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Der holländische Soziologe Ruud Koopmans appelliert an Muslime in Europa, entschieden Intoleranz und Gewalt entgegenzutreten
Die Hauptursache für die Probleme der islamischen Welt liegt nicht außerhalb des Islam, sondern in einer Glaubensauffassung, die mit Hass und Gewalt gegen Andersgläubige vorgeht, in der Mitte der islamischen Gesellschaft selbst. Das ist die These, die der an der Berliner Humboldt-Universität lehrende holländische Soziologe Ruud Koopmans in seinem Buch „Das verfallene Haus des Islam“ konsequent verfolgt. Der Untertitel sagt auch gleich, dass die Ursachen von Unfreiheit, von Stagnation und Gewalt in fast allen islamischen Staaten religiöser Natur seien, also ein Fundamentalismus, der den Koran buchstabengetreu begreife und aggressiv verbindlich mache.
Es ist ein streitbares, in seiner klaren Meinung auch über Wunschdenken und Harmoniesehnsüchte in Europa streitbares Buch. Es sei islamkritisch, aber nicht islamfeindlich, beteuert Koopmans. Das Erschrecken des Lesers rührt aus den gut begründeten und wissenschaftlich abgesicherten Fakten. Feindseligkeit ist nicht zu erkennen, eher Betroffenheit, in welche Sackgassen sich der Islam weltweit manövriert hat, ohne es selbst zu merken.
Der Fundamentalismus in den meisten der heute 47 islamisch geprägten Staaten habe vor allem drei gravierende Folgen: Staat und Religion sind nicht getrennt, sondern eins, die Scharia ist Staatsrecht, und dort, wo sie konsequent gilt, mit drakonischen Strafen für Andersgläubige, Homosexuelle und Abtrünnige. Die zweite, noch schwerwiegendere Folge sieht Koopmans in der eklatanten Benachteiligung der Frau, in ihrer durch die Scharia nur halben Rechtstellung gegenüber dem Mann, in vielfach früh erfolgter Zwangsverheiratung und in größerer Arbeitslosigkeit. Drittens die offene Wissensfeindlichkeit. Das kleine Finnland mit seinen fünf Millionen Einwohnern, so Koopmans drastisches Beispiel, übersetzt mehr wissenschaftliche Titel, als es für die halbe Milliarde Menschen arabischer und türkischer Sprache insgesamt geschieht. In puncto Einkommen sind die meisten muslimischen Länder weltweit auf untere Ränge abgerutscht.
Viele Immigranten hätten ihre traditionellen Ansichten zu Religion und Gesellschaft mit nach Europa gebracht, so Koopmans. „In den Problemen der muslimischen Integration spiegelt sich die Krise der islamischen Welt im Kleinformat.“ Hier könne nur gelten, Demokratie und Menschenrechte geduldig, aber auch beharrlich dagegen zu halten. Koopmans appelliert an die Muslime, Verantwortung für ihren Glauben zu tragen und „massenhaft“ Intoleranz und Gewalt entgegenzutreten.
Ruud Koopmans
Das verfallene Haus des Islam
Die religiösen Ursachen von Unfreiheit, Stagnation und Gewalt
C.H.Beck Verlag, München 2020, gebunden, 288 Seiten, 22 Euro
Selina Strother am 09.03.23, 19:32 Uhr
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