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Apokalypse aus dem All: Simulation des Einschlags eines Riesen-Asteroiden auf der Erde
Bild: Don Davis (work commissioned by NASA)Apokalypse aus dem All: Simulation des Einschlags eines Riesen-Asteroiden auf der Erde

Raumforschung

Im Weltall lauern zahllose Gefahren für den Bestand der Menschheit

Von gewaltigen Asteroiden ganz in der Nähe der Erde bis zu Super Novae in der Tiefe des Raums: Forscher entdecken stetig neue kosmische Bedrohungen für das Leben auf unserem Planeten

Wolfgang Kaufmann
24.06.2025

Auch wenn die Politik und die meisten Medien ihr Bestes tun, um einen gegenteiligen Eindruck zu vermitteln: Der angeblich vom Menschen verursachte Klimawandel ist mit Sicherheit nicht die größte Gefahr für unseren Planeten. So berichteten brasilianische Astrophysiker um Valerio Carruba von der Universität von São Paulo am 21. Mai, dass ein versteckter Schwarm von mindestens 20 Asteroiden um unseren Nachbarplaneten Venus kreise. Jeder dieser „Killer-Brocken“ könne theoretisch zum Totengräber der Menschheit werden, wenn er während der regelmäßigen Annäherungen von Erde und Venus im Abstand von 584 Tagen seine jetzige Bahn verlässt.

Eine gleichermaßen große Bedrohung ist das „Weltraumwetter“. Wie Forscher unter der Leitung von Edouard Bard vom französischen Zentrum für Geowissenschaften CEREGE und Kseniia Golubenko von der finnischen Universität Oulu durch Untersuchungen an uralten Holzresten herausgefunden haben, traf im Jahre 12.350 v. Chr. ein von der Sonne ausgehender Teilchensturm die Erde. Dieser war 500 Mal heftiger als das stärkste bislang registrierte „Extreme Sonnenpartikelereignis“ der Neuzeit. Sollte es heute zu ähnlichen Sonnenstürmen kommen, wäre dies das Ende unserer Zivilisation, weil sämtliche Stromnetze, Satelliten, Funk- und Internetverbindungen sowie die meisten elektrischen Geräte ausfielen.

Doch es geht noch schlimmer. Die Untersuchungen von Alexis Quintana und Nick Wright von der britischen Keele University beweisen, dass Sternenexplosionen, sogenannte Supernovae, in relativ großer Nähe zur Erde sowohl vor 445 Millionen Jahren im Ordovizium als auch vor 372 Millionen Jahren im Devon für ein Massenaussterben sorgten, dem jeweils bis zu 85 Prozent aller irdischen Arten zum Opfer fielen. Hauptursache hierfür war die Zerstörung der Ozonschicht unseres Planeten durch die Strahlungsausbrüche.

Geheimnisvolle Molekülwolke
Nach Schätzungen der Astronomen treten in unserer Galaxis ein bis zwei Supernovae pro Jahrhundert auf. Als die beiden nächsten Kandidaten hierfür gelten der Antares im Sternbild Skorpion und die Beteigeuze, der Schulterstern des Orion. Diese sind allerdings 600 beziehungsweise 550 Lichtjahre entfernt. Computersimulationen zufolge soll ihre Explosion daher keine nennenswerten Konsequenzen für die Erde haben. Andererseits zeigen die Befunde eines Wissenschaftlerteams von der University of California um Enrico Ramirez-Ruiz im Rahmen groß angelegter Untersuchungen im zentralafrikanischen Tanganjikasee, dass auch eine Supernova in 100.000 Lichtjahren Distanz noch Teilchenströme zur Erde schicken kann, welche zur Schädigung des Erbgutes höherer Lebewesen führen.

