Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
In Ludwigsburg dreht sich alles um das Riesengemüse. Manches Monster-Exemplar bringt mehr als eine Tonne auf die Waage
Bei der weltweit größten Kürbis-Ausstellung in Ludwigsburg bei Stuttgart dreht sich dieses Jahr alles um die Musik. Ein Flügel, eine Geige in Übergröße, Notenschlüssel, eine Büste von Beethoven, Elvis Presley – die Skulpturen, die aus Kürbissen geschaffen wurden, lassen verschiedene künstlerische Bereiche lebendig werden.
Herbstzeit ist Kürbiszeit. Und auch wenn in den USA das Halloween-Fest ohne Kürbis-Pracht nicht denkbar ist und sich dort die orangeroten Kürbisgesichter größter Beliebtheit erfreuen, ist die weltgrößte Kürbis-Ausstellung in Deutschland zu sehen. Die massenhafte Ansammlung von Kürbissen in Ludwigsburg steht in diesem Jahr ganz im Zeichen der Musik.
Wer denkt, dass sich dabei ein orangefarbener Ball an den anderen reiht, irrt. Kürbis kann mehr als nur orange. Insgesamt gibt es rund 800 verschiedene Sorten der Pflanzenart im Blühenden Barock, dem Garten des Residenzschlosses Ludwigsburg, zu bestaunen. Und alle kommen mit verschiedenen Farben und Formen daher. Aus dieser großen Auswahl haben die Skulpturen-Bauer diejenigen Kürbisse ausgewählt, die am besten geeignet waren, einen Flügel, eine Geige und eine Büste von Beethoven zu gestalten. Alles in Übergröße versteht sich, denn so ganz klein sind Kürbisse selten.
In Ludwigsburg zeigen die Veranstalter, dass der Kürbis nicht auf klassische Konzepte beschränkt ist. Künstlerisch beweisen sie dies, indem Elvis Presley und das Markenzeichen der Rolling Stones, die herausgestreckte Zunge, im Bild nachempfunden sind. Und selbst wenn viele der 800 Sorten aufgrund der enthaltenen Bitterstoffe nicht zum Verzehr empfohlen sind, gibt es in Ludwigsburg auch in kulinarischer Hinsicht Entdeckungen zu machen. Von Kürbis-Chutney und Kürbis-Burgern über die obligatorische Kürbis-Suppe bis hin zu Kürbis-Flammkuchen werden traditionelle und moderne Rezepte präsentiert.
Bittere Varianten sind ungenießbar
Und Tradition hat der Kürbis. Die Pflanze hat in den letzten 25 Jahren vor allem durch die in den USA verbreiteten Volksbräuche rund um Halloween an Popularität gewonnen. Dabei wird in einen ausgehöhlten Kürbis eine Kerze gesteckt, wodurch die in das Fruchtgemüse geschnitzte Fratze gruselig leuchtet.
Doch neu ist der Kürbis keineswegs. Bereits vor 10.000 Jahren gab es Kürbisse, wie die Wissenschaft inzwischen weiß. Nach und nach wurden die nicht bitteren Varianten der krautigen Pflanze bevorzugt und genutzt. Die Sorten Hokkaido und Butternut, Muskat- und Spaghetti-Kürbis sind auf Wochenmärkten und in den Gemüseabteilungen der Supermärkte heute regelmäßig zu finden. Doch auch andere Sorten mit Namen wie Bischofsmützen, Baby Boo und Sweet Lightning sind durchaus beliebt.
Vom Frühjahr an bis Anfang September im Beet gehegt und gepflegt, kommt der Kürbis im Herbst auf den Speiseplan. Als eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt besitzt das Fruchtgemüse einen hohen Wasseranteil und sehr wenig Kalorien. Mineralstoffe wie Eisen und Kalium sorgen ebenfalls dafür, dass viele diätbewusste Zeitgenossen auf diese Pflanzenfrucht regelrecht schwören.
Der hohe Gehalt an Beta-Carotin wird ebenfalls von Vielen geschätzt, und Kürbis-Kerne haben inzwischen ihren festen Platz in der pflanzlichen Medizin. Mit solch einer Anzahl guter Eigenschaften und hervorragender innerer Werte kann der Kürbis die Küche enorm bereichern.
In diesem Jahr feiert die Kürbis-Ausstellung Ludwigsburg ihren 20. Jahrestag. Doch wegen der Pandemie läuft nicht alles, wie ursprünglich geplant. So ist der Anblick der aus Kürbissen geformten Skulpturen nur maximal 6000 Besuchern pro Tag erlaubt.
Kürbisbootregatta fällt ins Wasser
Um trotz der zahlenmäßigen Beschränkung allen Interessierten den Besuch zu ermöglichen, hat man die Ausstellung bis zum 6. Dezember verlängert. Einige Höhepunkte aus den vergangenen Jahren können aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen in diesem Jahr leider nicht umgesetzt werden. Dazu gehört unter anderem die Kürbisboot-Regatta, bei der die Teilnehmer in Riesenkürbissen um die Wette paddeln.
Dafür können in diesem Jahr wie gewohnt die Kürbis-Schnitz-Wettbewerbe und das Kürbis-Wiegen stattfinden. Zum einen wird der größte und schwerste Kürbis Deutschlands ermittelt. Zum anderen das größte Exemplar Europas. Da bringen die teilnehmenden Kandidaten locker schon mal 916 Kilogramm auf die Waage wie im Jahr 2018 oder sogar 1014 Kilogramm wie im vergangenen Jahr. 2017 ließ der europäische Sieger aus Italien die massige Konkurrenz sogar mit stattlichen 1190 Kilogramm hinter sich.
Welche Region in diesem Jahr triumphieren kann, wird sich zeigen. Das Wetter im Sommer 2020 verspricht auf jeden Fall eine gute Saison. Der Kürbis liebt es zu Beginn regnerisch, später warm und trocken. Die Aussichten stehen gut, dass im Corona-Jahr ein neuer Gewichts-Rekord aufgestellt wird. Dafür werden die hiesigen Halloween-Anhänger in die leere Tüte schauen: Wegen der Pandemie dürfte ihnen am 31. Oktober die meisten Türen für „Süßes oder Saures“ verschlossen bleiben. Es ist wohl nicht schade drum.