgehend unberührten Fischgründen Bodenschätze aller Art. 13 Prozent der bislang unerschlossenen Erdölvorkommen und ein Drittel der vermuteten Erdgasreserven der Welt im geschätzten Gesamtwert von 30 Billionen Euro liegen nördlich des Polarkreises. Außerdem gibt es hier reichlich Uran, Eisen, Zink und Blei sowie die Seltenen Erden Cer, Lanthan, Neodym, Terbium und Yttrium, aber auch Rubine und Diamanten.
Beharrliche US-Bemühungen
Zu guter Letzt hat die Arktis auch enorme geostrategische Bedeutung, was ein weiterer Grund dafür ist, dass der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping ankündigte, sein Land bis 2030 zur „Polaren Großmacht“ zu erheben. Einerseits herrscht in der Arktis noch ein gewisses Machtvakuum, welches nach Auffüllung ruft, andererseits ist es nicht nur für Russland, sondern auch für die USA wichtig, dass hier Stabilität und Ruhe herrschen. Insofern könnte Peking in den Weiten rund um den Nordpol eine Art „Zweiter Front“ gegen seinen Hauptrivalen Amerika eröffnen.
Angesichts dessen erließ der Kongress in Washington am 24. Juni 2021 den Arctic Security Initiative Act, der „beharrliche Bemühungen“ vorschreibt, „ein robustes Engagement der Vereinigten Staaten in der Arktis aufrechtzuerhalten“, während ein Strategiepapier der United States Army parallel dazu forderte: „Die Dominanz in der Arktis zurückgewinnen.“ Und auch die NATO kündigte damals eine verstärkte Präsenz in der Polarregion an, was ihr Generalsekretär Jens Stoltenberg aus Norwegen einst so begründete: „Die NATO ist eine arktische Allianz, weil wir selbst uns in der Arktis befinden.“
Nationale Sicherheit der USA
Reichlich ein Jahr später verwies dann der frühere US-Außenminister und CIA-Chef Michael Pompeo auf die „tiefen, strategischen militärischen Absichten“ der Kommunistischen Partei Chinas in der Arktis und warnte: „Die nationale Sicherheit Amerikas hängt von dieser Region ab.“
Engere Kooperation
Tatsächlich modifizierten die Vereinigten Staaten ihre Arktisstrategie von 2021 im September diesen Jahres. Weil die fortgesetzte militärische und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Russland und China „besorgniserregend“ sei, müsse auch die Kooperation der westlichen Anrainer der Polarregion deutlich enger werden. Gleichzeitig gelte es, die Präsenz der Gegenseite mit eigener Präsenz zu beantworten.
Daraus resultierte nun bereits die Stationierung von HIMARS-Mehrfachraketenwerfern auf der zu den USA gehörenden Aleuten-Insel Shemya. Dieses sonst eher unbedeutende Eiland liegt 1900 Kilometer südwestlich von Anchorage in Alaska, aber nur 480 Kilometer östlich der russischen Halbinsel Kamtschatka.