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Kaum ein anderes Land in Europa hat eine solch hohe Mordrate und nirgends so viele Kinder, denen diese Bluttaten zur Last gelegt werden
Schweden hat ein Kriminalitätsproblem: Das Land hat eine im Europavergleich hohe Mordrate, insbesondere Banden üben Gewalt primär in den Städten aus. Die Hauptstadt Stockholm aber auch die anderen Metropolen sind davon immer häufiger betroffen. Drogengeschäfte und die damit erzielten hohen Geldumsätze befeuern neue Taten. Ob Göteborg oder Malmö – besonders schwere Gewaltdelikte nehmen spürbar zu und erreichten jüngst auch ländliche Gebiete.
Ab 2015 nahmen Schüsse mit Todesfolge dramatisch zu. Statistiker zählten im Jahr 2022 genau 391 Schießereien, was einen bisherigen Rekord darstellt. Und der könnte bald sogar übertroffen werden. Denn fast täglich stirbt mittlerweile in Schweden ein Mensch durch Schusswaffengebrauch.
Abseits der Statistik sorgen immer öfter Fälle für Aufsehen, in die Jugendliche verwickelt sind. Letztes Jahr standen drei von ihnen in einem aufsehenerregenden Fall vor Gericht. Für drei Morde sollen sie jeweils 13.000 Euro als Lohn vom organisierten Verbrechen erhalten haben. Ein 16-Jähriger war der Hauptangeklagte. Mit Freunden erschoss er einen 39-jährigen Familienvater vor den Augen seines zwölfjährigen Sohnes – er war in einer Unterführung einem Drogengeschäft im Weg. Der Trend, junge, vorzugsweise Strafunmündige (in Schweden bis 15 Jahre) mit der vagen Aussicht auf schnelles Geld anzulocken, nimmt weiter zu.
Bei der organisierten Kriminalität spielt auch die Herkunft eine Rolle, was in Schweden – ähnlich wie in Deutschland – gern vollständig ausgeblendet wird. Die aktuellen Daten diskutieren Politiker nun im Zusammenhang mit einer weitestgehend gescheiterten Integration nach erfolgter Einwanderung.
Eine Statistik des Instituts Brå (Nationaler Schwedischer Rat für Verbrechensprävention) zeigte bereits 2018, dass die Wahrscheinlichkeit, in dem skandinavischen Land strafrechtlich relevante Taten zu begehen, bei zwei im Ausland geborenen Eltern drei Mal höher sei als bei zwei in Schweden geborenen Eltern.
Mädchen sind so brutal wie Jungs
Die Polizei verdächtigt in dem spektakulären Fall von 2024 irakische Kurdenbanden, die aus der Türkei heraus operieren. Eine Diskussion über die Herkunft der Täter war in dem Land bisher streng verpönt. Tatverdächtige wie Verurteilte werden auch in den Medien stets als „Schweden“ bezeichnet. Die finanziell reizvollen Möglichkeiten der Banden locken dabei vermehrt junge Mädchen an. Ihr Vorgehen sei besonders brutal, sagte jüngst die Stockholmer Staatsanwältin Ida Arnell. Mädchen müssten sich als mindestens so hart geben wie Jungs.
Bisher gingen Strafverfolger nicht von jugendlichen weiblichen Auftragskillern aus, hatten solche Täterprofile überhaupt nicht im Visier. Aber allein 2024 mussten sie überraschenderweise gegen 280 Mädchen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren ermitteln. Dabei ging es um Verfahren wegen Gewaltverbrechen bis hin zu Mord und Totschlag. Die Zusammenhänge zum Bandenmilieu sind dabei noch nicht exakt genau aufgearbeitet.
Der Siegeszug der Banden setzte vor über zehn Jahren ein. Lange blieb eine Antwort der Politik aus. Inzwischen sieht die Regierung die Entwicklung allerdings als „systemische Bedrohung“. Bis in die Polizei, die Lokalpolitik, das Sozialsystem und das Justiz- und Bildungswesen sind die Banden nach neuesten Erkenntnissen von Ermittlern inzwischen vorgedrungen. Razzien der Polizei wurden bereits durch mutmaßliche interne Tippgeber immer wieder vereitelt. Und auch in den Jugendhaftanstalten sind die Banden präsent.
Auswahl wie im Videospiel
Verschlüsselte Internetseiten dienen vorrangig als Anwerbeplattform für jugendliche Killer-Aspiranten. „Generell sind die Kinder in diesen Chats auf Blut aus“, so Arnell. Das gelte ebenso für Mädchen. Schwedens Polizei fehlen dazu aber noch grundlegende Erkenntnisse. Jugendarbeiter schlagen indes Alarm – waren 2014 noch 34 im Alter zwischen 15 und 20 Jahren verdächtig, Mord, Totschlag oder Verletzungen mit Todesfolge begangen zu haben, verfünffachte sich der Wert bereits auf 167 in 2023.
Dennoch stellen junge Männer weiter die Mehrheit, doch die Zahl mordverdächtiger Mädchen steigt unaufhörlich. Eine neue Verbrechensstudie soll nun die Hintergründe der dramatischen Entwicklung aufklären. Sorgen bereitet den Schweden auch die Strategie der Banden, für Rache- oder Mordpläne Fremde und Jugendliche als Täter auszuwählen. Die könnten dann wie in einem Videospiel wählen, auf welche Weise sie das ihnen genannte Opfer angreifen, berichtet Arnell – eine 15-Jährige habe sich in einem aktuellen Fall bewusst für den Kopf entschieden, obwohl sie den Mann auch durch die Tür hätte erschießen können. Für den Kopfschuss soll es vermutlich mehr Geld gegeben haben. Die Regierung diskutiert nun eine Strafmündigkeit mit 13 Jahren als Teil eines Maßnahmenpakets.