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Pandemie

Omikron zwingt Behörden in die Knie

Berlin: Nachverfolgung wird stark eingeschränkt, Labore sind überlastet, Personal wird knapp

Norman Hanert
27.01.2022

Mit der rapiden Ausbreitung der Omikron-Virusvariante zeigt sich, wie der Berliner Senat mit seiner bislang verfolgten Corona-Politik an Grenzen stößt. Wie Analysen der Berliner Wasserbetriebe ergaben, konnte die Omikron-Variante erstmals Anfang Dezember im Abwasser nachgewiesen werden. In Proben, die Ende Dezember genommen wurden, hatte Omikron mit einem Anteil von 89 Prozent die bis dahin vorherrschende Delta-Variante bereits weitgehend verdrängt. Mitte Januar zeigten dann auch Daten des Robert-Koch-Instituts, dass die Berliner Bezirke Mitte, Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg unter allen Stadt- und Landkreisen in Deutschland die höchsten Inzidenzen auswiesen.

Die Folgen dieser Entwicklung spüren die Berliner mittlerweile überall in der Stadt. Weil Mitarbeiter durch Erkrankung fehlen oder sich nach einem positiven Test in Quarantäne begeben müssen, fehlt bei der Polizei, der Feuerwehr und auch den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) zunehmend Personal. Nachdem die BVG bereits den Fahrplan für den Busverkehr ausgedünnt hatte, müssen die Fahrgäste inzwischen auch bei der U-Bahn mit längeren Taktzeiten rechnen.

Stundenlange Wartezeiten normal

Den Gesundheitsämtern fehlt das Personal, um die bislang verfolgten Strategien beizubehalten. Als Konsequenz haben sich die Ämter der zwölf Berliner Bezirke darauf verständigt, die Kontaktverfolgungen weiter einzuschränken und Prioritäten zu setzen. Konzentrieren wollen sich die städtischen Stellen nun auf Menschen aus gefährdeten Gruppen oder auf besondere Ereignisse wie etwa Corona-Ausbrüche in Pflegeheimen. Der Senat erwägt sogar die Abschaffung der Pflicht zur Kontaktdatenerfassung in Restaurants, Bars oder Museen.

Auch bei den Laborkapazitäten stößt Berlin mit der bisherigen Test-Praxis an seine Grenze. Bei den zwölf landeseigenen Testzentren und auch bei den Arztpraxen, die kostenlose PCR-Tests anbieten, sind mehrere Stunden Wartezeit inzwischen normal. Um einer völligen Überlastung der Labore entgegenzuwirken, will der Senat die PCR-Tests künftig auf Infizierte mit Symptomen sowie „gegebenenfalls vulnerable Gruppen“ beschränken. Alternativ sollen immer öfter Schnelltests zum Einsatz kommen, obwohl diese weniger genau sind als die PCR-Labortests.

Für die Berliner bedeuten die neuen Schritte des Senats, sich nach mittlerweile fast zwei Jahren Pandemie auf abermals neue Regeln einstellen zu müssen. Parallel sorgt auch die Bundespolitik mit abrupten Regeländerungen, etwa mit der Verkürzung des Genesenenstatus auf nur noch drei Monate und der Rückstufung des Vakzins von Johnson & Johnson, selbst bei bislang wohlmeinenden Bürgern für Verwirrung und Verdruss.

Obendrein liefern Regierung und nachgelagerte Behörden immer wieder Anlass, an der Aussagekraft von Daten zu zweifeln, mit denen die bisherige Corona-Politik begründet wird. Auch hier werden die Bürger oftmals mit abrupten Änderungen konfrontiert. Beispielsweise hatte der Berliner Senat im Mai 2020 eine sogenannte Corona-Ampel beschlossen, die sowohl die Übertragungsdynamik als auch die Belastung des Gesundheitssystems abbilden soll. Ein Indikator dieses Warnsystems, die Hospitalisierungsinzidenz, stand auf den Seiten der Senatsgesundheitsverwaltung monatelang auf Grün. Schlagartig sprang der Wert dann am 11. Januar von 4,0 auf 10,6. Dementsprechend zeigte die Inzidenz-Ampel plötzlich ein alarmierendes Rot.

