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Lebensmittel bis zu 60 Prozent teurer – Nordostpreußen spürt einmal mehr seine Lage als Exklave
Die Inflation steigt im Königsberger Gebiet stärker als in anderen Regionen der Russischen Föderation. So lagen die Preise für Lebensmittel im Januar um sieben Prozent über dem Niveau des Vergleichsmonats des Vorjahres. Es war der höchste Preissprung in den letzten fünf Jahren.
Es gibt eine Reihe von Produkten des täglichen Bedarfs, bei denen die Kostensteigerung sogar im zweistelligen Bereich liegt. So verteuerten sich Zucker um 64 Prozent, Sonnenblumenöl um 27 Prozent, Getreide und Eier um etwa 20 Prozent sowie Nudeln um 13 Prozent. Kartoffeln sind spürbar teurer geworden – für sie müssen die Verbraucher etwa 20 Prozent mehr berappen. Ebenso gehören Tomaten, Weintrauben, Knoblauch, Zwiebeln, Buchweizen, Rüben und Möhren zu den Spitzenreitern bei der Preisentwicklung. In der Folge geben immer mehr Familien einen erheblichen Teil ihres Monatseinkommens für Lebensmittel aus.
Und das, obwohl die Regierung im Dezember 2020 eine Preisregulierung für genau diese Produkte eingeführt hat. Nach Ansicht von Experten ist der Grund für die höheren Preise trotz Deckelung, dass die staatliche Regulierung zu einem Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage und infolgedessen zu Engpässen und Preisspitzen führt.
Preisdeckel blieb wirkungslos
Das Landwirtschaftsministerium und das Antimonopolkomitee in Moskau haben im Dezember Sondervereinbarungen mit Produzenten und Einzelhandelsketten über die Regulierung der Zucker- und Ölpreise bis zum 1. April 2021 abgeschlossen. Den regionalen Behörden wurde jedoch die Möglichkeit eingeräumt, den Höchstpreis für diese Produkte selbst festzulegen. Dabei wurde die besondere geografische Lage des Königsberger Gebiets berücksichtigt. Die Schließung der Grenzen im Zusammenhang mit der Pandemie und die verstärkte Kontrolle dort ermöglichen keine schnelle Lieferung von Waren über die Grenzübergänge in die Region.
Daher lag im Königsberger Gebiet die Obergrenze der regulierten Preise etwas höher als im nationalen Durchschnitt. Ende Dezember begannen die Einzelhändler, Zucker und Sonnenblumenöl zu Sonderpreisen zu verkaufen, die in etwa denen im Rest der Russischen Föderation entsprachen. Die Höchstpreise für die Region wurden mit umgerechnet 0,68 Euro beziehungsweise rund 1,40 Euro angekündigt. Die Regierung erklärte den anhaltenden Preisanstieg mit dem schwächer werdenden Rubel, den sinkenden Erträgen wichtiger Feldfrüchte und dem Wunsch vieler Länder, die Produkte nach Russland importieren, eigene Reserven für die instabile Zeit der Pandemie anzulegen.
Die größte Belastung für ihr monatliches Einkommen haben die Rentner. Ein erheblicher Teil von ihnen arbeitet weiterhin als Selbstständige oder Angestellte. Ohne zusätzliche Einnahmen würden sie nicht über die Runden kommen. Berufstätige Rentner müssen auch weiterhin Steuern und Sozialbeiträge an die Renten- und Krankenkasse zahlen. Gleichzeitig wird die Höhe ihrer Rente im Gegensatz zu nicht erwerbstätigen Rentnern nicht indexiert, das heißt, sie wird nicht an die Marktentwicklung angepasst und steigt nicht proportional zur allgemeinen Preisentwicklung. In letzter Zeit wird darüber diskutiert, ob dies ungerecht sei, insbesondere in der aktuellen Situation. Die Regierung arbeitet derzeit an Möglichkeiten, wie die Anpassung der Renten für arbeitende Rentner wieder aufgenommen werden kann.
Eine weitere alarmierende Tatsache ist, dass im nördlichen Ostpreußen der rasanteste Anstieg des Anteils säumiger Konsumentenkredite in der gesamten Föderation zu verzeichnen ist. Die Verschuldung der Bürger im Gebiet durch Hypothekendarlehen ist fast um die Hälfte gestiegen. Einerseits wird die finanzielle Situation der Familien immer instabiler, andererseits haben die Senkung der Kreditzinsen und die Einführung von Vorzugshypotheken für den Erwerb von Wohnraum in ländlichen Gebieten zu einem rasanten Anstieg der Zahl neuer Immobilienkredite geführt.
Arbeitslos und überschuldet
In der Zwischenzeit sind aber die Lebensmittelpreise in der Russischen Föderation etwa achtmal so stark gestiegen wie durchschnittlich in der Europäischen Union. Im Laufe eines Jahres hat sich die Zahl der offiziell registrierten Arbeitslosen im Königsberger Gebiet um das Achtfache erhöht. Nur ein Viertel derjenigen, die sich bei der regionalen Arbeitslosenvermittlung als arbeitssuchend meldeten, konnte eine neue Stelle finden.
sitra achra am 10.03.21, 13:10 Uhr
Die Inflation wird auch hierzulande anfangen zu galoppieren. Dann stehen wir mit den Russen in einer Schicksalsgemeinschaft.