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Sternenkunde

Mit seinem Modell I leistete Zeiss Pionierarbeit

Vor 100 Jahren fand im damals noch im Bau befindlichen Deutschen Museum die erste öffentliche Vorführung eines Projektionsplanetariums statt

Veit-Mario Thiede
19.10.2023

Am 21. Oktober 1923 führte der deutsche Maschinenbauingenieur und Physiker Walther Bauersfeld im noch nicht fertiggestellten Deutschen Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik in München den von ihm entwickelten Planetariumsprojektor „Zeiss Modell I“ vor. Die Mitglieder des Museumsausschusses waren begeistert. Die feierliche reguläre Inbetriebnahme des Modells I erfolgte am 7. Mai 1925 anlässlich der Einweihung des Sammlungsneubaus des Deutschen Museums.

Genau 100 Jahre nach der Premierenvorführung beginnt die Gesellschaft deutschsprachiger Planetarien ihr bis 2025 währendes Jubiläumsprogramm mit einer Eröffnungsveranstaltung. Diese steigt am 21. Oktober parallel im Deutschen Museum und im Zeiss Planetarium Jena. Mittels digitaler Technik sind die beiden Schauplätze miteinander und ebenso mit der weltweiten Internetgemeinde verbunden. Programmhöhepunkt ist die Premiere der Planetariumsshow „100 Jahre Ewigkeit“.

Großes Jubiläumsprogramm
Noch bis zum 28. Januar läuft im Deutschen Museum die Sonderausstellung „100 Jahre Planetarium – Der Himmel auf Erden“. Sie beginnt mit der Vorgeschichte des Projektionsplanetariums. Von der ältesten uns bekannten Darstellung des Sternenhimmels, der Himmelsscheibe von Nebra, ist eine Nachbildung ihres um 1600 vor Christus geschaffenen ursprünglichen Zustands ausgestellt. Auf sie folgen eine astronomische Uhr, Himmelsgloben sowie ein 1815 hergestelltes Tischplanetarium mit Kurbelantrieb, der die Planeten um die Sonne kreisen lässt.

Dann steht Oskar von Miller im Blickpunkt. Der Begründer des Deutschen Museums hatte die Idee, den Besuchern den Blick auf unser Sonnensystem sowohl aus der Sicht von der Erde aus als auch aus kosmischer Perspektive zu ermöglichen. Für Letztere stand ein mechanisch angetriebener Wagen bereit, über dem ein Modell der Erde angebracht war. Die Passagiere umkreisten mit dem Wagen die unter der Decke hängende Sonne, um die sich die motorisierten Planeten bewegten. Dieses sogenannte Kopernikanische Planetarium ging im Zweiten Weltkrieg bis auf wenige nun ausgestellte Überreste unter.

Nach Millers Plan sollte auch das von Ausstellungskurator Christian Sicka so genannte Ptolemäische Planetarium einen mechanischen Antrieb erhalten, wobei die Bezeichnung „Ptolemäisches Planetarium“ missverständlich ist, denn es will keineswegs die vom antiken Astronomen Claudius Ptolemäus vertretene Auffassung veranschaulichen, nach der die Sonne und die Planeten um die Erde kreisen, sondern zeigt vielmehr realistisch den Sternenhimmel, wie er sich von der Erde aus betrachtet darstellt.

Den Auftrag für die beiden Planetarien erhielten die Carl-Zeiss-Werke Jena. Aber Walter Bauersfeld, seit 1908 einer der vier gleichberechtigten Geschäftsleiter im Unternehmen, war die mechanische Tüftelei für das Ptolemäische Planetarium zu kompliziert: „Ich denke, es müsste besser gehen, wenn man die Bilder von Sonne, Mond und Planeten auf die Innenfläche einer Blechkugel projiziert.“ Sein Kollege Rudolf Straubel rief aus: „Dann sollte man aber auch die Fixsterne selbst auf die Kugel projizieren.“ Das war am 24. Februar 1914, der Geburtstag des Projektionsplanetariums, für das Bauersfeld statt der Blechkugel die freitragende halbkugelförmige Kuppel in Stahlbetonbauweise erfand.

Das Zeiss Modell I führt in der Sonderschau die fünfköpfige Parade der Projektoren an. Es weist eine Kugel auf, aus der wie Stacheln 31 Sternfeldprojektoren ragen. Diese projizierten 4500 Fixsterne an die Kuppel. Separate Projektoren, die sich in einem zylinderförmigen Gerüst unter der Sternprojektorkugel befinden, waren für die Darstellung der fünf mit bloßem Auge sichtbaren Planeten, der Sonne und des Mondes sowie der Milchstraße und der Sternbildnamen zuständig. Die Himmelsprojektion des Modells I war auf die geographische Breite Münchens von 48 Grad beschränkt und zeigte im Zeitraffer die Bewegungen der Himmelskörper. Doch längst ist die erdgebundene Perspektive der Sternenprojektoren überwunden. Drei Shows lassen uns in der einen Durchmesser von zehn Metern aufweisenden Planetariumskuppel der Sonderschau erleben, was heutige Projektionstechniken möglich machen.