Zweifelhafte Inzidenz-Daten

Noch am selben Tag räumte Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) jedoch ein, dass die Lage in den Berliner Krankenhäusern weiterhin entspannt sei. Der Widerspruch zwischen alarmierendem Signal und undramatischer Lage liegt tatsächlich nur darin begründet, dass die Gesundheitsverwaltung die Hospitalisierungsinzidenz plötzlich auf einer geänderten Basis berechnet. Die Verwaltung zieht neuerdings nicht mehr die Meldungen der überlasteten Gesundheitsämter heran, sondern digitale Meldungen der Krankenhäuser. Laut Gote ermöglicht diese Umstellung ein realistischeres, weil aktuelleres Bild. Die Änderung hat allerdings auch eine Kehrseite. Wie der rbb berichtet, wird vereinfacht gesagt nur darauf geschaut, „wie viele Patienten und Patientinnen mit oder wegen einer Covid-19-Infektion am Vortag und aktuell in Berliner Krankenhäusern liegen“.

Gerade durch die Ausbreitung der sehr ansteckenden Omikron-Virusvariante kann dies aber dazu führen, dass in die Hospitalisierungsinzidenz immer mehr Fälle einfließen, bei denen ein positiver Corona-Test zwar vorliegt, aber keineswegs der Grund für die Krankenhauseinweisung ist, sondern nur ein Zufallsbefund. Aus Dänemark liegen Berichte vor, wonach immerhin 27 Prozent der Patienten, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, eigentlich aus anderen Gründen ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Beim Universitätsspital Genf soll laut einem Beitrag der Schweizer Zeitung „Blick“ fast die Hälfte der statistisch ausgewiesenen Corona-Patienten aus anderen Gründen im Spital gelandet sein.


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Kommentare

Micha Hausmann am 27.01.22, 22:28 Uhr

@ Waffenstudent Franz
Anmerkung zur ,,kalten Fusion":
Das Erstaunliche dabei ist, daß schon in der alten deutschen Chemiefachliteratur vor 100 Jahren beschrieben wurde, daß beim Versuchsaufbau mit Platin bzw. Palladium-Elektroden ein paar physilkalisch merkwürdige Dinge ablaufen.

Michael Holz am 27.01.22, 13:40 Uhr

Herr Hanet, das ist eine gute Nachricht! Nach dem Motto: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende, kann ich meinen alten Mitbürgern nur wünschen, das RRG zum Teufel geht.

Waffenstudent Franz am 26.01.22, 23:23 Uhr

Zu den Meßdaten:

Nirgendwo wird definiert, was man mißt. Es heißt immer nur, daß Inzidenzen gemessen werden. Nun sind Inzidenzen im Medizinischen Bereich Anzeichen von Krankheitsfällen. Entsprechend sind im KFZ-Bereich die Inzidenzen Anzeichen für Autounfälle. Wenn man lange genug zwischen Köln-Süd und Bonn-Nord auf der Autobahn nach Lacksplittern sucht, kommt man auf dasselbe gigantische Meßergebnis wie unser Robert-Koch-Institut! Ohne eine genaue Altersangabe und Herkunftsangabe der gezählten Lacksplitter, mißt man mit der Lauterbach-Methode nämlich auch noch die Lacksplitter der angloamerikanischen Fliegerbomben aus den Jahren 1943-1945. Aber genauso arbeitet das RKI. Hier gilt, alles was man messen kann, wird zur Inzidenz!

Zu den Meßmethoden:

Nirgendwo werden die Meßmethoden erklärt und beschrieben! Das gehört aber nun mal zu jeder wissenschaftlichen Arbeit, die anerkannt werden will. Nur wenn die vom RKI benutzten Meßmethoden sowohl bei CERN als auch im Negerkral angewandt, dieselben Meßergebnisse erbringen, dann wird das RKI glaubhaft. Vor 40 Jahren wurde an amerikanischen Unis von gestandenen Professoren die erfolgreiche "Kalte Fusion" präsentiert. Die Welt der westlichen Atomphysiker verfiel damals in einen Begeisterungstaumel, genau so, wie aktuell unsere "Zeugen Coronas". Es dauerte eine Weile, bis einige Physiker damit begannen, die skizzierte technische Apparatur der "Nobelpreisträger in Spe" nachzubauen. Als sich bei den Nachbauern keine "Kalte Fusion", das ist die Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium, in Großmutters Einmachglas in der Waschküche einstellte, da haute die gesamte westliche naturwissenschaftliche Fachjournaille auf die Außenseiter drauf, wie auf einen dummen störrischen Packesel. Sobald jedoch der versuchte Wissenschaftsbetrug der Professoren aufflog, war es urplötzlich mucksmäuschen still beim Thema "Kalte Fusion".

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