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Kultur

„Peking“ liegt am Kaischuppen

Das Deutsche Hafenmuseum in Hamburg nimmt Fahrt auf – Hamburger Bundesparlamentarier ermöglichten das ehrgeizige Projekt

Dagmar Jestrzemski
20.04.2023

Das Hamburger Hafenmuseum am Bremer Kai/Hansahafen inmitten des Hafens der Freien und Hansestadt ist in die neue Saison gestartet. In Erwartung der Fertigstellung des zukünftigen Deutschen Hafenmuseums Hamburg im Stadtteil Grasbrook firmiert das Hafenmuseum am Hansahafen jetzt unter dem Namen „Deutsches Hafenmuseum – Rund um den Schuppen 50A“.

Auch nach der Eröffnung des als Zwei-Standorte-Museum geplanten Deutschen Hafenmuseums in einigen Jahren wird das derzeitige Hafenmuseum als Freilichtmuseum und bedeutendes Denkmal für die Geschichte der deutschen Seehäfen in das Gesamtkonzept des Deutschen Hafenmuseums einbezogen. Mit dem Stückgutfrachter „Bleichen“ von 1958, den historischen Schuten (antriebslose Transportfahrzeugen für Rohstoffe) sowie dem Schutendampfsauger „Sauger IV“ von 1909, dem Schwimm-Dampfkran „Saatsee“ 1917, den Kaikränen und seinem Schaudepot im denkmalgeschützten Kaischuppen 50A sowie den attraktiven Mitmach-Angeboten soll das Hafenmuseum „Rund um den Schuppen 50A“ dann ganzjährig betrieben werden.

Damit sollen später an beiden Standorten des Deutschen Hafenmuseums alle wichtigen Themenfelder des Hafens und seiner vielfältigen Bedeutung dargestellt werden. Der Hafen war und ist eine Schnittstelle des internationalen maritimen Handels und der Lebenswelt der Menschen im Wandel der Wirtschafts- und Kulturgeschichte. Am Beispiel verschiedener Häfen und ihrer Entwicklung werden die Veränderungen bis zur heutigen Zeit vor dem geschichtlichen Hintergrund veranschaulicht. In diesem Kontext wird das Deutsche Hafenmuseum ein „Museum der Globalisierung“.

Für die Umsetzung dieser Zielvorgaben eröffnete sich erst im letzten Jahr ein realistisches Zeitfenster von rund acht Jahren. 2015 hatte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages der Stadt Hamburg für die Errichtung eines Deutschen Hafenmuseums sowie für die Rückholung der ehemals Hamburger, dann englischen Viermastbark „Peking“ aus New York und für die aufwendige Sanierung des stählernen Langstreckenseglers 120 Millionen Euro bewilligt.

Die übergeordnete Verantwortung für das Museumsprojekt wurde der Stiftung Historische Museen Hamburg übertragen. In Abstimmung mit der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen sowie der HafenCity Hamburg GmbH und weiterer Partner wurden zunächst verschiedene Standorte für das geplante Hafenmuseum Hamburg diskutiert und wieder verworfen, bevor man sich 2019 auf ein Areal des ehemaligen Überseeterminals im gerade erschlossenen neuen Stadtteil Grasbrook am Südufer der Elbe westlich der Elbbrücken einigte. Gegenüber am Nordufer der Elbe befindet sich der seit 2002 fortlaufend weiter ausgebaute und entwickelte Stadtteil HafenCity.

Eine besondere Attraktion des zukünftigen Hafenmuseums wird die 1911 auf der Hamburger Werft Blohm & Voss erbaute „Peking“, die derzeit noch im Hansahafen festgemacht hat. Der Langstreckensegler war bis in die 1930er Jahre auf der Salpeterfahrt nach Chile eingesetzt und hat 25 Mal mit verschiedenen Besatzungen das Kap Hoorn umrundet.

Mitfahrt auf Stückgutfrachter

Nach der Restaurierung in einer Werft in Wewelsfleth am Elbnebenfluss Krückau kehrte die „Peking“ 2017 unter dem Geleit zahlreicher Schiffe nach Hamburg zurück und ist seither Hamburgs zweiter Traditionssegler aus der Epoche der spektakulären Sturmfahrten um das Kap Hoorn mit dem Reiseziel Chile in der Zeit zwischen 1870 und den 1930er Jahren.

Bei der Konzeptionsphase für das Museumsprojekt hat man auswärtige Experten einbezogen. Die bisher vorgestellten Ideen sehen unter anderem vor, maritime Großobjekte auf attraktiv gestalteten Freiflächen des Museums zu platzieren und das Gelände am Kai zum Bestandteil des Museums zu machen. Von einem Aussichtsturm soll der Ausblick auf die Hamburger Innenstadt ermöglicht werden.

Nach den Plänen der Stiftung Historische Museen wird das Hafenmuseum über Bereiche verfügen, die rund um die Uhr öffentlich zugänglich sind, so wie in einem modernen Hafen 24 Stunden täglich, sieben Tage die Woche und 360 Tage im Jahr gearbeitet wird. Für 2023 war die Ausschreibung eines Architekturwettbewerbs für den Gebäudekomplex vorgesehen. Mittlerweile heißt es, der Architekturwettbewerb werde auf Grundlage der vorliegenden Planungen zum gesamten Stadtteil „in nächster Zukunft“ ausgeschrieben. Ein 5680 Quadratmeter großes Gelände ist bereits eingeebnet worden, die Funktions- und Freiraumplanung des gesamten Stadtteils sind durchgeführt.

Eine Visualisierung zeigt die neue Bebauung mit elbseitigen Befestigungsmauern und Hochwasserschutz. Der Museumskomplex im Zentrum ist durch eine Bastion direkt mit dem Liegeplatz der „Peking“ verbunden. Für den barrierefreien Zutritt bei Ebbe und Flut wird ein absenkbarer Ponton angelegt.

Unterdessen hat das Hafenmuseum „Rund um den Schuppen 50A“ sein vielfältiges Angebot für die Besucher nochmals erweitert. Anhand von historischen Objekten und Berichten ehemaliger Seeleute und Hafenarbeiter wird das Arbeiten am Hafen und auf den Schiffen erlebbar gemacht. Ehrenamtliche Mitarbeiter erklären und demonstrieren die Funktion originaler Werk- und Fahrzeuge auf dem Gelände rund um die historischen 50er-Schuppen am Bremer Kai aus einer langen und wichtigen Periode der Hafengeschichte: die Zeit des Güterumschlags vor der Einführung des Containers.

Mitfahrten auf dem Stückgutfrachter „Bleichen“ sind wieder möglich. In der Hafenmanufaktur kann man an Kursen im Takeln, Segelmachen und maritimen Schmieden teilnehmen. Zu besonderen Anlässen wird eine 70 Kilogramm schwere Kupferhelmtauchausrüstung in Funktion gesetzt. Besucher helfen bei der Versorgung mit Atemluft durch eine Handpumpe. Eine Dekompressionskammer veranschaulicht, wie Taucher sich nach langen und tiefen Tauchgängen in großer Enge wieder an den normalen Luftdruck gewöhnen mussten.

• Mittwochs bis freitags finden geführte Rundgänge auf der historischen Viermastbark von 10 bis 16 Uhr sowie sonnabends, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 16.30 Uhr alle 30 Minuten statt. www.shmh.de/deutsches-hafenmuseum


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