Dass unserer Zivilisation und unserem Heimatplaneten durch Asteroiden, Sonnenstürme und Supernovae Gefahr droht, ist schon des Längeren bekannt, wenngleich die möglichen Auswirkungen dieser Ereignisse bislang oft unterschätzt wurden. In jüngster Zeit machten Astrophysiker allerdings drei weitere Entdeckungen, die zeigen, dass die Menschheit noch lange nicht umfassend darüber Bescheid weiß, was alles draußen im Kosmos lauert und ihr Ende besiegeln könnte.

So stießen Blakesley Burkhart vom Department of Physics and Astronomy an der Rutgers University in New Jersey und ihre Mitarbeiter kürzlich auf eine gigantische Molekülwolke im All, welche den Namen „Eos“ erhielt. „Sie ist riesig, und sie war die ganze Zeit versteckt ... Ich weiß nicht, was das ist. Das ist einzigartig“, kommentiert Burkhart den Fund. Mittlerweile steht fest, dass die Wolke in 300 Lichtjahren Entfernung von der Erde durch unsere Galaxis treibt und sich dabei über 100 Lichtjahre erstreckt – das sind 946 Billionen Kilometer. Daher würde Eos am Nachthimmel eine Fläche von der vierzigfachen Größe des Mondes abdecken, wenn sie denn hell genug wäre. Was der Erde beim Eintritt in diese Wolke blühen könnte, ist derzeit völlig unklar.

Forschung als Versicherungsprämie
Als definitiv hochgefährlich gilt hingegen die Neuentdeckung Nummer Zwei, nämlich das bereits 2008 lokalisierte Objekt SGR 0501+4516, dessen Natur aber erst unlängst von Forschern der US-Weltraumbehörde NASA enthüllt worden ist. Bei SGR 0501+4516 handelt es sich um den Überrest eines toten Sterns von ungeheuer großer Dichte, welcher ein Magnetfeld besitzt, das 100 Billionen Mal stärker ist als das der Erde. Daher würde der sogenannte Magnetar beim Vorbeifliegen unter anderem jede Kreditkarte auf unserem Planeten löschen. Und sollte die Distanz während der Passage ein bestimmtes Maß unterschreiten, brächte der Himmelskörper auch allen Menschen den Tod, indem er deren Körperatome zerfetzt. Das Beunruhigende an SGR 0501+4516 ist darüber hinaus seine hohe Geschwindigkeit von 177.000 Kilometern pro Stunde. Allerdings fliegt er nach Angaben der NASA nicht in unsere Richtung.

Jedoch fand man mittlerweile noch 29 weitere Magnetare innerhalb der Milchstraße mit ungeklärtem Kurs. Außerdem bleibt offen, wie diese kosmischen Objekte überhaupt entstehen, weshalb auch ein plötzliches Auftauchen im Nahbereich des Sonnensystems prinzipiell im Bereich des Möglichen liegt.

Und dann wäre da noch eine ultrahochenergetische Form der kosmischen Strahlung, deren Ursprung und Natur völlig rätselhaft sind. Der neueste diesbezügliche Erklärungsversuch stammt von der russischen Physikerin Elena Arbuzowa von der Universität Dubna bei Moskau. Die Wissenschaftlerin mutmaßte im Januar, dass die Strahlung durch die Kollision von Scalaronen, also exotischen Dunkle-Materie-Teilchen, verursacht werde. Da sich diese überschweren Partikel, welche bereits kurz nach dem Urknall entstanden sind, überall im Weltraum finden, sind theoretisch auch Zusammenstöße in Erdnähe möglich. Dann würden die so verursachten Strahlungsblitze nicht wie sonst aus den Tiefen des Universums kommen, sondern aus sehr viel kürzerer Entfernung. Welche Folgen das für uns hätte, kann momentan keiner der Experten sagen.

Aus all diesen Gründen sind die astronomisch-physikalische Grundlagenforschung und die Weltraumfahrt absolut kein Luxus. Vielmehr sollte der Homo sapiens die damit verbundenen Kosten als Lebensversicherungsprämie betrachten.


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