Das jüngste Planetarium Deutschlands steht in Halle an der Saale. Es wurde diesen März in einem alten Gasometer eröffnet. Leiter Dirk Schlesier berichtet: „Mit seiner technischen Ausstattung ist es eines der modernsten Planetarien Europas.“ Zu dem in der Mitte des Saals stehenden Sternprojektor gesellen sich sechs weitere Projektoren, welche die zwölf Meter Durchmesser aufweisende Kuppel vom Rand aus bespielen. Für die dreidimensionale Klangkulisse sorgen 42 Lautsprecher.

Planetarien in Halle und in Jena
Schon Millers Wunsch war es, das Publikum nicht nur mit Wissen zu versorgen, sondern es auch in Staunen zu versetzen. Dieses Konzept der Kombination von Wissensvermittlung und Unterhaltung kultivieren die Planetarien bis heute. Stefan Harnisch charakterisiert das von ihm geleitete Zeiss Planetarium Jena als „Sternentheater“. Das mit einer Kuppel von 25 Metern Durchmesser ausgestattete Bauwerk wurde am 18. Juli 1926 eröffnet und ist das dienstälteste Planetarium der Welt. Die Technik aber ist auf dem neuesten Stand. Das von der Sternevent GmbH betriebene Planetarium tut sich durch die Produktion weltweit gefragter Planetariumsshows hervor. Neben den Programmen mit Schwerpunkt Bildung gibt es auch welche für Kinder und kosmische Musikshows. Die jüngste feiert die Rockband „Queen“, deren Sänger sich passenderweise „Freddie Mercury“ nannte. Aber was auch immer auf dem Programmzettel steht: Nirgendwo kommt eine Planetariumsshow ohne Sonne, Mond und Sterne aus.


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Kommentare

Rainer Kirmse am 22.10.23, 16:54 Uhr

100 JAHRE PLANETARIUM

Gedichte zum Jubiläum

Seit Menschen sind auf der Welt,
geht ihr Blick zum Himmelszelt.
Vor hundert Jahren war es soweit,
das Planetarium stand bereit.

Es braucht keine finstere Nacht,
um zu schauen die Sternenpracht.
Licht aus und Sterne an -
Astronomie für jedermann.

DIE WELT DER STERNE

Deklination und Rektaszension
bestimmen die Sternposition.
Die Parallaxe indessen
hilft uns beim Entfernung messen.

Mehr Erkenntnisse bringt uns dann
das Hertzsprung-Russel Diagramm.
Der Sterne Aufbau und Wesen
an der Stellung abzulesen.

Wir sehen Sterne blau und rot,
neugeboren, auch kurz vorm Tod;
oder uns'rer Sonne ähnlich,
mittelalt und leuchtend gelblich.

Da gibt es Riesen und Zwerge
verschiedenster Leuchtstärke;
Solisten und Mehrfachsterne,
recht nah und in weiter Ferne.

All dieser Sonnen Profession
ist im Innern die Kernfusion.
Eruption und Protuberanz
sind nur oberflächlicher Tanz.

Planetenheimat sind Galaxien,
die mit ihnen durchs Weltall zieh'n.
Meist von Planeten umgeben,
gibt's ohne Sterne kein Leben.

Die Sterne sind bis zum Ende
Geburtsort der Elemente.
Nach dem Eisen ist damit Schluss,
von den Sternen ein letzter Gruß.

Für Elemente superschwer,
muss eine Supernova her.
Der Mensch, ein Kind der Sterne,
betrachtet's aus der Ferne.

DAS SCHWARZE LOCH

Dieses obskure Objekt
halt sich im Weltall versteckt,
wird von Sternen umkreist,
was uns sein Dasein beweist.

Ein kosmisches Schwergewicht,
zu keiner Diät bereit.
Sternenstaub das Hauptgericht,
verschmäht wird keine Mahlzeit.
Die Materie superdicht,
stark verbogen die Raumzeit.
Dem Monster entkommt kein Licht,
Gefängnis für die Ewigkeit.
Der Ereignishorizont ist Grenze,
dahinter ist einfach Sense.

EINSTEIN RELATIV LYRISCH

Newtons Gesetze sind phänomenal,
Einstein modernisierte sie genial.

Zeit ist relativ,
man hat sie leider nie.
Einstein forschte intensiv,
offenbarte sein Genie:
Konstant bewegt sich das Licht,
schneller geht es nunmal nicht.
Ein weiteres Resultat: E = m c ²
Er brachte die Raumzeit ins Spiel,
eine Feldgleichung war das Ziel.
Masse krümmt umgebenden Raum -
Revolutionäres war gedacht,
Wissenschaft vorangebracht.

DER ROTE PLANET

Wenn man so auf Mars schaut,
rostrot schimmert seine Haut.
Der äußere Nachbar der Erde
ist ein ziemlich kalter Gefährte.
Halb so groß, von ähnlicher Gestalt,
der Mensch will ihn besuchen bald.

Der Planet ist mal nah, mal fern,
zieht exzentrisch um uns'ren Stern.
Dünn ist seine Atmosphäre,
früher gab's wohl sogar Meere.
Vieles wird man noch ergründen,
vielleicht Lebensspuren finden.

SUPERMOND

Der Mond über Haus und Wiese
zeigt sich heut' als wahrer Riese.
Als ob er uns in der Krise
hier unten nicht allein ließe.

Der Erde treuer Begleiter
stimmt uns mal traurig, mal heiter;
berührt das menschliche Gemüt,
gebannt man ihm ins Antlitz sieht.

Verliebte mögen den Mondschein,
sind mit sich und dem Mond allein.
Mondsüchtige treibt er aufs Dach,
auch Tiere bleiben länger wach.

Der Mond besitzt enorme Kraft,
womit er die Gezeiten schafft.
Doch er zieht sich langsam zurück,
entfernt sich leider Stück um Stück.

Ohne Mond kämen wir in Not,
er hält die Erdachse im Lot.
Höchste Zeit, dass ein Astronaut
mal wieder nach Frau Luna schaut.

MONDFINSTERNIS

Großes Schauspiel am Himmelszelt,
auf den roten Mond blickt die Welt.
Frau Luna schaut sehr finster drein,
im Erdschatten so ganz allein.

Nun abgeschirmt vom Sonnenlicht,
verdüstert sich das Mondgesicht.
Das ist nicht allzu oft der Fall,
zu sehen auch nicht überall.

Nur bei Vollmond zu verfolgen,
wenn denn mitspielen die Wolken.
Der Eklipse Faszination
erlagen Menschen immer schon.

Es bringt die Himmelsmechanik
uns das Mondlicht bald zurück.
Der Erde treuer Begleiter
kann blicken wieder heiter.

DIE KOMETEN

Des Sonnensystems Wiege entsprungen;
uralte kosmische Vagabunden,
himmlische Objekte aus Eis und Staub,
die unser Zentralgestirn umrunden.

Oortsche Wolke, Kuipergürtel ade!
Weit draußen beginnt ihre Reise.
Äußere Planetenbahnen passiert,
halten sie Einzug in uns're Kreise.

Die bied're Gestalt der kalten Gesellen
belebt die Sonne mit Schweifespracht.
Seit jeher von Menschen bewundert,
verzaubert das Himmelsspiel die Nacht.

Sie galten als Sendboten des Schicksals,
Glück verheißend oder Unheil im Sog.
Das leuchtende Zeichen am Firmament
zu manch fataler Entscheidung bewog.

Sie haben viel Schaden angerichtet,
es wurden ganze Arten vernichtet.
Sie brachten wohl einst Wasser hierher,
Vielleicht auch Lebenskeime und mehr.

DAS UNIVERSUM

Am Anfang war der Urknall,
um uns herum der Nachhall.
Das Weltall in Expansion
Milliarden Jahre nun schon.

Es sind dabei die Galaxien
einander rasant zu entflieh'n.
Da ist keine Wende in Sicht,
irgendwann geht aus das Licht.

Dunkle Materie ist rätselhaft,
dunkle Energie nicht minder.
Das Wissen ist noch lückenhaft,
man kommt nicht recht dahinter.

Es braucht wohl wieder ein Genie,
gar eine neue Theorie.
Des Universums Architektur -
Was ist der Sinn von allem nur?

Uns're Galaxie ist eine von Milliarden,
ein Spiralsystem, keine Besonderheit.
Die Erde hatte die besten Karten,
hier fand das Leben Geborgenheit.

Aus toter Materie ging es hervor,
strebte hin zu höchster Komplexität.
Die Evolution wirkt als ein Motor,
der einfach niemals ins Stocken gerät.

Zahllose Arten entsteh'n und vergeh'n,
bevor der Mensch betritt die Szenerie.
Auch dessen Ende ist vorherzuseh'n,
das ist die kosmische Dramaturgie.

Die Erde ist ein herrlicher Ort,
doch wir bedrängen sie immerfort.
Was nützt uns Wohlstand und alles Geld,
wenn am Ende kollabiert die Welt?

LEBEN IM WELTALL

Sind wir im Universum allein,
ist weit draußen nur totes Gestein?
Zahllose Sterne am Himmel steh'n,
zahllose Planeten daneben.
Sollte man nirgendwo Leben seh'n,
zu höchster Komplexität streben?
Von Mikroben könnte es wimmeln
unter herrlichen Exo-Himmeln.

Sterne entstehen und vergehen,
das ist im All Normalgeschehen.
Wir alle kommen von den Sternen,
wo die Elemente geboren.
Kein Atom in des Kosmos Fernen
geht im großen Zyklus verloren.
So werden in allen Galaxien
Lebenskeime ihre Kreise zieh'n.

Rainer Kirmse , Altenburg

Herzliche Grüße aus Thüringen

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