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Das Verbot von Hidschabs und Niqabs an Schulen der Region Wladimir erzürnt die muslimischen Hardliner im Kaukasus, die sich als Muslimen-Sprecher sehen
Nicht nur in Europa kommt es immer öfter zu Konflikten mit der moslemischen Bevölkerung. Auch in der Russischen Föderation, kommt es in letzter Zeit immer wieder zu Konflikten.
In der Region Wladimir, etwa 200 Kilometer nordöstlich von Moskau gelegen, leben Vertreter von mehr als 120 Nationalitäten und 16 Konfessionen. 75 Prozent der Menschen dort sind von ihrer Religion her christlich-orthodox geprägt, hingegen sind lediglich 1,4 Prozent der Bevölkerung Muslime. Die Regionalregierung verfolgt bisher eine harmonische Politik der Interaktion mit Vertretern aller Religionen und Nationalitäten, die darauf abzielt, Konflikte aus ethnischen und religiösen Gründen zu vermeiden.
Am 22. Oktober jedoch entschied die Regionalregierung im Einklang mit der russischen Verfassung, das Tragen von Niqab und Hidschab in den Schulen zu verbieten. Die Regierung der Region Wladimir stützte sich auf die Erfahrungen anderer Regionen, in denen schon ähnliche Entscheidungen gegen den weiblichen Kleidungskult des Islams getroffen worden waren. Ebenso berief man sich dabei auf den Standpunkt des Obersten Gerichtshofs, der die Situation bereits 2013 beurteilt hatte. Denn das Verbot religiöser Kleider und Abzeichen gilt auch für jüdische und christliche Schüler.
Scharia statt russischen Rechts
Dennoch kritisierte der tschetschenische Staatsduma-Abgeordnete Adam Delimchanow, ein Cousin des allmächtigen Tschetschenenführers Ramzan Kadyrow, der 2022 noch die Enthauptung eines Richters geforderte hatte, weil dieser einen Oppositionellen freigesprochen hatte, die örtlichen Behörden scharf. Er bezeichnete die Anordnung als „provokativ“ und versprach, sie umgehend wieder aufzuheben. In Tschetschenien gilt nämlich nicht russisches Recht, sondern die islamische Scharia. Nach zwei Kriegen leben heute keine Russen mehr dort, obwohl sie früher immerhin bis zur Hälfte der gesamten Bevölkerung stellten.
Der Niqab ist eine weibliche Kopfbedeckung, die das Gesicht bedeckt und lediglich einen schmalen Schlitz für die Augen aufweist, durch den die Trägerin sehen kann. Der Hidschab ist ein islamisches Kleidungsstück für Frauen, das den gesamten Körper mit Ausnahme von Gesicht, Händen und Füßen bedeckt. Alexander Brod, Mitglied des präsidialen Menschenrechtsrates, sagte kurz darauf, dass die Russische Föderation ein säkularer Staat sei. Und wenn jemand eine streng religiöse Einstellung habe, könne er für seine Kinder eine spezielle Bildungseinrichtung mit religiöser Ausrichtung wählen. Ihm zufolge hat die „kleine und freundliche“ muslimische Gemeinschaft der Region Wladimir keine Unzufriedenheit mit der Anordnung geäußert, „aber aus irgendeinem Grund versuchen Leute von außerhalb der Region, unsere internen Angelegenheiten zu diskutieren“.
Verbot soll gegen Mobbing schützen
Mit „außerhalb“ ist jedoch Tschetschenien und Dagestan gemeint, wo Kadyrow das Gesetz ist. Er kann dort vorschreiben, wie man sich kleidet und wie man sich benimmt. Aber auch in Russland selbst hat es den Anschein, dass er sich an keine Regeln halten muss.
Hintergrund des Hidschab-Verbots ist ein Kampf gegen Mobbing, weil die islamischen Kopftücher oftmals Konflikte unter Schülern provozieren. Die Lokalregierung hat die bestehende Verordnung über das Verbot religiöser Kleidung in Schulen auf Druck der Eltern nur geändert, damit es nicht zu noch mehr Mobbing kommt.
Salakh Mezhiyev, ein Berater des tschetschenischen Führers Kadyrow und Mufti der Republik, stellte mit Bedauern fest, dass „gerade in einer Zeit, in der wir uns besonders um gegenseitiges Verständnis, Toleranz und Respekt füreinander bemühen sollten, orthodoxe Russen interethnischen und interreligiösen Zwist in Russland schüren“, so der Mufti. Mit „schweren Zeiten“ meinte er Russlands Krieg gegen die Ukraine, der die muslimischen Völker innerhalb der Russischen Föderation inzwischen immer aufmüpfiger werden lässt.
Putin braucht beide Seiten
Nachdem der Kaukasus schon fest in islamistischer Hand ist, kommt es den islamistischen Hardlinern im Kaukasus jetzt nämlich darauf an, eine Art islamische Halbmond-Verbindung zu den muslimischen Völkern im Innern der Russischen Föderation um Tatarstan zu schlagen. Auf dieser Halbmond-Verbindung liegt die Region Wladimir.
Der Duma-Abgeordnete aus Dagestan, Sultan Khamzaew, bezeichnete die russischen Behörden der Region Wladimir als „Idioten“. Der Konflikt in Wladimir erreichte sogar die Präsidialverwaltung. Der Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Dmitri Peskow, sagte jedoch, dass sich der Kreml nicht an der Diskussion beteiligen werde. Putin braucht sowohl den orthodoxen Patriarchen Kyrill als auch den Muslimführer Kadyrow für seinen Angriffskrieg in der Ukraine.