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Rückblick auf die Kulturtage in Pforzheim
Am 18. und 19. März fand die diesjährige Kulturtagung des Bundes der Danziger e.V. zum Tagungsthema „Heimatlos in der neuen Heimat? Die langen Schatten von Flucht und Vertreibung“ statt. Für die Veranstaltung öffnete das Museum Haus der Landsmannschaften in Pforzheim die Türen.
Für das Grußwort konnte der Bund der Danziger die Leiterin des Pforzheimer Kulturamtes, Angelika Drescher, gewinnen. Nach ihrer Darstellung der Arbeit der Kulturbehörde ließ sie nicht unerwähnt, dass Flucht und Vertreibung in Zeiten eines gegenwärtigen innereuropäischen Krieges aktuelle Themen seien – auch in Pforzheim, deren Einwohner aus 141 Staaten stammen.
Den wissenschaftlichen Part der Kulturtagung übernahm unter anderem der Historiker Dr. Christopher Spatz aus Bremen mit seinem Vortrag zum Grenzdurchgangslager Friedland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden darin vertriebene Deutsche aus sämtlichen Ostgebieten sowie ehemalige Kriegsgefangene zeitweilig untergebracht. Im Laufe der Jahre waren die Lagerbaracken der niedersächsischen Kleinstadt für etwa vier Millionen Menschen die erste Anlaufstelle nach dem Verlust ihrer Heimat. Anhand zahlreicher Lichtbildaufnahmen konnten die Teilnehmer einen Eindruck von den Umständen im Lager und von der Verzweiflung – aber auch Erleichterung – der Menschen dort gewinnen.
Spatz, der sich bereits seit vielen Jahren mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Schicksale der deutschen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge befasst, gab im Anschluss eine kommentierte Lesung aus seinem Buch „Nur der Himmel blieb derselbe. Ostpreußens Hungerkinder erzählen vom Überleben“. Die Schilderungen von einer der größten humanitären Katastrophen, die sich zwischen 1945 und 1948 im nördlichen Ostpreußen, in Königsberg und der weiteren Umgebung ereignete, ließen bei einigen Tagungsteilnehmern die schrecklichen Erinnerungen an die eigenen Fluchterlebnisse oder aber die Erzählungen des Vaters, der Mutter oder der Großeltern lebendig werden. Der Überlebenskampf vieler elternloser deutscher Kinder in sowjetischen Heimen und in den Wäldern und Dörfern Litauens ließ keinen Zuhörer unberührt. „Jede Fluchtgeschichte ist es wert, erzählt zu werden“, mit diesen Worten schloss Spatz seine Ausführungen zu den Lebensstationen der von ihm interviewten ostpreußischen „Hungerkinder“.
Es war unzweifelhaft, dass der erste Veranstaltungstag nicht mit einem derart schwerwiegenden Thema enden durfte. Daher gab es einen kurzweiligen und unterhaltsamen Impulsvortrag zum Danziger Kantapfel – wiederum von Spatz. Anhand zahlreicher Bilder illustrierte der Referent seine Leidenschaft für den Anbau alter ostdeutscher Obstsorten.
Am Folgetag eröffnete die Landesbeauftragte des Bundes der Danziger für Baden-Württemberg, Petra Lorinser, mit einem Vortrag über das Wirken des Bundes der Danziger ebendort. Hierbei gab es nicht nur für die jüngeren Mitglieder des Bundes der Danziger einen „Aha-Moment“. Denn Pforzheim war nämlich, wie die Referentin darlegte, schon seit jeher ein Ort der Begegnung für die Danziger Gemeinschaft. Besondere Erwähnung fand insoweit Prof. Dr. Ruhnau, der sich als Landesvorsitzender ab 1966 für gut drei Jahrzehnte für die Belange des Bundes der Danziger in Baden-Württemberg einsetzte.
Der Berliner Geograph Reinhard M. W. Hanke hob mit einem gleichermaßen informativen wie amüsanten Vortrag zum Danziger Astronomen Johannes Hevelius die Bedeutung desselben für die Astronomie im 17. Jahrhundert und im Allgemeinen hervor.
Der nächste Programmpunkt sah eine Führung durch das Museum Haus der Landsmannschaften vor. Seit Ende der 1980er-Jahre ist das restaurierte Bauernhaus im Stadtteil Brötzingen Ausstellungsort der Heimatvertriebenen. Die Hausherrin Ursula Schack ließ es sich trotz ihres beachtlichen Alters von 97 Jahren nicht nehmen, selbst zur Geschichte des Hauses auszuführen und erläuterte in jeder der sieben Heimatstuben die Exponate. Das Museum steht den Besuchern regelmäßig sonntags und auf Anfrage offen.
Der stellvertretende Vorsitzende des Bundes der Danziger, Dr. Bennet Brämer, zog eine positive Bilanz der Tagung und bedankte sich im Namen des Bundes der Danziger für die Gastfreundschaft von Frau Schack. Weitere Danksagungen richteten sich an die Referenten für ihre Vorträge, Frau Drescher für ihr Grußwort sowie an die gut 40 Gäste für ihre Teilnahme und die zahlreichen Diskussionsbeiträge. Nicht zuletzt gebührte den freiwilligen Helfern aus Pforzheim und Ravensburg der Dank für ihren Einsatz zum Gelingen der Veranstaltung. Für das kommende Jahr stellte Brämer eine erneute Veranstaltung des Bundes der Danziger in Süddeutschland in Aussicht – dies verbunden mit dem Wunsch nach einem Wiedersehen mit allen Tagungsteilnehmern.
sitra achra am 04.04.23, 17:00 Uhr
Diese Skulptur könnte das grausame Schicksal meiner verstorbenen Schwiegermutter aus dem Danziger Werder wiedergeben . Bei ihrem Anblick kommen mir die Tränen.