Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Die Parlamentswahl in der Republik Polen zeigte: Preußens Ostgrenze lebt auch nach 100 Jahren
Immense soziale und in der Folge auch politische Unterschiede zeigen sich bekanntlich zwischen der Altbundesrepublik und der einstigen DDR. Sie resultieren aus einer Grenzziehung nach dem Zweiten Weltkrieg und haben sich damit seit über 70 Jahren herausgebildet. Mindestens ebenso deutlich können sich solche Unterschiede auch noch nach über hundert Jahren darstellen, wie unser Nachbar Polen zeigt. Dort wurde am 15. Oktober ein neues Parlament gewählt. Die nebenstehende Karte zeigt die Präferenzen für die führenden politischen
Lager.
Die nationalkonservative PiS, in der Karte blau gefärbt, hat ihre Hochburgen in den historischen Gebieten des einstigen Kongresspolen (Russisch-Polen) sowie an der südlichen Flanke um Krakau in den einstigen Teilen Österreich-Ungarns. Gerade im damaligen Kongresspolen dominieren kleine und kleinste bäuerliche Einheiten. Hingegen waren die einst preußischen Landesteile im Westen und Norden des heutigen Staatsgebietes viel engmaschiger infrastrukturell erschlossen, was sich bis heute zum Beispiel im Eisenbahnnetz widerspiegelt.
Im östlichen Polen ragen damit in beiger Färbung Mehrheiten für die KO (Bürgerkoalition) nur in den großstädtischen Ballungszentren Warschau, Lodsch [Lódź] und Krakau hervor, in denen traditionelle Bindungen stärker aufgehoben sind. Hinzu gesellt sich im Nordosten der Urwald von Białowieża mit seiner weißrussischen Volksgruppe, die sich von Polens Nationalkonservativen von der PiS bedrängt fühlt. Die Bürgerkoalition ist ein 2018 geschlossenes Wahlbündnis zwischen der liberal-konservativen Bürgerplattform (PO), der wirtschaftsliberalen Nowoczesna (Moderne) und den Grünen.
Mehrheiten im Osten für die Bürgerlichen
Neben Metropolen wie Danzig, Stettin, Posen und Breslau sind in Polens Nord- und Westgebieten aber auch viele ländliche Wahlkreise mit Mehrheiten der Bürgerkoalition ausgestattet oder verfügen nur über knappere Mehrheiten der PiS. Dabei unterscheiden sich Gebiete um Posen und um Danzig, die bereits nach dem Ersten Weltkrieg an das damals neu entstandene Polen gefallen sind, nur geringfügig im Wählerverhalten von den nach dem Zweiten Weltkrieg an Polen gefallenen Gebieten, aus denen die Deutschen fast vollständig vertrieben wurden.
Insgesamt vereint den einst preußischen Raum neben der starken Infrastruktur, dass dort gerade im Sozialismus Regionen von Grund auf neu in ihrer Sozialstruktur ausgerichtet wurden, in der Landwirtschaft etwa durch großflächige Produktionsgenossenschaften. Die Vertreibung potenzierte dies nur noch einmal.
Auch die alteingesessenen Oberschlesier sind unanfällig für die PiS, die Minderheitenrechte der Deutschen oder das Selbstbewusstsein von Autonomisten, die sich oft als quasi eigene oberschlesische Nationalität sehen, beschneiden will.
Für wenige dunkelblaue PiS-Hochburgen in Niederschlesien ist neben Strukturschwäche überraschenderweise auch Strukturstärke verantwortlich. So wählen viele Menschen im reichen Kupfergürtel um Liegnitz [Legnica] und Lüben [Lubin] die PiS, welche Mitarbeiter des staatsnahen Kupfertagebaus besonders fördert.