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Stralsunds Nautineum zeigt den Nachbau eines frühen Tauchgeräts aus Barth
Vorpommern besitzt in der Hansestadt Stralsund in Hafennähe ein modernes Meeresmuseum, das seit seiner Eröffnung zur Touristenattraktion gedieh und Besucher aus aller Welt anzieht. Seit 1999 gibt es auf der Insel Dänholm bei Stralsund mit dem Nautineum zusätzlich eine Außenstelle, die auf einer rund zwei Hektar großen Ausstellungsfläche ein vielgestaltiges Angebot bereithält. Das reicht von der Meeresforschung, Hydrographie und Fischerei, zeigt einen Überblick der bekannten Seewasserstraßen mit historischen Schiffswracks bis hin zu Zeesenbooten und Forschungstauchbooten.
Nach der jüngsten Wiedereröffnung der Außenstelle in Konsequenz der Corona-Pandemie zeigt das Nautineum eine neue Attraktion. Das ist der „originalgetreue Nachbau“ einer frühen „Tauchermaschine“, die der lange vergessene Tauchpionier Peter Kreeft aus Barth in Vorpommern vor über 200 Jahren entwickelt und dem damaligen Schwedenkönig vorgeführt hatte. Moderne Tauchhistoriker wiesen inzwischen nach, dass der Erfinder aus Barth damit die Entwicklung moderner Taucherausrüstungen auf den Weg brachte. Der Nachbau der Kreeftschen Erfindung ist jetzt im Nautineum zu besichtigen.
Der erste maßgebliche Erfinder der Tauchergeschichte war Marianus Jacobus, der im 15. Jahrhundert einen Taucheranzug mit Helm beschrieb. Ihm folgte um 1500 Leonardo da Vinci mit einer Weiterentwicklung. Um 1797 erregte dann Karl Heinrich Klingert aus Schlesien mit seinem Taucheranzug Aufsehen, der damit unter Wasser wirksam werden konnte und Peter Kreeft in Vorpommern zu eigenen Versuchen anregte.
Dank der Nachforschungen von Jens-Peter Clausen im Jahr 2010 konnten die Lebensdaten für den Erfinder aus Barth inzwischen konkretisiert werden. Demnach wurde Kreeft Anfang Februar 1739 in Wieck auf dem Darß geboren und danach am 9. Februar 1739 als „Sohn des Stoffer Kräfften von Wike“ in der Seemannskirche von Prerow getauft. Er heiratete 1766 Magdalena Elisabeth Tietzen aus Rostock, wurde 1780 Bürger der Stadt Barth und erlangte zunächst als Schiffer und Kaufmann größeren Wohlstand.
Interessant ist der Umstand, dass in der Seemannskirche von Prerow und in der St.-Petri-Kirche in Rostock zwei Votivschiffe mit dem Hinweis auf Peter Kreeft überliefert sind. Prerow war sein Hochzeitsort und Rostock der Herkunftsort seiner Frau.
Der Schiffer und Kaufmann wurde schon 1782 auch als Reeder geführt, kümmerte sich per Ausarbeitung einer neuen „Speiseordnung“ um die Verbesserung der Verpflegung auf Schiffen und war offenkundig auch technisch sehr interessiert. Er beschäftigte sich wohl schon früh mit der Entwicklung einer Tauchhilfe. Klingerts Versuche inspirierten ihn nach 1797 zu einer Weiterentwicklung und eigenen Tests.
Diese Tests waren am Ende durchaus erfolgreich. Kreefts Helmtauchgerät besaß einen lederbezogenen Metallhelm und eine große Sichtscheibe. Das ermöglichte die Verständigung zwischen dem Taucher sowie seinen Helfern über der Wasseroberfläche und bewährte sich bei Meeresgrundwanderungen sowie -untersuchungen sowie bei der Bergung der Ladung eines gesunkenen Schiffes. Kreeft sorgte damit für großes Aufsehen, weckte das Interesse von Gustav IV. Adolf, der damals als Schwedenkönig auch über Vorpommern gebot.
Im Juli 1800 führte er seine „Tauchermaschine“ in Stralsund der Öffentlichkeit vor, die den Monarchen stark beeindruckte. Darüber wurde ein Bericht verfasst, der große Bekanntheit erlangte, später allerdings in Vergessenheit geriet. Erst der Tauchhistoriker Michael Jung holte den Bericht aus dem Staub der Geschichte hervor und sorgte zuletzt für eine größere Verbreitung, die das öffentliche Interesse an dem Erfinder Peter Kreeft aus Barth weckte.
Jens Peter Clausen erkundete die konkreten Lebensdaten. Das Vineta-Museum in Barth sorgte für eine erste Ausstellung. Dazu gesellte sich der Nachbau der „originalgetreuen Tauchermaschine“, die jetzt im Nautineum auf der Insel Dänholm im Strelasund ausgestellt ist.
Der Erfinder und Tauchpionier Kreeft starb nach den Erkundungen Clausens im kirchlichen Sterberegister von St. Martin und in den Einwohnerlisten Barths am 20. Januar 1811 in Barth, wo er auch seine letzte Ruhe fand. Sein Sohn Christoph fungierte zu dieser Zeit als Generalkonsul von Mecklenburg-Schwerin in London. Inzwischen wird Peter Kreeft zu den 50 berühmtesten Persönlichkeiten Pommerns gerechnet.