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Sakrale Kunst

Romantische Spiegelungen

In Caspar David Friedrichs Farben schuf der Künstler Ólafur Elíasson Chorfenster für den Greifswalder Dom

Veit-Mario Thiede
11.04.2024

Ein Glanzlicht der Greifswalder Festlichkeiten zum 250. Geburtstag Caspar David Friedrichs (1774–1840) sind Ólafur Elíassons farbenprächtige neue Chorfenster im 800 Jahre alten Dom St. Nikolai. In ihm wurde der romantische Maler am 7. September 1774 getauft. Nachdem Napoleons Truppen den Dom entweiht hatten, erfolgte die Neugestaltung des Inneren zwischen 1824 und 1833 unter der Leitung des mit Friedrich befreundeten Malers und Architekten Gottlieb Giese. Die Holzarbeiten wie zum Beispiel die als „Binnenchor“ bezeichneten Stellwände erledigte ein Bruder Friedrichs: der Kunsttischler Christian Joachim. Dompastor Tilman Beyrich erklärt: „Diese romantische Umgestaltung ist einzigartig in Norddeutschland.“

Vorgesehen war damals auch die farbige Gestaltung der drei Chorfenster. Doch dafür fehlte das Geld. Die Wiederaufnahme des Projekts durch Beyrich und die Dombaubegleitgruppe heißt „Dom romantisch!“ und umfasst sowohl Restaurierungsarbeiten am Bauwerk als auch Buntglas für die zuvor eintonig grauen Chorfenster. Was das Kunstwerk gekostet hat, will Beyrich nicht verraten.

Der weltweit erfolgreiche isländisch-dänische Künstler Elíasson entwickelte mit seinem Berliner Studio, dem etwa
100 Mitarbeiter angehören, ein Kunststück, das mehr ist als ein Werk aus farbigem Glas. Durch seine Fenster soll das Licht von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang in den Dom fallen. Möglich macht das ein „Heliostat“ genannter drehbarer Spiegel im Außenbereich. Weitere Spiegel sind für den Innenraum vorgesehen. Aber die Installation der Innen- und des Außenspiegels steht noch aus. Und so ist das von Elíasson „Fenster für bewegtes Licht“ betitelte Kunstwerk trotz seiner Einweihung am 7. April unvollendet. Es wird jedoch im Laufe des Jahres vervollständigt.

Aber die Chorfenster sind auch ohne die noch fehlenden technischen Raffinessen sehenswert. Sie bestehen aus 3383 Scheiben mundgeblasenen Antikglases in 65 Farbtönen. Für die entwarf Elíasson eine geometrische Bleiverglasung aus Rauten und Kreisen. Elíassons Fenster sind eine Hommage an Caspar David Friedrichs Himmelsdarstellungen.

Insbesondere das Gemälde „Huttens Grab“ (um 1823/24) inspirierte ihn. Das Bild aus dem Besitz der Klassik Stiftung Weimar wird ab August in Dresdens Albertinum und ab November im Schiller-Museum Weimar ausgestellt. Es zeigt drei leere Fenster der Klosterruine Oybin, durch die das rote, gelbe und blaue Himmelslicht fällt. Diesen Farbverlauf griff Elíasson auf.Veit-Mario Thiede

Dom St. Nikolai, Domstraße 54, Greifswald. www.dom-greifswald.de


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