13.12.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden

Natur

Rastplatz für Zugvögel

Viele Vögel orientieren sich am Lauf der Elbe für ihre Reise in den Süden – Das Unesco-Biosphärenreservat dient als Zwischenstopp

Helga Schnehagen
26.10.2020

Die 1094 Kilometer lange Elbe ist der letzte noch frei fließende Strom Deutschlands und eine der letzten naturnahen Flusslandschaften Mitteleuropas. Wer nur den breiten Strom der Unterelbe vor Augen hat, übersieht die wilde Auen-Landschaft der Mittelelbe. 1997 wurde ein ungefähr 400 Kilometer langer Stromabschnitt von der Unesco als Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“ anerkannt. Mit rund 282.250 Hektar ist es das größte im Binnenland gelegene Biosphärenreservat in Deutschland.

Der Abschnitt erstreckt sich über fünf Bundesländer. In Brandenburg liegen davon zwischen Dömitz und Quitzöbel bei Rühstädt knapp 19 Prozent. Über 100 Kilometer war die Elbe innerdeutsche Grenze, ein Refugium für Flora und Fauna. Heute ist sie Teil des Grünen Bandes entlang der ehemaligen Demarkationslinie. Alte Grenztürme sind jetzt Aussichtstürme. Einer von ihnen am Fähranleger/Hafen Lenzen bietet den Blick auf eines der größten deutschen Renaturierungsprojekte, das gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Hochwasser- und Naturschutz.

Die wilden Vögel vom „Bösen Ort“

In der Prignitz wurde zwischen dem Hafen von Lenzen und dem „Bösen Ort“, einer für die Schifffahrt gefährlich scharfen Flussbiegung – daher der Name –, vor gut zehn Jahren der Elbdeich bis zu 1,3 Kilometer ins Landesinnere zurückverlegt. Der alte Deich blieb erhalten, und zwischen ihm und dem 7,1 Kilometer langen neuen Schutzwall wurden 420 Hektar neue Auenwildnis hinzugewonnen. Steigt der Pegel, wird das Wasser durch sechs Öffnungen im Altdeich in die Überflutungsaue geführt. Dass es je die Höhe des neuen Deichs übersteigt, gilt als unwahrscheinlich.

Vom „Auenblick“ beim „Bösen Ort“ schaut man auf eine Flutrinne, die in der Regel gerne von zahlreichen Wasservögeln genutzt wird. „Dieses Jahr“, so Ricarda Rath, Gebietsleiterin der Naturwacht Lenzen, „führt sie durch die langanhaltende Trockenheit derzeit jedoch nur wenig Wasser.“ Auch die ausgedehnte Sandbank auf dem gegenüber liegenden niedersächsischen Elbufer wird je nach Jahreszeit gern von Kiebitzen, Gänsen und Enten zur Rast genutzt.

Besonders im Herbst, wenn Zugvögel die Flusslandschaft prägen und neben den Flussniederungen in Mooren und Seen sowie auf den abgeernteten Getreide- und Maisfeldern Energie tanken und sich Fettreserven anfressen. Dabei liegt die Prignitz im Zugkorridor auffallend vieler Arten, die Brandenburg überqueren, zeitweise rasten oder auch weiterziehen: Kraniche, Bläss- und Saatgänse, Sing- und Zwergschwäne, zahlreiche Entenarten, wie etwa Pfeifenten oder Schnatterenten, sowie Watvögel wie Bekassinen.

Kraniche zieht es besonders ins Rambower Moor, das nur wenige Kilometer von der Elbe und Lenzen mit seiner geschichtsträchtigen Burg, heute Hotel und Besucherzentrum des Biosphärenreservats „Flusslandschaft Elbe“, entfernt liegt. Abends, wenn die Feuchtwiesen unter Nebelschwaden liegen und die Sonne langsam untergeht, steuern sie laut trompetend die flachen Moorgewässer an, um – wie es ihre Art ist – im knietiefen Wasser stehend zu übernachten. Gut beobachten lassen sich die Vögel von dem Aussichtsturm nahe Rambow aus.

Wichtige Rastflächen sind zudem die weitläufigen Wiesen der Lenzerwische zwischen Lenzen und Dömitz. Hier lassen sich im Winter auch die Feinde der Zugvögel beobachten, wenn der Seeadler vom Jagdfieber gepackt wird oder der eine oder andere Raubsäuger, wie etwa der Fuchs, sich ihm anschließt.

Zwischen Kommen und Gehen

Nicht alle Vögel ziehen weiter. In den letzten milden Wintern blieben zum Beispiel Kraniche und der Rotmilan in Deutschland. Saat- und Blessgänse sind dagegen bereits ständige Wintergäste. Sie ziehen nur bei hohen Schneelagen weiter. In ihre Schwärme mischen sich regelmäßig Weißwangengänse. Auch sie verbleiben in der Region. Nach den Gänsen treffen bis Ende Oktober die Sing- und Zwergschwäne ein und bleiben normalerweise bis in den März. „Im vergangenen Jahr“, so Rath, „zogen sie, vielleicht wegen des milden Winters, jedoch bereits Mitte Februar zurück in die Brutheimat.“

Allgemein können Vogelfreunde die Rast- und Zugvögel bis in den März hinein beobachten. Ab Februar/März beginnt dann auch der Rückzug der in den Süden geflogenen Vögel. „Ich bezeichne den März in Bezug auf das Zugvogelgeschehen auch gern als den Monat zwischen Kommen und Gehen“, präzisiert Rath. Die weithin zu hörenden melodischen Konzerte der Singschwäne gehören dabei zu den eindrucksvollsten Naturschauspielen in der winterlichen Elbtalaue.

• Besucherzentrum Burg Lenzen, Burgstraße 3, Telefon (038792) 1221, E-Mail: info@burg-lenzen.de, www.burg-lenzen.de


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentare

Jörg Munzel am 27.10.20, 07:17 Uhr

Steht keiner auf,um gegen diese unsinnigen Interpretationen der Testungen COVID zu protestieren?

Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS