25.04.2024

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Nördliches Ostpreußen

Litauen zieht Blockade des Königsberger Gebietes in Betracht

Außenminister Gabrielas Landsbergis spricht während Baerbock-Besuch Klartext

Bodo Bost
04.05.2022

Als Reaktion auf den anhaltenden Ukrainekrieg suchen der Westen und Litauen weiterhin nach geeigneten Sanktionsmaßnahmen. Dabei wird auch eine Blockade des Königsberger Gebiets in Erwägung gezogen. Experten sind sich jedoch uneinig darüber, wie und ob man über die Königsberg-Blockade sprechen soll.

Beim Besuch von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in Litauen wurde im Gegensatz zum Kanzleramt Klartext gesprochen. Der litauische Außenminister Gabrielas Landsbergis sagte offen, dass auf litauischem Territorium ukrainische Soldaten an neuen Waffensystemen aus dem Westen ausgebildet werden.

Frontstaat der NATO gegen Putin

Litauen entwickelt sich immer mehr zum ersten Frontstaat der NATO gegen Putin. Dabei spielen auch die bislang 900 Bundeswehrsoldaten, die in Litauen stationiert sind, eine wichtige Rolle. Deren Zahl soll jetzt erhöht werden. Baerbock erwähnte auch den nur 90 Kilometer breiten Suwalki-Korridor als kürzeste und schwächste Stelle der NATO gegenüber der Landverbindung zwischen Russland/Weißrussland und der russischen Exklave Königsberg. Zufälligerweise liegt in diesem Korridor auch die litauische Kleinstadt Mariampol, einst eine Grenzstadt zu Ostpreußen, die nicht nur namentlich direkt an das von den Russen belagerte Mariupol am Asowschen Meer in der Ukraine erinnert, wie Baerbock ansprach. Mariupol ist die letzte ukrainische Bastion innerhalb der angestrebten Landverbindung über den Donbass entlang des Asowschen Meers zur Krim. Nicht angesprochen wurde bei der Pressekonferenz der beiden Außenminister in Wilna allerdings die Frage einer Blockade des Königsberg Gebiets.

Im Zusammenhang mit weiteren Sanktionsmaßnahmen gegen Russland wird in Litauen jedoch die Blockade des zur Russischen Föderation gehörenden Königsberger Gebiets diskutiert. Ministerpräsidentin Ingrida Šimonytė betonte, dass Litauen den Transitverkehr nach Königsberg nicht einseitig unterbinden könne, da Litauen hier von der EU abhängig sei.

Öffentliche Diskussionen über das Thema wurden bereits von russischen Politikern durchgespielt und fanden auch in Litauen ein breites Echo. Auf die Frage, warum der Transit nach Königsberg nicht gestoppt werde, wenn Russland selbst seinen internationalen Verpflichtungen nicht nachkomme, antwortete die Premierministerin, dass es viele Vorschläge gebe, auf die eine oder andere Weise zu reagieren, aber wenn sie alle gleichzeitig umgesetzt würden, „hätten wir nichts mehr auf den Tisch zu legen, um die Kosten dieses Krieges für den Kreml zu erhöhen“.

Bald darauf gab Wladimir Dschabarow, erster stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für internationale Angelegenheiten des Rates der Russischen Föderation, eine Erklärung ab: „Wenn es eine Blockade gibt, wie man sagt, wüsste Russland, wie man Blockaden bricht, wir haben viel Erfahrung.“

Warnung vor Provokationen

Der ehemalige litauische Außenminister und litauische Botschafter in der Ukraine, Petras Vaitiekūnas, warnte vor unnötigen Provokationen, die Moskau dazu verleiten könnten, eine zweite Front auf seinem Gebiet zu eröffnen. Da sich die Europäische Union verpflichtet hat, einen vereinfachten Transit nach Königsberg zu gewährleisten, sollte die Aussetzung des Transits nur auf Initiative von anderen EU-Ländern und nicht von Litauen erfolgen. Auf jeden Fall, so Vaitiekunas, sollte eine Königsberg-Blockade nicht in der Öffentlichkeit diskutiert werden.

Das nördliche Ostpreußen ist das am meisten mit Waffen vollgestopfte Gebiet Europas. Die Truppen und Waffen von der Russischen Föderation werden entweder auf dem Seeweg oder mit dem Flugzeug nach Königsberg transportiert. Eine Blockade würde den Landweg blockieren, aber nicht die gewünschten Ergebnisse bringen.

Russland hat seit Beginn seines Krieges gegen die Ukraine die Fährverbindungen von St. Petersburg nach Königsberg bereits ausgebaut. Was die Wirtschaftsblockade betrifft, so würde es sich um eine Blockade eines kleinen Teils handeln, aber die wirtschaftlichen Auswirkungen wären beträchtlich, da der Schienen- und Straßenverkehr für die Versorgung Königsbergs benötigt wird. Generell, so der Militärexperte Darius Antanaitis, brauchen die Russen die Region Königsberg, um einen Teil der Ostsee zu kontrollieren. „Es ist das am stärksten militarisierte Gebiet in Europa, das dazu an unser Land grenzt und eine direkte Bedrohung für unsere Sicherheit darstellt“, so der Major a.D. Darius Antanaitis.


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Kommentare

Winfried Kurt Walter am 10.05.22, 10:48 Uhr

Den Politikern und - innen juckt das Fell, insbesondere diejenigen, die sich unter dem vermeintlichen Schutz der Nato befinden. Wenn nicht ein grundlegender Wandel kommt, wird wieder ein Krieg der Großmächte in Zentraleuropa ausgetragen werden.

Karl-Heinz Terpelle am 05.05.22, 15:24 Uhr

Litauen, das als eines der ersten Länder nach dem 1. Weltkrieg den Frieden brach, und mit einem völkerrechtswidrigen Raubkrieg das deutsche Memelland überfiel und annektierte, sollte bei dieser Gelegenheit einmal gefragt werden, ob es bei Rückgabe der Krim an die Ukraine auch das geraubte Memelland an Deutschland zurückgeben wolle.

Ottjen Aldag am 04.05.22, 12:56 Uhr

Die Politiker vergessen nur zu gerne, daß es ein Leben
nach der Krise gibt. Wie wollen sie jemals wieder zu einem
normalen Verhältnis zu Russland kommen? Natürlich diese
Politiker sind sehr geübt darin, sich zu verbiegen....

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